Zu den Autoren gehören Mag. Thomas Böhler, zur Zeit als Ökonom für die UNO in New York tätig, sowie Prof. Dr. Otto Neumaier, Dr. Gottfried Schweiger und Prof. Dr. Clemens Sedmak – alle drei zu Fragen der Sozialphilosophie am Zentrum für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg tätig.

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Foto von Nastuh Abootalebi

Im ersten Artikel „Was Arbeit bedeutet“ skizziert Otto Neumaier die unterschiedlichen Verwendungsweisen des Begriffes Arbeit sowie die Bedingungen, die jemand aus psychischer und physischer Sicht mitbringen muss, um als „arbeitendes Subjekt“ in Frage zu kommen. Neumaier stellt das Konzept der anständig bezahlten Berufstätigkeit mit einem sozialen Sicherheitsnetz der Möglichkeit gegenüber, das tun zu können, was man wirklich will: einer Arbeit nachgehen, die Sinn und Kraft spendet.

Grundlage des Artikels „Arbeit im Strukturwandel“ von Gottfried Schweiger ist seine These, dass durch Entgrenzung und Flexibilisierung der Arbeit auch die Grenzen zwischen Arbeit und Leben verschwimmen. Darauf aufbauend geht er der Frage nach, welche Gefahren und negativen Auswirkungen die zunehmende Einbeziehung des gesamten Menschen in den Arbeitsprozess mit sich bringen könnte. Er versucht zu klären, inwiefern eine Sinnstiftung mithilfe des Berufs mit dem Phänomen der Prekarisierung zusammenhängt beziehungsweise dieses mit verursacht. Die rund 20 Prozent der Nicht- oder Gering-Qualifizierten sind Schweigers Ansicht nach die Verlierer in der neuen Arbeitswelt. Immer mehr Menschen, denen eine adäquate Ausbildung fehlt, seien dauerhaft auf Transferleistungen angewiesen, da sie sich nicht selbst durch Arbeit erhalten könnten.

Thomas Böhler stellt in „Interessen und Verständnis eines zukünftigen Arbeitsmarktes“ anschließend die Frage nach den allgemein-gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die Arbeit heute begleiten. Der globale Wettbewerb um Standorte, Lohnkosten und Produktionsmittel führt Böhler zufolge zu Deregulierung, Ausverkauf öffentlicher Güter und Rückbau des Sozialstaates. Für die Bevölkerungsmehrheit ist Arbeit eine Ressource, die immer knapper wird. Das Zusammenspiel verschiedener Faktoren führe zu dem vermehrt zu beobachtenden Phänomen der „Working Poor“: Menschen, die arbeiten und trotzdem arm sind. Böhler zeigt abschließend mögliche Lösungsvorschläge auf, die von einer Reform des Wirtschaftssystems bis hin zu verschiedenen Modellen neuen Konsumverhaltens reichen könnten.

Der letzte Beitrag von Clemens Sedmak „Menschenwürdige Arbeitslosigkeit, Decency und Arbeitsmarkt“ Clemens Sedmak diskutiert das Verhältnis von Arbeitslosigkeit und Standards von „decency“Begriff und Standards von „decency“. Dass Menschen gegen ihren Willen aus dem Arbeitsplatzkontext ausgeschlossen würden, bewirke eine strukturelle Erniedrigung, die zu teilweise hohen Identitätskosten führen könnte. Sowohl innere als auch strukturelle Faktoren sollten wir laut Sedmak ändern, um menschenwürdige Arbeitslosigkeit zu ermöglichen.

Der vorliegende Band diskutiert unbequeme Fragen und ist kein Buch, das dem neoliberalen Mainstream folgt. Es handelt sich meiner Ansicht nach um eine wertvolle, theoriegeleitete Arbeit, die auch Relevanz für Personaler hat. Insbesondere wer sich mit der strategischen Entwicklung von Organisationen und Personal befasst, kann bei der Lektüre neue Anregungen finden. Es liest sich trotz seiner Theorielastigkeit interessant und zügig.

Allerdings darf der Leser von diesem Werk keine direkt umsetzbaren Instrumente erwarten. Ein paar konkretere Vorschläge mit Blick auf die praktische Personalarbeit wären wünschenswert gewesen. Trotz allem ein empfehlenswertes Buch, für alle, die Interesse an theoretischen, sozialphilosophischen Diskussionen haben.

Praktischer Nutzwert * * * * *
Lesbarkeit/Schreibstil * * * * *
Verständlichkeit * * * * *
Gliederung/Übersichtlichkeit * * * * *
Meine persönliche Empfehlung für Personalverantwortliche * * * * *

Menschenwürdiges Arbeiten

Eine Herausforderung für Gesellschaft, Politik und Wissenschaft

Von Thomas Böhler, Otto Neumaier,

Gottfried Schweiger und Clemens Sedmak

Vs Verlag, 1. Auflage 2009

192 Seiten, 34,90 Euro

ISBN 978-3531166766