ZUKUNFTSTREND 1
DIE ZUKUNFTSFORMEL DER GLOBALISIERTEN ARBEITSWELT


Was bedeutet die Globalisierung in letzter Konsequenz für den Arbeitsmarkt und jeden Beschäftigten, der noch an eine Vollzeitstelle gelangt – psychologisch und auf den Arbeitsumfang bezogen?


Opaschowskis Antwort: Die Hälfte der Mitarbeiter verdient doppelt so viel und muss dafür dreimal so viel leisten wie früher. Und das heißt: intensiver, konzentrierter und psychisch belastender arbeiten. Die neue Arbeitsformel für die Zukunft lautet: 0,5 x 2 x 3.

ZUKUNFTSTREND 2
ZUWANDERUNG ALS ZUKUNFTSPOTENTIAL


Wie wird der Kampf um die besten Köpfe am Arbeitskräftemarkt langfristig gelöst? Werden Unternehmen vornehmlich auf Arbeitskräfte in Deutschland zugehen oder doch im Ausland Personen anwerben?

Opaschowskis Antwort: Regionen, Städte und Kommunen werden um junge qualifizierte und motivierte Nachwuchskräfte aus dem Ausland wetteifern. Dazu bieten sie mehr als “harte“ Standortfaktoren wie z.B. hohe Einkommen und Karrieremöglichkeiten. Als neuer Standortfaktor kommt in Zukunft die örtliche Toleranz für ethnische Minderheiten hinzu.


ZUKUNFTSTREND 3
LEBEN IST DIE LUST ZU SCHAFFEN:
DIE LEISTUNGSEXPLOSION DER JUNGEN GENERATION


Sind die meisten Bundesbürger der Auffassung, dass sie in einer Leistungsgesellschaft leben? Und wie stehen junge Menschen zu dieser Frage und ihren Implikationen?


Opaschowskis Antwort:
Die Bundesbürger meinen, dass die Leistungsgesellschaft im wahrsten Sinne des Wortes lebt. Viel mehr noch: Diese – so Opaschwoski - schaffe erst die Voraussetzungen für eine lebenswerte Zukunft. Die Leistungsorientierung des Lebens nehme vor allem bei der Jugend fast „explosionsartig“ zu. Der Anteil der Hedonisten gehe zurück.

ZUKUNFTSTREND 4

DIE FRAUEN KOMMEN MIT MACHT:
DIE ARBEITSWELT WIRD WEIBLICHER

Haben die Männer bis zum Jahr 2030 ihre Privilegien in der Arbeitswelt als Führende und Bestimmende über Inhalte und Strukturen eingebüßt?


Opaschowskis Antwort:
2030 wird jeder dritte Spitzenjob mit einer Frau besetzt sein. Bundesweit erzielten Mädchen und junge Frauen schon heute bessere Schulabschlüsse als ihre männlichen Kollegen. Zur Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie geselle sich die Frage der Vereinbarkeit von Frauen- und Männerrollen. Wer ‚spielt’ in Zukunft die Hauptrolle des Versorgers und wer die Nebenrolle des Zuverdieners?

ZUKUNFTSTREND 5
RE-START MIT 50: DIE WIRTSCHAFT BRAUCHT
WIEDER ÄLTERE ARBEITNEHMER 


Was hat nachhaltiges Wirtschaften mit der Beschäftigung von Personen zu tun, die zur 50plus-Generation gehören? Wie passt beides zusammen?

Opaschowskis Antwort: Der Slogan „Re-Start mit 50!“  ersetzt künftig die Phrase „Mit 50 Jahren zum alten Eisen gehören“. Insbesondere ältere Arbeitnehmer denken in Dimensionen der Nachhaltigkeit:  mehr langfristige strategische Planung und weniger kurzfristiges Renditedenken.

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Foto von Austin Distel

ZUKUNFTSTREND 6
COMEBACK MIT 65: ZUVERDIENST STATT ALTERSARMUT


Wie können Arbeitnehmer künftig der Altersarmut entkommen?

