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"Women lack „vertical ambition?“"

Als Kevin Roberts, Vorstandsvorsitzender der Werbeagentur Saatchi & Saatschi, kürzlich zurücktrat, bemerkte er, dass „diese Geschlechterdebatte doch längst vorbei sei" – und dass der Grund, weswegen sich die Anzahl der Frauen in den Führungsebenen der großen Marketingagenturen nur im einstelligen Bereich bewege, darin bestünde, dass es Frauen an „vertical ambition“ fehle, an zu wenig „Drang nach oben“. Lynn Branigan und die 84-jährige Werbepionierin und Autorin von „Mad Women“, Jane Maas, sehen darin einen Beweis, dass sich trotz aller beruflichen Erfolge von Frauen in der PR- und Werbebranche, die Machtstrukturen noch nicht wesentlich geändert haben könnten. Denn wie sonst könnte ein so etablierter Vertreter der Branche so naiv sein, eine derartige Bemerkung fallen zu lassen…“, entweder hat er damit für sich selbst entschieden, dass es dieses Thema einfach nicht mehr gibt – oder er hat nichts zu verlieren…- und offensichtlich spricht er aus, was viele andere denken“. Er nutzt ein Klima, das auch ein Donald Trump verbreitet, wenn er sagt: „Wenn Du kein Anzugträger (Mann) bist, dann halt den Mund!“ – „Die ‚alte Botschaft‘“ so Maas, „Du sagst einfach nicht, dass Dich Dein Chef mobbt, belästigt und nicht weiterkommen lässt. Du versuchst einfach, damit klarzukommen.“


Aussteigen aus der Verlogenheit

Obwohl gerade die PR als „Softe Abteilung“ in Unternehmen gerne als frauenspezifisch angesehen wird – und dort die wenigen, (Alibi) Führungspositionen gerne an Frauen vergeben werden,  sitzen in den großen mächtigen Agenturen Männer in der Führungsetage, gelten die Old-Boys-Connections. Der Grund, dass seit 2012 die sogenannte „3%-Konferenz“ (damals waren nur 3% Creative Directors Frauen) jedes Jahr mit Hunderten Teilnehmerinnen stattfindet, so Maas, die als Copywriter für Ogilvy & Mather und Präsident von Earle Paler Brown arbeitete, liege zum einen darin, dass Frauen direkt aus Führungspositionen heraus – oder vor Erreichen der Position aussteigen. Das sei aber nicht, weil Frauen nicht über "vertical ambition" verfügten. Und es sei auch sicher nicht so, dass es einen „geheimen Plan“ gebe, Frauen von diesen Positionen fernzuhalten. Die Entscheidung, warum die Frauen "aussteigen" und es damit auch weniger Frauen in Führungspositionen gibt, liege zum anderen auch daran: Sie wollten eben nicht ihr ganzes Leben und ihr Privatleben dafür aufgeben in Abhängigkeit vom Kundenaccount, Leute zu feuern, anstatt ihre Kompetenzen als "Creative Director" voll auszuüben. Immerhin haben die meisten männlichen Executives noch ein Privatleben, das ihnen ihre Frauen ermöglichen, indem sie ihnen den Rücken freihalten. Umgekehrt sieht es häufig nicht so aus. Cindy Gallop, ehemalige Präsidentin der Werbeagentur BBH fügt noch einen weiteren entscheidenden Grund hinzu: Die Frauen steigen nicht freiwillig aus den Top-Positionen aus. Sie werden „hinausgemanagt“.