Drei Formen dieser Expeditionen haben die Autoren empirisch untersucht – nämlich Großgruppenveranstaltungen, Organisationsaufstellungen und Lernräume. Sie führten persönliche Interviews mit Unternehmensvertretern. Darauf aufbauend beleuchten sie in ihrem Buch die Vor- und Nachteile der einzelnen Expeditionsformen. Sie geben konkrete Empfehlungen und bewerten den Einsatz und Erfolg der Methoden, beispielsweise, indem sie die wichtigsten Parameter für die Wirksamkeit der Expeditionsräume beschreiben.

three men using MacBooks
Foto von Austin Distel

Großgruppenveranstaltungen, Organisationsaufstellungen und Lernräume finden erst langsam Eingang in die Unternehmensrealität, sodass dieses Buch einen ersten umfassenden Einblick in den praktischen Umgang mit solchen Lernformen gewährt.
Interessant ist insbesondere, dass dieses Buch die drei Expeditionsformen – soweit ersichtlich – erstmals mit dem Fokus auf österreichische Unternehmen beleuchtet, sodass Entscheidungsträger daraus wertvolle Hinweise und Anregungen für ihre eigene Unternehmensführung ziehen können.

Das Werk richtet sich – laut Mitautor Peter Heimerl – in erster Linie an „skeptische“ Manager, Change-Manager, Projektleiter und Berater. Es zeigt gerade den mit der Organisationsentwicklung vertrauten Personen detailliert, welche der vorgestellten Expeditionsformen sie zu welchem Zweck erfolgreich einsetzen können. Dieses Buch ist somit all jenen zu empfehlen, die solche Lernformen nutzen und Erfahrungswerte aus der österreichischen Unternehmensentwicklungslandschaft in ihre „Expeditions-Lernform“ integrieren möchten.


Leserprobe

Expedition statt Organisation
Organisationszukunft ermöglichen mittels Lernräumen, Organisationsaufstellungen und Großgruppenveranstaltungen
Von Peter Heimerl, Karin Brunnmayr-Grüneis, Karin Huber und Beatrice Pacher
Haupt Verlag 2007, 330 Seiten, 38,50 Euro
ISBN: 978-3-258-07094-0
www.haupt.ch

Nimmt man die nahezu allerorts beschworene hohe Komplexität, also die innere Veränderungsdynamik von Systemen und Umwelten ernst, so stoßen Technologien zur Komplexitätsreduktion wie beispielsweise Projektmanagementmethoden an Grenzen. Die Fragen, die sich auftun, lauten nun: Wie kann die Komplexität gehandhabt werden, ohne dabei den Anspruch auf deren Beherrschung und Steuerung zu erheben? Wie kann dabei dennoch Managementverantwortung ausgeübt werden? In welchen Räumen kann Komplexität bewusst gelebt werden, um dem System als Ressource zur Zukunftsarbeit zur Verfügung zu stehen? Was bringen diese Räume?
Dieser Perspektivenwechsel ist der gedankliche Ausgangspunkt dieses Buches. Wir machen diese Haltung der Komplexitätshandhabung an einigen zentralen Begrifflichkeiten fest, die auf den folgenden Seiten zu erörtern sind: Von Organisation (um die Ecke) zur Expedition (zwischen Räume). Dieses Begriffspaar korrespondiert mit dem in der Führungsliteratur intensiv diskutierten Begriffspaar „Management“ und „Leadership“, also von kurzfristiger Zielverfolgung zu langfristiger Zukunftsarbeit. Darin zeigt sich aber auch bereits Versöhnlichkeit: So wie Leader und Manager einander brauchen, braucht es in sozialen Systemen Expeditions- und Organisationsdenken.
Der Expeditionsbegriff ist im Zusammenhang mit der Organisationsentwicklung noch wenig gängig. Wir bündeln damit die Haltung der Komplexitätshandhabung im Sinn der oben aufgeworfenen Fragestellungen. Die zentralen Kapitel 2 bis 4 zeigen, in welchen konkreten Räumen „Expedition“ ausgelebt werden kann und welche Chancen und Risiken damit verbunden sein können. Drei solcher Räume stehen im Mittelpunkt dieses Buches: Großgruppenveranstaltungen, Organisationsaufstellungen und Lernräume (in engerem Sinn).

Quelle: personal manager 4/2007