Intro: Die HRM Hacks, Tricks, Tipps und Hilfe für Ihre HR-Herausforderungen und HR-Strategien. Denn der Mensch ist der wichtigste Faktor für den Erfolg Ihres Unternehmens.
00:00:18
Alexander Petsch: Herzlich willkommen zu den heutigen HRM Hacks! Mein Name ist Alexander Petsch, ich bin der Gründer des HRM Institutes, euer Gastgeber. In unserer heutigen HRM Hacks Folge habe ich Dirk Tekath zu Gast und wir sprechen über Hacks zum Recruiting vor der Haustür. Dirk Tekath ist Gründer und Geschäftsführer der TEKATH Personalberatung und einer der führenden Headhunter für die Zeitarbeits- und Personaldienstleistungsbranche, ist seit über 14 Jahren Unternehmer und war vorher, ja, 20 Jahre in der Zeitarbeit in führenden Positionen, Geschäftsführer, Prokurist, hat viel aufgebaut und ich freue mich, dass du heute bei uns bist, Dirk.
00:01:03
Dirk Tekath: Glückauf, Alex, freue mich!
00:01:04
Alexander Petsch: Ja, Recruiting vor der Haustür. Sag mal, deine Haustür ist irgendwie… Marl. Das ist… Wo ist das eigentlich?
00:01:15
Dirk Tekath: Mitten im Pott.
00:01:16
Alexander Petsch: Mitten im Ruhrpott, ja?
00:01:16
Dirk Tekath: Wir sind mitten im Ruhrpott. Also wir sind angrenzend an Recklinghausen, Gelsenkirchen, Herne, Herten. Also all das, was da draußen sicherlich jeder kennt und mit was auch immer assoziiert, da sind wir drin. Also wenn ich hier rausgucke aus meinem Fenster, ich gucke ins Grüne übrigens, aber sehe schon weiterhin auch so ein paar Schlote. Die rauchen auch noch.
00:01:40
Alexander Petsch: Ja, da ist ja auch jeder, der das Saarland besucht, meine Heimat, immer wieder überrascht, wie grün das Saarland und Saarbrücken ist. #00:01:49-2#
Dirk Tekath: Ja.
00:01:49
Alexander Petsch: Ja, ist das ein Vorteil, mitten im Ruhrpott zu sitzen fürs Recruiting vor der Haustür?
00:01:57
Dirk Tekath: Ich finde ja, aufgrund der Tatsache, dass hier eine Menge junger Menschen leben, ich finde ja, dass hier eine Vielzahl auch an Hochschulen um uns herum sind und dass es eine Vielzahl an Menschen gibt, die nicht unbedingt Bock darauf haben, sich jeden Tag auf die Autobahn zu stürzen und einen Fahrweg nach Düsseldorf oder Essen auf sich zu nehmen, wo du eigentlich nie weißt, wann du ankommst. Und auch nicht weißt, wann du wieder nach Hause kommst. Von daher ist es, glaube ich, schon recht attraktiv. Und wenn ich mal überlege, wie die Mietverhältnisse gerade in Düsseldorf mittlerweile sind oder auch Köln. Und auf der anderen Seite, wie sie hier im Ruhrgebiet sind. Dann haben wir schon hier so ein paar Benefits, die wir anbieten können, die es einem leicht machen, auch im Ruhrgebiet zu arbeiten. Und du hast voll und ganz Recht. Also ich persönlich komme ja eigentlich aus Hessen, aus dem mondänen Wiesbaden und lebe jetzt hier im Ruhrgebiet seit gut 16, 17 Jahren. Ich liebe diese Region aufgrund ihrer Vielfältig- und Vielschichtigkeit, ich liebe diese Menschen, weil sie einfach immer noch mit einem außerordentlich hohen Pragmatismus ausgestattet sind, was mir selber sehr nahe kommt. Also ich bin auch eher pragmatisch als zu theoretisch unterwegs und von daher passt das hier schon sehr, sehr gut. Und ja, es ist halt einfach eine sehr authentische Region.