Opaschowskis Antwort:
Bundesbürger sollen in Zukunft ihre Altersgrenze selbst bestimmen und den Übergang in den Ruhestand flexibel gestalten können. Fast drei Viertel (73%) aller Berufstätigen in Deutschland seien heute schon bereit, freiwillig über das 65. Lebensjahr hinaus zu arbeiten, weil sie dadurch ihre Rente aufstocken können, aber auch im Alter weiter gebraucht werden und gesellschaftlich wichtig bleiben.

ZUKUNFTSTREND 7
KULTURWANDEL IN DEUTSCHLAND:
DIE „DOPPELVERDIENERFAMILIE“

Wird das Doppelverdiener-Modell das Alleinverdiener-Leitbild
in der Gesellschaft künftig ablösen?


Opaschowskis Antwort:
Über zwei Drittel der Bevölkerung finden es aktuell ideal, wenn in einer Familie beide Partner berufstätig sind (IPSOS/OPASCHOWSKI 2013: 67%). Fünf Jahre zuvor lag der Anteil der Befürworter lediglich bei 56 Prozent. Wenn dieser Trend so anhält, werden im Jahr 2030 über achtzig Prozent der Berufstätigen Doppelverdiener sein.

ZUKUNFTSTREND 8
WIRTSCHAFT BRAUCHT WIEDER WERTE:
DIE NEUE PRODUKTIVITÄT DES SOZIALE


Werden die abzusehenden gesellschaftlichen Umwälzungen – wie oben beschrieben - dazu führen, dass Unternehmen ihre
Corporate Social Responsibility nicht nur propagieren, sondern tatsächlich leben?

Opaschowskis Antwort:
Die Unternehmenskultur wird nach der Krise eine andere sein. Statt nur nach außen durch „Corporate Social Responsibility“ (CSR) Verantwortung, Gesicht und Flagge zu „zeigen“, müssen jetzt mehr Werte „im“ Unternehmen gelebt und „für“ die Gesellschaft geschaffen werden. Langfristig wirtschaftlich erfolgreich können nur Unternehmen sein, die auf Nachhaltigkeit – ökonomisch, ökologisch und sozial – angelegt sind und so dem Gemeinwohl dienen.


ZUKUNFTSTREND 9
WACHSTUM WOFÜR? SCHLUSS MIT „IMMER MEHR"


Löst der Wunsch nach Arbeitsplatzsicherheit in der Bevölkerung,
den Ruf nach höheren Einkommen ab?


Opaschowskis Antwort
: Auf den ersten Blick geht es Deutschland gut. Die Exporte steigen, der private Konsum nimmt zu und das BIP, das Bruttoinlandsprodukt, klettert weiter. Doch an die Mär vom Immer-Mehr glaube niemand mehr. In der Gesellschaft herrsche „ein großes Frustrationspotenzial“ und in der Bevölkerung sei „eine Art Verabschiedungsmentalität“ nachweisbar. Die Zufriedenheit mit den eigenen Lebensumständen werde mental immer weiter „heruntergefahren“. Die Deutschen wollten auf Nummer sicher gehen: Arbeitsplatzgarantien seien nun wichtiger als Einkommenserhöhungen.

ZUKUNFTSTREND 10
DER NEUE WOHLSTANDSMAßSTAB


Was wird künftig für den Einzelnen mehr Gewicht haben: Gut leben oder viel haben?

Opaschowskis Antwort: Wohlstand wird zu einer Frage des persönlichen und sozialen Wohlergehens. In Zukunft könne Wohlstand auch bedeuten, weniger Güter zu besitzen und doch besser zu leben. Damit verbunden sein werden künftig ein „illusionsloser Optimismus“: Die Mehrheit der Deutschen wolle trotz anhaltender Krisen das Beste aus ihrem Leben machen. Die Forderung „Wohlergehen für alle“ löse die Nachkriegsformel „Wohlstand für alle“ ab, wie der Nationale WohlstandsIndex NAWI D nachweise (IPSOS/Opaschowski 2013).

Mehr Infos zum

II. HAWARD® Fürstenberg Symposium im April 2013


Fotocredit: GG Berlin / www.pixelio.de