Für viele Sportfans ist es ein Traum: Einmal im Rund des Berliner Olympiastadions stehen und die Atmosphäre schnuppern, einmal über die Tartanbahn laufen, auf der Jesse Owens 1936 seine Goldmedaillen gewann. Dieser Wunsch lässt sich verwirklichen. Denn diese beeindruckende Kulisse lässt sich auch für Firmenevents nutzen. Das frisch sanierte Stadion bietet hochmoderne Veranstaltungsräume – mit eindrucksvollem Blick ins Stadion und Besichtigungsmöglichkeiten der Innenräume.

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Foto von Crew

Außergewöhnliche Atmosphäre, imposante Architektur, ungewöhnliche Orte – das klassische Hotel mit Tagungsräumen hat auch bei Firmenevents von Mittelständlern arge Konkurrenz bekommen. Der Trend ist klar: Je außergewöhnlicher der Ort, umso interessanter ist der Ort. Wer besonders trendy sein will, versucht eine ausgefallene Location zu finden und diese als einer der Ersten zu nutzen. So hat sich Siemens beispielsweise das Deutsche Historische Museum in Berlin ausgesucht. Damit war der Münchner Konzern ganz vorneweg bei einem der inzwischen populärsten Orte für Firmenveranstaltungen.

Überhaupt schmücken sich die Unternehmen gerne mit Kunst und Kultur. Auch hier gilt natürlich, je neuer ein Museum, umso größer das Interesse. Die Münchner Pinakothek der Moderne mauserte sich so innerhalb von zwei Jahren nach Eröffnung zu einem Renner für Unternehmenspräsentationen. Weder BMW, Dresdner Bank noch E.on ließen sich die Location entgehen, mehr als 90 Firmenevents verzeichnete die Gemäldesammlung inzwischen.

Der Hamburger Bahnhof in Berlin – ebenfalls ein Hort der Modernen Kunst – steht dem kaum nach. Mit der neu hinzugekommenen Flick-Collection können die Berliner Punkte sammeln. Die Diskussion um die politischen Hintergründe der Sammlung störe die Unternehmen nicht, heißt es in Berlin.

Essen umgeben von Kunstwerken

 

Mit seiner bemerkenswerten Architektur lockt auch das Jüdische Museum in der Hauptstadt. Bereits vor Eröffnung der Ausstellung kamen die Besucher in Scharen. Nun können die Gäste bei Veranstaltungen vor oder nach dem Menü durch das Museum flanieren. Anders als in den meisten Sammlungen gibt es hier sogar Flächen innerhalb der Ausstellung, wo Häppchen und Getränke gereicht werden dürfen.

Denn einen Nachteil haben Museen: es gibt Einschränkungen. Durch die regulären Öffnungszeiten ist der Zeitrahmen begrenzt, vor allem bei Auf- und Abbau kann es also eng werden. Überhaupt: Die Logsitik bei solchen Veranstaltungen ist nicht zu unterschätzen. Bei der Auswahl einer Location müssen die Ausrichter vor allem auf Kapazität, An- und Abfahrtzeiten der Gäste, Parkplätze, Übernachtungsmöglichkeiten und die Erreichbarkeit für ausländische Gäste achten, meinen Eventexperten. Gerade bei originellen Locations stimmt die Infrastruktur nicht immer. So etwa muss sich der Veranstalter im Hamburger Kaispeicher A selbst um die sanitären Anlagen kümmern.

Pioniere haben in solchen Fällen einen entscheidenden Nachteil: Sie können nicht auf Erfahrungen anderer Nutzer zurückgreifen. Wer auf Nummer Sicher gehen will, muss auf ein Hotel mit ausgefallener Architektur oder Inneneinrichtung setzen. Ein solches Gebäude ist etwa das Hotel im Wasserturm in Köln. Es ist superschick, steht direkt am Rhein und hat, da es ein ehemaliger Wasserturm ist, kaum eine gerade Wand.

Ausgefallenes gibt es zuhauf

 

Doch Hotels haben es schwer, zu vielfältig ist die Auswahl interessanter Veranstaltungsorte inzwischen. Da lädt das Berliner Aquarium zum Candle-Light-Diner vor dem Haifischbecken, da lockt der Frankfurter Zoo mit Löwen und Tigern im Katzendschungel – fast jeder große Zoo hat den Eventmarkt entdeckt.