00:03:30
Alexander Petsch: Okay, ja, Hacks zum Recruiting vor der Haustür. Was hast du uns für Hacks mitgebracht?
00:03:35
Dirk Tekath: Ich werde immer gefragt, was heißt das, Recruiting vor der Haustür? Und was soll das denn überhaupt? Was mir ja bei meinem Unternehmen aufgefallen ist, als wir 2009 gegründet haben, du stehst ja letztendlich da mit einem Büro, was jetzt nicht sonderlich repräsentativ ist. Du stehst da mit einem Unternehmensnamen, den keiner kennt, aber du brauchst Mitarbeiter. So. Und ich bin da einfach immer recht einfach in meiner Herangehensweise. Ich überlege mir, was könnte dem anderen schmecken, welcher Köder könnte dem Fisch letztendlich schmecken? So, und überlege mir dann, wie stelle ich meine Anzeigen erst einmal so auf, dass sie inhaltlich für Menschen, die sie lesen, interessant sind. Ob jetzt spannender Jobtitel und der ganze Kram. Also ich will jetzt hier keine Anzeigenhacks machen. Ich glaube, das ist schon alles recht gut ausgerollt worden. Aber worum es mir geht, dass ich den Leuten Optionen anbiete, mit denen sie so vielleicht nicht rechnen. Dass sie die Lage und ihre Arbeitszeiten frei gestalten können, dass sie sich in einen Bereich einarbeiten können, der interessant klingt, aber wo sie eigentlich noch gar nicht genau wissen, was sie da machen sollen. Dann sind wir logischerweise auch beim Thema Onboarding. Und seitdem die sozialen Medien natürlich hervorragend funktionieren und… Ich bin ein riesen Freund von Instagram. Sichtbarkeit, Sichtbarkeit, Sichtbarkeit. Und eine TEKATH Personalberatung kannte vielleicht hier in der Region bis vor drei, vier Jahren kaum jemand. Mittlerweile sind wir halt nun mal außerordentlich sichtbar, dass wir auch oftmals Bewerbungen erhalten von Menschen, obwohl wir gar nichts ausgeschrieben haben. Aber wir sind halt einfach dadurch bekannter geworden.
00:05:22
Alexander Petsch: Also okay, ich sage mal, erster Hack war erst mal die Aufgabe interessant beschreiben und Flexibilität mitbringen als Arbeitgeber, um attraktiv zu sein für potenzielle Bewerber.
00:05:40
Dirk Tekath: Das ist der erste Schritt. Aber der einfachste Schritt. Und der nächste Schritt ist logischerweise, wir rekrutieren Menschen, die zu uns charakterlich passen, die vom Intellekt her passen und was eigentlich noch viel wichtiger ist, die von ihrer Intelligenz her passen. Und hier zu differenzieren, finde ich total sexy. Also Intellekt ist ja das, was ich mir in der Vergangenheit mal irgendwann draufgearbeitet habe, in der Schule, im Studium, wie auch immer. Intelligenz ist aber eigentlich das, was ich persönlich viel attraktiver finde. Denn wenn sich jemand seinen Aufgaben anpassen kann, seinem Umfeld anpassen kann, wenn sich jemand Menschen anpassen kann, sich im richtigen Augenblick auch mal zurücknehmen kann, was wir ja im Vertrieb ohnehin benötigen… Vertrieb sowohl kundenseitig als auch logischerweise bewerberseitig. Dann sind solche Menschen für mich total interessant. Ich möchte ein Beispiel geben zu meinen 24 Leuten, die ich mittlerweile hier beschäftige. Hier arbeiten vier, fünf, die aus der Personaldienstleistung kommen, die die Branche bereits in welcher Form auch immer kennengelernt haben, ob als Recruiter, als Vertriebler, als Niederlassungsleiter oder sogar als interner Recruiter eines großen Zeitarbeitsunternehmens. Die anderen aber sind kunterbunt zusammengewürfelt. Sind entweder irgendwann als Werkstudenten bei uns