In Zeiten, in denen Konzerne trotz hoher Gewinne den Personalstand reduzieren und sich die Anzahl Beschäftigungsloser trotz Wirtschaftswachstum seit Jahren auf hohem Niveau bewegt, ist das Thema Beschäftigungsfähigkeit höchst relevant. Im ersten und umfangreichsten Beitrag des Buchs wird Employability „als die Fähigkeit, fachliche, soziale und methodische Kompetenzen unter sich wandelnden Rahmenbedingung zielgerichtet und eigenverantwortlich anzupassen und einzusetzen, um eine Beschäftigung zu erlangen oder zu erhalten“ definiert.

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Foto von Carlos Muza

Die Definition zeigt, dass beim Management von Employability vor allem das Individuum selbst gefragt ist. Die Autorinnen Jutta Rump und Silke Eilers identifizieren Schlüsselkompetenzen wie Initiative, Eigenverantwortung, unternehmerisches Denken, Engagement, Team- und Kommunikationsfähigkeit, Lernbereitschaft, Einfühlungsvermögen, Belastbarkeit, Konfliktfähigkeit, Veränderungsbereitschaft, Reflexionsfähigkeit.

Welche Rolle kann jedoch die Unternehmung im Employability Management spielen? Die Autorinnen nennen acht erfolgskritische Handlungsfelder: Controlling, Vergütung, Karrieremodelle, Personalentwicklung, Organisation, Führung, Unternehmenskultur und Gesundheitsförderung.

Die folgenden acht Beiträge beleuchten das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Den Herausgebern ist es gelungen, die Problemstellung mit einer multidisziplinären Gruppe von Autorinnen und Autoren zu bearbeiten. So wird das Thema sowohl durch die soziologisch-philosophische („Das Menschenbild in der Ökonomie“) als auch durch die schulpädagogische Brille („Employability und Schulen“) betrachtet. In den Artikeln wird der Begriff oft anders als oben angeführt definiert und teilweise auch kontrovers diskutiert.

Dazu gesellen sich einige Beiträge von Praktikerinnen und Praktikern aus dem Personalbereich, die Employability (Management) zum Beispiel als „fit für die Zukunft (machen)“ definieren (Ralf Brümmer/Christine Szogas) und sich damit den klassischen Aufgaben der Personalentwicklung nähern. Der erfrischende Beitrag von Heinz Fischer („Wenn nicht ich, wer dann?“) verknüpft den Employability-Begriff mit dem Konzept des Einzelunternehmens und zeichnet ein Wirtschaftsbild
von vernetzten Einzelunternehmen („Selbst-Ges.m.b.H.), in dem die Employability die Arbeitsplatzsicherheit ersetzt.
Das Buch ist vor allem aufgrund der Aktualität des Themas eine interessante Lektüre. Teilweise wirkt die Aneinanderreihung von Aussagen – sowohl innerhalb der Beiträge, als auch was die Reihenfolge der Beiträge betrifft – für den Leser jedoch willkürlich. Die Herausgeber haben es einerseits geschafft, viele Aspekte im Buch aufzugreifen. Andererseits
erfordern Themen wie Kompetenzentwicklung, Lernbedarfsmanagement oder auch das Erlangen von Sprachkompetenz in Lerngruppen mit heterogenen Vorraussetzungen eine tiefere Behandlung, als es im Rahmen der breit angelegten Lektüre möglich ist. 

Employability Management.
Grundlagen, Konzepte, Perspektiven.
Hrsg. von Jutta Rump, Thomas Sattelberger und Heinz Fischer.
Gabler Verlag 2006.
224 Seiten, 36 Euro.
ISBN 3-8349-0118-0
www.gabler.de

Leseprobe
Employability oder zu Deutsch Beschäftigungsfähigkeit – eine Forderung und Herausforderung, der sich vor dem Hintergrund einer sich immer rasanter wandelnden Arbeitwelt jeder Einzelne, aber auch die Gesellschafts- und Unternehmenspolitik zunehmend gegenüber sieht.
Die Herausgeber haben sich mit diesem Buch der Aufgabe gestellt, Employability in all ihrer Komplexität darzulegen und einige der wichtigsten ihrer unzähligen Facetten einer detaillierten Betrachtung zu unterziehen. Besonderer Wert wurde dabei auf eine ganzheitliche Sicht gelegt, die die Akteure in Bezug auf Employability – insbesondere das Individuum und die Unternehmen – in angemessener Weise berücksichtigt und ein praxisnahes Verständnis für ein immer stärker an Bedeutung gewinnendes Thema herstellt. Im ersten Teil des Buches geben die Autorinen Rump/Eilers im Kapitel „Managing Employability“ einen Einblick in Employability. Dabei werfen sie in einem ersten Schritt zunächst einen Blick auf Hintergründe und Rahmenbedingungen. Dies ist unerlässlich, um die Relevanz des Themas aufzuzeigen und gleichzeitig eine Basis zu schaffen für weiterführende Ansätze im Bereich Employability. Dazu gehört eine Betrachtung des Nutzens, den Individuum und Unternehmen durch Forderung und Förderung von Employability erzeugen können, ebenso wie eine klare Auseinandersetzung mit auftretenden Befürchtungen und Ängsten. „Managing Employability“ verlässt in einem weiterführenden Schritt die allgemeine Ebene des Themas Employability. Die Autorinnen zeigen auf, wie im Unternehmen die Forderung und Förderung der Beschäftigungsfähigkeit Gestalt annehmen kann, welche Handlungsfelder es zu berücksichtigen gilt (zum Beispiel Unternehmenskultur, Führung, Organisation, Personalentwicklung, Karrieremodelle, Anreizsysteme) und welche Grundsätze bei der Gestaltung von Employability
Management gelten müssen.

Quelle: personal manager 6/2006