Der Anteil von Zeitarbeit am Arbeitsmarkt wächst: Studien der Bundesagentur für Arbeit und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zufolge sind in Deutschland mehr als 700.000 Menschen nach dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz beschäftigt – das sind fast doppelt so viele wie vor drei Jahren. Doch die Beschäftigungsform ist umstrittener denn je. Forderungen nach einem branchenbezogenen Mindestlohn für Zeitarbeit gießen zusätzlich Öl ins Feuer. Welche Chance und Risiken Zeitarbeit birgt, beleuchtet die Fachmesse Zukunft Personal in ihrem Forenprogramm. Branchenvertreter, Befürworter und Kritiker stellen sich gemeinsam der Diskussion. Unternehmen schätzen an Zeitarbeit vor allem, dass sie damit einen begrenzten Bedarf an Personal flexibel decken und kurzfristige Auftragsspitzen abfedern können. Außerdem ist Arbeitnehmerüberlassung den Befürwortern zufolge ein Beschäftigungsmotor: „Zeitarbeit ist für viele Menschen die Brücke aus der Arbeitslosigkeit in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung“, sagt beispielsweise Dr. Dieter Hundt, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Gemeinsam mit Hermann Mairhofer, Verwaltungsratspräsident Trenkwalder Deutschland, Dr. Regina Görner, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, und Herbert Tritscher, Geschäftsführer Operativ der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit, stellt er sich am 10. September um 15.30 Uhr der Diskussion mit dem Titel „Zeitarbeit – Pro und Contra einer Beschäftigungsform“. Die Moderation der von Trenkwalder Deutschland initiierten Podiumsdiskussion übernimmt Erwin Stickling, stellvertretender Chefredakteur der Zeitschrift „Personalwirtschaft”.

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Foto von You X Ventures

Insbesondere die Vermittlerrolle von Zeitarbeit ist ein Knackpunkt, an dem sich die Geister der Befürworter und Gegner scheiden. Zwar widerspricht kein Branchenkenner der These, dass durch Zeitarbeit Geringqualifizierte eine Beschäftigung finden oder gar Qualifizierung durch Beschäftigung stattfindet. Fraglich ist jedoch, wie stark der so genannte „Klebeeffekt“ ist. Gewerkschaften bemängeln, dass die meisten Zeitarbeitsunternehmen Übernahmeprovisionen von ein bis drei Monatsgehältern verlangen und damit die Bereitschaft von Arbeitgebern schmälern, Leiharbeiter fest zu übernehmen. Den Unternehmen werfen Kritiker außerdem vor, dass sie mithilfe von Zeitarbeit die Gehälter drücken. Obwohl Leiharbeiter die gleichen Löhne bekommen sollten wie von einer Firma angestellte Kollegen, ist das in der Praxis nicht immer der Fall – so die Position der Zeitarbeitsgegner. Befürworter betonen hingegen, dass in der Zeitarbeit nahezu flächendeckend Tarifverträge zur Anwendung kommen.

Auch die Frage nach dem Sinn und Unsinn eines Mindestlohns für Zeitarbeit erhitzt die Gemüter. Während die einen Lohndumping ausländischer Anbieter befürchten, sehen andere im Mindestlohn ein K.-o.-Kriterium für die Branche. „Staatliche Eingriffe in die Lohnfindung der Tarifpartner würden in beträchtlichem Umfang Arbeitsplätze in der Zeitarbeit vernichten“, ist Dr. Dieter Hundt überzeugt.

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion stehen die Diskussionsteilnehmer Fachbesuchern am Messestand von Trenkwalder Deutschland (Halle 5.1, Stand K.34) für Fragen zur Verfügung.