gestartet, ein Kollege ist als niederländischer Praktikant zu uns gekommen, der ist mittlerweile in seinem zehnten Jahr bei mir. Als der hier anfing, der konnte kein Deutsch. Den haben wir eigentlich eingesetzt, um ja, an bestimmte Kandidaten heranzukommen, wo wir dachten, na ja, die Hürde Empfangsdame oder überhaupt durchgestellt zu werden, die wird leichter genommen, wenn da jemand anruft, der gar nicht verstanden wird. Das hört sich jetzt echt ein bisschen schrullig an, hat aber erstklassig funktioniert. Na ja, lange Rede, kurzer Sinn, derjenige ist bei uns hier mittlerweile voll etabliert und senior und hat seine eigenen Arbeitsbereiche und hat letztendlich BWL studiert. Und ist jetzt, wie gesagt, in seinem zehnten Jahr bei uns. Meine Prokuristin, Katharina Grusenick, ist mittlerweile seit fünf Jahren bei uns. Das ist unsere ehemalige Firmenkontenbetreuerin der Commerzbank. Das war unsere Geschäftskundenberaterin.
00:08:01
Alexander Petsch: Also aufgepasst, liebe Banken, ihr seid in Gefahr, ja?
00:08:07
Dirk Tekath: Alle sind in Gefahr. Ich finde, alle sind in Gefahr. Wenn ich mit Menschen zusammenkomme, die mir in irgendeiner Form gefallen, da breche ich mir doch keinen Zacken aus der Krone, wenn ich sage, Mensch, also, wenn Sie jemanden kennen, der so ist wie Sie, mit so jemandem würde ich gerne zusammenarbeiten. So, was ist denn die Gegenfrage? Was machen Sie denn? Und bei Katharina war es tatsächlich so, wir saßen zusammen und hatten so unser Jahresgespräch gehabt und irgendwann sagt sie zu mir, Mensch, mit Ihnen würde ich auch gerne zusammenarbeiten. Und zwei Tage später rief sie an. Und jetzt kommt wirklich, und das ist jetzt kein Quatsch, den ich hier erzähle… Du kannst dir vorstellen, dass so eine Privatbank deutlich besser bezahlt als so eine kleine Personalberatung, die wir noch vor ein paar Jahren waren.
00:08:57
Alexander Petsch: Mhm.
00:08:58
Dirk Tekath: Sie war bereit, deutliche Abstriche hinzunehmen, weil sie die Idee, die wir hatten, echt cool fand. Und, na ja, wenn du überlegst, sie ist als Consultant eingestiegen, wurde dann irgendwann Senior Consultant, dann hat sie die Teamleitung für alle unsere Consultants übernommen und mittlerweile ist sie Mitglied der Geschäftsleitung. Und das halt in den letzten fünf Jahren. Das ist schon eine coole Story. Ich habe hier mehrere Mütter beschäftigt, die alle hier aus der Region kommen. Da ist eine Germanistin dabei, da ist eine Juristin dabei, da kommt jemand aus der Hotellerie, das sind die vielfältigsten Bereiche. Wir sind wirklich dazu übergegangen – und das funktioniert mit einer enorm guten Quote –, dass wir die Leute nach ihren Charaktereigenschaften, nach ihrem Auftritt einstellen. Und für das Onboarding, für die Prozesse, für die Strukturen sind wir nun mal zuständig. Und das haben wir im Vorfeld so klar definiert, dass im Prinzip unser gesamter Einarbeitungsprozess… Ach, ich kann noch weiter zurückgehen. Der Anspracheprozess, der Einstellungsprozess, der Prozess von der Unterschrift des Arbeitsvertrages bis zum Arbeitsbeginn und dann das gesamte Onboarding, dass das komplett durchgescriptet ist. Wir haben da ganz klare Ablaufpläne, was jemand wann, einschließlich Probearbeitstage oder Schnuppertage, durchläuft, sodass jeder von Beginn an weiß, worauf lässt er sich ein, was sind die Erwartungshaltungen, was kann ich aber auch erwarten. Und da stehe ich als Unternehmer natürlich auch in der