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Foto von HIVAN ARVIZU @soyhivan

Ray Kurzweil verankert seine Arbeit als Forscher artifizieller Intelligenz im Konzept der so genannten technischen Singularität. Der Begriff stammt aus der Physik und bezeichnet laut Kurzweil ein schwarzes Loch, einen Riss in der Weltraumzeit. Hinter diesem Loch befindet sich Kurzweil zufolge etwas Fremdartiges, das nicht leicht zu erklären und nicht einfach zu begreifen sei. Menschen könnten sich auf dem aktuellen Zivilisationsniveau kaum mit der näheren Erforschung befassen, weil sie nur zu linearen Entwicklungen und Denkprozessen fähig sind. Im Gegensatz zu einem Computer könnten sie ihre Denkprozesse nicht beliebig beschleunigen, so Kurzweil. Das sei problematisch, denn jegliche evolutionäre Entwicklung verlaufe künftig beschleunigt – eben wie die Entwicklung eines schwarzen Loches in natura.

Dieses Szenario könnte sich jedoch ändern; und zwar indem die Bereiche „Gesundheit“ und „Medizin“ zur Informationstechnologie gerechnet werden. Möglich ist dies, weil das menschliche Genom von der Wissenschaft entschlüsselt werden konnte, welches so Kurzweil,  als  „die Software des Lebens“ gelten könne.  Dadurch sei es von nun an möglich, die menschlichen Gene -, das heißt unsere Software – einfach umzuschreiben. Bei Ratten habe das Abschalten von bestimmten Genen bereits funktioniert: Das Gen, das dafür verantwortlich ist, verzehrtes Fett zu speichern,  konnte untauglich gemacht werden. Dadurch konnten die Ratten soviel essen wie sie wollten, ohne fett zu werden.

Aus diesen Erkenntnissen resultiert für Kurzweil, dass die Bereiche Gesundheit und die Medizin schon zur Informationstechnologie gerechnet werden können. Nur unsere Intuition würde uns daran hindern, die exponentielle Entwicklung der linearen vorzuziehen. Dabei sei diese schon Realität und keine Zukunftsprognose mehr.

Die Computer würden  immer schneller, winziger und leistungsfähiger.  Kurzweil sieht darin das Potenzial, diese Mikrocomputer in den Körper zu injizieren. Und der Experte stellt eine Zeitleiste auf, in der er Schritt für Schritt die Entwicklung vom Menschen zur Maschine beschreibt:

Im Jahr 2024: Die kollektive Intelligenz unserer Mensch-Maschine Zivilisation wird eine milliardenfache Steigerung erfahren haben. Die Intelligenz der Menschen wird mit der Intelligenz der Maschinen verschmelzen.  Diese tiefgreifende Veränderung wird die Singularität genannt, das Nicht-Begreifen einer Entwicklung, die aber unaufhaltsam ist. 

Kurzweil ist der Überzeugung, dass wir die Menschlichkeit behalten, jedoch die Biologie überwinden. Viele Menschen würden jetzt schon einen Computer im Gehirn tragen, wie zum Beispiel Parkinson-Kranke. Die logische Weiterführung dieser Entwicklung sieht er im Einsatz von Computern für jeden Menschen. Dadurch könne die Gehirnleistung gesteigert und Denkprozesse erweitert werden. Zusätzlich wäre es möglich, dass der Chip im Kopf uns vor Krankheiten schützt, indem er bestimmte Abwehrmechanismen rechtzeitig in Gang setzt.


Im Jahre 2035: Die Menschen werden Hybriden aus biologischer und nicht-biologischer Intelligenz sein. Menschen werden zunehmend zu Maschinen und Maschinen zunehmend wie Menschen.  Es kommt zu einer totalen Verschmelzung.

Im Jahre 2045: Der größte Teil unseres Denkens wird nicht mehr biologisch sein. Für Kurzweil kann diese skizzierte Entwicklung nicht aufgehalten werden, denn die Vorteile für Unternehmen und Gesellschaft würden seiner Meinung nach überwiegen. Sobald es praktische Anwendungen gebe – wie zum Beispiel die Heilung einer Querschnittslähmung – würden allen Bedenken der Kritiker der Boden entzogen. Nur ein totalitärer Staat könne diesen Fortschritt noch stoppen.

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Fotocredit:
©  Wolfgang Dirscherl | www.pixelio.de