Wer das Flair großer Häfen liebt, kann in Hamburg die Hallen des berühmten Fischmarktes nutzen oder im Kaispeicher A das raue Ambiente einer ehemaligen Lagerstätte für Tee und Kakao genießen. Allerdings ist es ein Eventvergnügen auf Zeit, denn bald soll der Speicher dem Neubau der Hamburger Philharmonie weichen.

Solche Zwischennutzungen sind inzwischen beliebt bei der Jagd nach dem Ungewöhnlichen. »Wenn ich eine originelle Location suche, telefoniere ich erst einmal mit den einschlägigen Maklern, ob es interessante Lofts oder Bürogebäude gibt, die man vor der Einweihung nutzen kann«, so Markus Stoll, Creative Director bei der Hamburger Agentur Vagedes & Partner. Gerade in der neu entstehenden Hamburger Hafenstadt gäbe es immer wieder solche Gelegenheiten.

Doch Originalität bei der Location-Wahl ist nicht alles. »Am wichtigsten ist, dass der Veranstaltungsort zu Unternehmen und Botschaft des Events passt«, meint Stoll. Wer etwa ein zukunftsträchtiges Produkt launcht, solle dies nicht in einem denkmalgeschützten Gebäude tun. Da sei etwa der noch nicht geöffnete U-Bahnhof »U3« in Berlin als Veranstaltungsort besser geeignet. Umgekehrt vermittle ein schönes historisches Gebäude wie das Bockenheimer Depot in Frankfurt Kontinuität.

Auch die Stadt, in der eine Location steht, müsse berücksichtigt werden. So sei das Image von Berlin oder Dresden modern, zukunftsorientiert, Stuttgart und München stünden dagegen mehr für Tradition und Kontinuität. Wer bei der Organisation seines Events nicht auf eine Agentur mit ihrer Location-Datei zurückgreifen möchte, kann in den meisten größeren Städten Unterstützung durch das örtliche Convention-Büro bekommen. Gerade Mittelständler würden bei der Organisation allerdings zu sehr nach den persönlichen Vorlieben des Chefs gehen, warnt Vagedes-Mann Stoll.

Tropisches Eventklima

 

Es gibt bereits Orte, die gezielt für Events geplant wurden. Im vergangenen Jahr wurde das Gelände von Brandenburgs Industriedesaster Cargolifter – mit Zeppelinen für Schwertransporte wollte man hier Geld verdienen – zum Tropenparadies »Tropical Islands« umgebaut. Die Ex-Zeppelin-Halle mit Regenwald und tropischer Lagune soll neben dem normalen Publikum auch Unternehmen in diese recht entlegene Ecke Deutschlands locken. Besonders für Markenartikler, die Sonne verkaufen, sei die Location ideal, meinen die Betreiber.

Auch die Clubs haben die Wirtschaft als Kunde entdeckt. Mitten auf dem ehemaligen Expo- Gelände in Hannover hat sich etwa der originelle Peppermint-Pavillon etabliert. Ganz vorne in der Club-Kultur dürfte allerdings der Frankfurter Cocoon-Club sein. Mit exquisitem Essen und großem medialen Aufwand, etwa einer 100 Meter langen 360-Grad-Projektion, lockt der neue Club von Techno-Papst Sven Väth Gäste an den Main. Rund ein halbes Jahr nach seiner Eröffnung ist der Cocoon-Club im Aktualitäts-Zirkus gut platziert. Doch die Konkurrenz steckt schon in den Startlöchern. In diesem Jahr soll in Berlin das Goya eröffnen. Star- Architekt Hans Kollhoff übernimmt den Umbau des aus wilhelminischer Zeit stammenden Metropols in Schöneberg, um daraus bis zum Sommer einen international beachteten Club zu formen. An vier Tagen in der Woche steht der Club als Eventlocation zur Verfügung und ist damit mehr Tagungsort als Szene-Club.

Quelle: Acquisa, www.acquisa.de