Verantwortung, dass wir Gott verdammt, uns auch an alles halten, was wir den Leuten versprechen. Und deswegen finde ich diese Begrifflichkeit des Rekrutierens vor der Haustür so wahnsinnig interessant, dass ja viele Unternehmen, und das gilt auch für Personaldienstleister, die externes Personal rekrutieren, nicht sonderlich sichtbar sind. Und wenn sie sichtbar sind, zum Teil mit Nachrichten über sie, die jetzt nicht so positiv sind und die noch nicht mal ihr Kununu oder ihre Google Rezension im Griff haben. Ja, ich kann das gut oder schlecht finden. Ich bin auch kein Freund von Kununu, ich bin auch kein Freund von Google-Rezension. Fakt ist aber, es wird danach geschaut. Und Fakt ist auch, wenn ich mich selber nach einer Reise umschaue, nach irgendeiner Haushaltsware oder so, natürlich gucke ich mir auch Tests und Bewertungen an und werde davon beeinflusst. Und genau diese Marketing-Instrumente nutzen wir hier. Und das kann ich auch nur jedem Unternehmen raten, das für sich zu nutzen, weil ich benötige nicht für jeden Job immer denjenigen, der schon aus der Branche kommt und eine Wahnsinnsexpertise mitbringt. Ich brauche Köpfe, die dieses Geschäft kennen. Ja, unbedingt brauche ich die. Unbedingt. Aber alle anderen, die neu hinzugekommen sind, diese Seiteneinsteiger, diese Quereinsteiger, die sind ja aufgrund dessen, dass sie auch unbedarft in dieses Geschäft kommen, eine wahnsinnige Bereicherung.
00:12:07
Alexander Petsch: Auf jeden Fall.
00:12:07
Dirk Tekath: Und ich will nicht verhehlen. Bei meinem ersten Arbeitgeber, wo ich war, die haben das richtig draufgehabt. Die haben nur Quereinsteiger, als damals Personalvertriebsdisponenten eingestellt. Ausschließlich Quereinsteiger. Warum haben sie das gemacht? Weil sie billiger waren. Das war der einzige Grund. Und davon hatten wir eine Menge Menschen und die sind auch alle gescriptet eingearbeitet worden, durch den Prozess geschleust worden und haben dann, wie ich ja auch, ihren Weg in der Personaldienstleistung eingeschlagen. Und das nicht gerade erfolglos.
00:12:44
Alexander Petsch: Schön. Also, was mir wirklich sehr gut gefallen hat, war deine Akquise-Ansprache für neue Mitarbeiter. Wenn Sie jemanden kennen, der so ist wie Sie, würde ich total gerne mit dem arbeiten. Finde ich mega. Also das ist mal eine wahrgenommen wertschätzende Erstansprache. Vor der Haustür sozusagen, auf der anderen Tischseite.
00:13:06
Dirk Tekath: Ja, ich meine, Alex, ich weiß nicht, ob du dich noch erinnerst, wie wir uns kennengelernt haben. Ich habe dich mal irgendwann über LinkedIn angesprochen. Und viele andere Protagonisten, die in diesem Geschäft hier tätig sind, die habe ich irgendwann mal angesprochen. Weil ich immer denke, ja, wieso kommen die nicht auf dich? Ja, warum reden die nicht mit dir? Du hast doch so viel zu erzählen. Und da habe ich mir gedacht, dann nimm doch du Kontakt auf. Oder wenn es auch unternehmerische Dinge gibt, wo ich denke, Mensch, da könnte mir vielleicht auch mal eine Erfahrungen einer Führungskraft helfen oder ein erfahrener Unternehmer. Wenn ich finde, da hat jemand etwas, was ich total spannend finde, scheue ich mich nicht, demjenigen eine Nachricht zu schicken oder ihn anzurufen und zu sagen, hey, ich finde das, was du hier tust, total klasse. Ich habe mal eine Frage. Und was schätzt du, wie hoch der Prozentsatz ist der Menschen, die bisher gesagt haben, mit dir rede ich nicht und das geht dich nichts an?
