Wer die Lacher auf seiner Seite hat, führt! Autoritäten, über die man lacht, sind populärer als solche, über die keine Witze gemacht werden. Trotzdem haben Autoritäten auch heute noch Angst vor Witz und Humor. Die Witzkultur ist in autoritären Systemen entsprechend sanktioniert. Dabei ist Humor nur ein gesundes Werkzeug, Verabsolutiertes wieder ins Lot zu bringen. Menschen wehren sich mit Witz gegen Oppression. Je ernster eine Situation ist, umso wichtiger ist es, ihre komischen Seiten zu Wort kommen zu lassen.

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Foto von Austin Distel

Wenn man englische Manager die 67 Kompetenzkarten erfolgreicher Führungskräfte des CCL (Center for Creativ Leadership in Ohio, USA) hinsichtlich ihrer Bedeutung reihen lässt, so ist Humor immer unter den ersten 20. In deutschen Landen fällt er meist anderen, als wichtiger empfundenen Kompetenzen zum Opfer. Man hat ernst zu sein bei der Arbeit. Angesichts der Bedeutung von Kreativität und Innovation für den Unternehmenserfolg wird dem Humor hierzulande noch recht wenig Beachtung geschenkt. Schwarz postuliert, dass man Humor lernen kann. Praktische Anleitungen dafür gibt sein Buch in Hülle und Fülle. Gerade im Umgang mit Fehlern, der Konfl iktlösung und der Führung von Gruppen stellt sich Humor als unschlagbares Instrument heraus. Das beste Krisenmanagement ist Lachen. Denn Kritik können Menschen am besten in Form von Humor akzeptieren und der Umgang mit Humor in Gruppen ist ein Reifekriterium für ein Team. Die Gelotologie (griech. gélos = das Lachen), die Wissenschaft über die Auswirkung des Lachens, will daher auch entsprechend ernst genommen werden.

Resümierend: Gerhard Schwarz schenkt uns mit diesem Buch amüsante und intelligente Blumensträuße und damit die Möglichkeit, sich mit einem spannenden und entwicklungsgeschichtlich wichtigen Thema auseinanderzusetzen sowie dessen Vorteile in unseren Führungs-Alltag integrieren zu können. Es ist ein Plädoyer, sein Bewusstsein für mehr Heiterkeit, Freude und Spaß im Leben zu wecken. Das Buch ist so konzipiert, dass man es auch kapitelweise lesen und sich gleich auf den praktischen Teil konzentrieren kann, ohne sich mit den zwar relevanten, aber auch anspruchsvolleren philosophischen Inhalten konfrontieren zu müssen. Es lehrt uns, das Leben durch die Augen des Humors zu sehen. Humor ist keine Gabe des Geistes, sondern eine Gabe des Herzens. Daher sollte das Buch nicht nur auf den Wunschlisten vieler Personalisten stehen, sondern auch von Managern gelesen werden, die damit auf unorthodoxe Weise ihre Wirksamkeit als Führungskraft über das A&O des Managements hinaus erhöhen können.

Führen mit Humor: Ein gruppendynamisches Erfolgskonzept. Von Gerhard Schwarz. Gabler Verlag 2007

216 Seiten, 29,90 Euro. ISBN: 978-3-409-12732-5

Leseprobe

Gelacht wird in Führungssituationen immer. Die Frage ist nur, wer über wen lacht. Als Vorgesetzter kann man es sich aussuchen – so die These –, ob man mitlacht oder nicht. Nicht alle wollen dabei sein, wenn über sie gelacht wird.

Humor ist eines der stärksten und effi zientesten Führungsinstrumente. Die meisten haben dasbisher noch nicht so gesehen. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass „Führung“ bisher als Weitergabe von Systeminteressen im Rahmen einer Hierarchie von oben nach unten gesehen wurde. Zum Führen braucht man sich also nicht in einer hierarchisch übergeordneten Position zu befinden – im Gegenteil. Immer öfter müssen die Chefs ohnmächtig feststellen, dass ihre Führungsleistungen nicht das bewirken, was sie eigentlich wollen. Dagegen finden in einem Sozialgebilde Prozesse statt, die von der Hierarchie nicht oder nur sehr peripher gesteuert werden können.

Humor und Lachen waren wahrscheinlich immer schon Instrumente, um solche „inoffiziellen“ Prozesse zu starten oder zu steuern. Mit Witz wehrten sich die Menschen gegen die ungeliebte Führung. Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. Deswegen sind auch die verschiedenen Formen des Komischen von den Autoritäten als subversiv oder sogar destruktiv empfunden worden – und sie waren es auch. Man könnte dies auch als „Führung von unten“ bezeichnen.

Quelle: personal manager 1/2008