00:14:01
Alexander Petsch: Ganz gering. Also bin ich…
00:14:04
Dirk Tekath: Null.
00:14:04
Alexander Petsch: Ich glaube, der überwiegende Teil, das ist ja so und so auch, wir bitten ja zu selten um Hilfe. Und wenn du jemanden um Hilfe bittest, dann wird dir in 99 Prozent geholfen, ja?
00:14:16
Dirk Tekath: Ganz genau.
00:14:16
Alexander Petsch: Und… Auf jeden Fall. Übrigens ja auch ein Tipp für alle die, die was machen wollen, wovon sie bis jetzt keine Ahnung haben. Und das ist ja eigentlich das Tolle auch in der Zeit, in der wir leben. Dass wir im Prinzip ja einen weltweiten Zugriff haben auf alle Experten. Also ich kann mich noch erinnern, ich wollte eigentlich was ganz anderes machen und habe es nicht gemacht, weil ich keinen kannte, auch keinen kannte, der einen kannte. Ich kannte wirklich keinen, der einen kannte, der irgendeinen kannte, der das gemacht hat, was ich eigentlich machen wollte. Das war halt lange vor dem Internet. Ich glaube, hätte ich einen Rechner und Internet gehabt, dann wäre ich wo ganz anders gelandet. Und ich kann mich erinnern, für mich war, als ich ein Jahr als Austauschschüler in den USA war, da gab es so ein dickes Telefonbuch mit 0800er Nummern. Das heißt, das waren alles Nummern, die man kostenlos anrufen konnte. Das war für mich ein El Dorado des Wissens. Weil ich konnte ja auf einmal überall anrufen und fragen, ohne Budget sozusagen, ich habe da mal eine Frage, können Sie mir mal helfen? Und das ist sogar soweit geendet, dass ich nachher, als ich nach einem Jahr kistenweise Sachen zurückschicken wollte, bei meiner Fluglinie auf der 0800er Nummer angerufen habe und jemanden gefunden habe, der sogar kostenlos als Mitarbeiter von TWA meine Kiste von New York nach Berlin mitgenommen hat. Also die Kraft des Fragens. Und das ist gigantisch, bin ich voll bei dir.
00:15:48
Dirk Tekath: Das gilt wirklich für alle Lebensbereiche. Also ich meine, wenn du jetzt mit der Sozialakquise anfängst, ist das ja das prädestinierte Beispiel. Also sobald du auf der Pirsch bist nach einem Lebenspartner, da ist das ja logischerweise das einfachste Tool, womit man ja idealerweise anfängt, vor der Haustür. Und da brauche ich noch nicht mal unbedingt das Internet dazu. Letztlich ist es so auch im externen Bereich. Ich muss ja dafür sorgen, dass irgendwie da draußen Menschen auf mich aufmerksam werden. Und natürlich kann ich noch die tausendste eBay Kleinanzeige schalten und diese ganzen Stellenbörsen auch noch mit Zigtausenden von Euro zuschütten. Ich könnte aber einfach auch Gegende, wo ich vermute, dass dort meine Zielgruppe an Arbeitnehmern lebt, ganz gezielt bespielen. Das könnte ja auch mal wieder mit ganz klassischer Werbung sein.
00:16:47
Alexander Petsch: Mittlerweile sehe ich ja auf jeder, nicht auf jeder, aber auf einer ganzen Reihe von Plakatwänden schon „wir suchen Mitarbeiter“.
00:16:57
Dirk Tekath: So ist es. Und wie wäre es denn aber, wenn „wir suchen Mitarbeiter“ im Briefkasten mal wieder landen würde? Und… Oder was ist mit diesen ganzen ehemaligen Mitarbeitern, mit denen man mal irgendwann… Ich meine, gerade Zeitarbeitsunternehmen haben ja einen Datenwust an ehemaligen Mitarbeitern. Die immer wieder aufs Neue zu bespielen. Das ist doch ein riesen Fundus. Und da bist du immer wieder bei dieser Verantwortlichkeit derjenigen vor Ort, dass die sich um ihr kleines Königreich zu kümmern haben. Die Verantwortung kann ich nicht ans zentrale Recruiting abgeben, egal wie gut die sind, egal wie toll die im Performance Recruiting sind oder was auch immer. Ein Performance Recruiting nützt mir ja auch nichts, wenn ich nicht schnell genug mit diesen Leads arbeite. Sondern dass ich vor der Haustür Werbung für mich mache. Und wenn man da mal so ein paar Minuten mit seinem Team brainstormt, davon mal abgesehen, dass da 100-prozentig dann auch Menschen sind, die einen erstaunen werden, wie kreativ die sind, wo man auch diese Arbeit vielleicht auch selber gar nicht machen muss, die bereit sind, dann diesen nächsten Schritt zu gehen, um externes Personal vielleicht in einer größeren Anzahl zu finden. Jetzt mögen da draußen natürlich wieder welche sitzen, ja, der hat ja gut reden, das sind alles so Geschichten von Anno Schnee, ne? Aber machen wir uns mal nichts vor, das funktioniert heute noch. Und wenn wir hier auch für uns ins interne Recruiting gehen, ist ja kein Geheimnis. Wir sind… Als ich hier diesen geschäftlichen Umbruch hatte, wo mein Geschäftspartner 2020 mein Unternehmen hier verlassen hat, da sind wir mit fünf Mann gestartet. Mit fünf Mann sind wir neu durchgestartet. Fünf. Wir sind jetzt 24 nach zweieinhalb Jahren. So. Und das ist jetzt nicht, weil ich so toll bin, sondern das ist letztendlich, weil da eine Idee hinter steckt und wir rühren einfach in allen Töpfen, die uns die Möglichkeit geben, Menschen kennenzulernen. Und ich sage das ganz…
00:19:01
Alexander Petsch: Noch mal zurück auf deine Hacks. Menschen kennenzulernen vor der Haustür. Du hast gesagt, Sichtbarkeit, Sichtbarkeit, Sichtbarkeit. Und du hast auch gesagt, Instagram. Was macht ihr denn auf Instagram? Was wären deine Hacks für Instagram? Also wir machen gar nichts auf Instagram, als Beispiel. Und schon gar nicht im Recruiting.
00:19:16
Dirk Tekath: Na ja, wir liefern den Content. Wir zeigen uns. Wir zeigen uns. Das heißt, Menschen, die von ihrer Grundaussicht und von ihrem Mindset zu uns passen könnten, da unterstellen wir, dass die in den sozialen Medien unterwegs sind. Also zeigen wir uns. Und wenn jemand über Anzeigen von uns stolpert, die wir übrigens auch über Instagram ausspielen lassen innerhalb der Region, dann zeigen wir uns neben diesen Anzeigen mittels Content. Ob das jetzt gemeinsames Grillen ist, ob das ein Firmenevent ist, ob das die Tätigkeitsbeschreibungen der einzelnen Kollegen hier sind. Also du wirst wenige Posts von uns finden, wo nicht auch Gesichter zu sehen sind. Und jetzt nicht irgendwelche Stockimages oder so, wo du ja, weiß ich nicht, da gibt es ja ein Bild, ich glaube, das ist ja mittlerweile bei 180.000 Unternehmen. Das sind in der Masse alles unsere Kollegen, die hier arbeiten. Wir drehen hier Videos mit unseren Werkstudenten. Ja, warum bist du bei uns eingestiegen? Was machst du hier? Was gefällt dir daran gut? Was würdest du anderen Leuten empfehlen, die ebenfalls mit uns arbeiten wollen? Oder was denkst du, wer zu uns gut passen würde? Und da drehen wir über alles mögliche Videos. Jetzt sind wir auch so ein bisschen Richtung TikTok mal in der Vorbereitung, weil das nun mal auch die nächste Generation ist. Ja, ich will nicht verhehlen, ich finde TikTok furchtbar, aber das spielt keine Rolle, ob ich das gut oder schlecht finde, sondern ich will Leute erreichen. Das ist das Einzige, was uns hier interessiert. Wir wollen Leute hier vor der Haustür erreichen. Leute, die es nicht weit haben, Leute, die sagen, oh was für ein geiler Laden, die haben hier ein tolles Büro. Mittlerweile haben wir das ganze Gebäude angemietet. Meiner Ansicht nach eins der schönsten Gebäude, die man hier in Marl haben kann, mit einem ganzen Berg an Parkplätzen, die kostenlos sind, mit einem wunderbaren Autobahnanschluss. Und das sind Dinge, mit denen wir punkten können. Und natürlich müssen wir auch über das reden, was wir überhaupt anbieten können. Und wenn das nicht bekannt ist, sondern wir das nur für uns wissen, ja, dann wird es nie jemand erfahren. Und ja, die Bereitschaft muss meiner Ansicht nach da sein, sein Gesicht dann auch zu zeigen. Das fiel mir zum Anfang total schwer. Mir fiel es auch schwer, mich in Podcasts zu präsentieren, mich in Videos zu präsentieren, überhaupt Bilder von mir machen zu lassen, fand ich alles gar nicht so lustig, aber irgendwann, als ich dann das achte, neunte, zehnte, hundertzwanzigste Stück gemacht habe, war es mir egal. Und macht sogar mittlerweile Spaß.
00:21:49
Alexander Petsch: Ja, das merkt man. Also ich meine, du bist ja Recruiter vor der Haustür aus Leidenschaft, sage ich mal, ja?
00:21:57
Dirk Tekath: Ja, ich glaube, der Recruiter, der braucht einfach eine gewisse Vertriebsaffinität. Und das ganze Leben ist ja Vertrieb, meiner Ansicht nach. Ich meine, wie habe ich meine Frau kennengelernt? Das war Vertrieb. Und letztendlich all das, was ich da draußen so mache, das ist Vertrieb. Und Recruiting ist Vertrieb. Ich muss mein Unternehmen verkaufen. Das heißt jetzt nicht, dass ich verkaufe, verkaufe, verkaufe, ohne dass ich die Gegenleistung haben möchte. Das ist natürlich schon relevant, aber letztendlich bin ich jetzt erst mal derjenige, der ausrollen muss, der liefern muss, und dann springen auch 100-prozentig die Richtigen darauf an.
00:22:36
Alexander Petsch: Und wenn ich das mir so anhöre, also ihr macht viel Videos selbst sozusagen, wo ihr, ich sage mal, euch sichtbar macht. Und ich höre so ein bisschen raus, der Trick dabei ist vielleicht, done is better than perfect. Also es zu machen, damit zu experimentieren, damit Spaß haben, ist, glaube ich, eher der Schlüssel, als es perfekt zu haben.
00:23:01
Dirk Tekath: 100 Prozent. Also wenn du überlegst, früher hat man ja so ein Imagevideo drehenlassen. Da warst du ja ganz schnell bei zehn, 15.000 Euro, irgendsowas in dem Dreh. So, wen interessiert denn heute noch so ein Video? Wen interessiert heute noch so ein Video? Weil nimm deinen eigenen Feed bei Instagram. Das kreuzt du durch, da haust du durch, guckst drauf. Bleibt es hängen oder bleibt es nicht hängen? So, ich weiß nicht, ob es stimmt, dass die Aufmerksamkeitsspanne eines Menschen mittlerweile geringer ist als die eines Goldfisches. Wird ja oftmals behauptet. Aber wenn es denn so ist, geht es doch eigentlich nur um diesen Augenblick, etwas Gutes, etwas Echtes, etwas Authentisches zu transportieren. Und ob da jetzt mal ein Wackler drin ist, ob da jetzt irgendein Satz vielleicht nicht so wahnsinnig gerade ist, spielt keine Rolle. Ich glaube tatsächlich, ein gescheiter Inhalt, der auch mal lustig sein kann, der vielleicht auch mal ein bisschen polarisierend ist, vielleicht ist manchmal auch mal ein Inhalt dabei, der daneben ist, wo du auch mal eine negative Reaktion bekommst. Ja, so what?
00:24:05
Alexander Petsch: Ja, die Aufmerksamkeitsspanne bei TikTok oder das perfekte TikTok-Video ist 24 Sekunden.
00:24:10
Dirk Tekath: Und so lange musst du erst mal einen dran halten.
00:24:13
Alexander Petsch: Mhm.
00:24:14
Dirk Tekath: Überhaupt damit zu experimentieren. Mache ich Videos? Okay, was ist denn, wenn die Leute jetzt den Ton gar nicht hören können? Weil bei mir ist es aus, mein Handy ist ja meistens auch stumm. Aber ich gucke mir einen Feed an, also finde ich es cool, wenn ich mitlesen kann. Und das sind Dinge, die muss ich auf dem Schirm haben. Und da bist du eigentlich bei einem dieser Kern-Hacks. Marketing, Recruiting, Leadership ist Unternehmersache. Das ist meiner Ansicht nach nicht zu delegieren. Natürlich das Ausübende. Aber letztendlich die Affinität, Interesse dafür und die Sensibilität im Unternehmen. Das ist Unternehmersache. Wenn der Unternehmer darauf keinen Bock hat, dann wird die Organisation ebenfalls keinen haben. Ganz klare Sache. Und ich spreche da echt aus eigener Erfahrung.
00:25:01
Alexander Petsch: Ja, es ist immer so. Da, wo du nicht hinguckst, passiert nichts. Du musst dich dafür interessieren, du musst da Spaß mit haben, dann wird es auch was.
00:25:10
Dirk Tekath: Richtig, ja.
00:25:10
Alexander Petsch: Ja, Dirk, hast du noch zum Schluss einen Hack für Recruiting vor der Haustür? Was funktioniert bei dir gut, was du nicht gedacht hättest?
00:25:20
Dirk Tekath: Was funktioniert gut, was ich nicht gedacht hätte? Dass mittlerweile unsere Mitarbeiter auch selbst wieder Mitarbeiter rekrutieren, die mittlerweile echt begeistert sind von dem, was wir tun. Und das auch ausrollen. Und gerne auch vor der Kamera stehen und von ihrem Job erzählen. Und ich habe hier richtige Rampensäue, die da wirklich Lust darauf haben, von Mutti zu Mutti zu reden. Und damit habe ich nicht gerechnet, dass das wirklich so von sich aus eine Eigendynamik aufnimmt, dass ich ab einem gewissen Zeitpunkt da nicht mehr unbedingt der Treiber sein muss, weil da immer wieder ein eigener Input aus der Organisation kommt. Also das ist etwas, das kann ich nur jedem ans Herz legen, das zu fördern. Und da werden sich dann auf einmal Talente herauskristallisieren, wie man damit tatsächlich nicht gerechnet hat, ja.
00:26:19
Alexander Petsch: Ja, schön. Ja, Dirk, herzlichen Dank für deine Hacks und deinen Input. Schön, dass du heute da warst.
00:26:27
Dirk Tekath: Vielen Dank!
00:26:27
Alexander Petsch: Und wenn ihr das Ganze noch mal nachlesen wollt, einfach auf HRM.de gehen, dann werdet ihr die einzelnen Hacks noch mal zusammengefasst finden. Glückauf und bleibt gesund und denkt dran, der Mensch ist der wichtigste Erfolgsfaktor für euer Unternehmen!