„Eine Crew gewinnt immer nur gemeinsam. Es nützt nichts, Talente an Bord zu holen, die alles an sich reißen, um persönlich weiterzukommen“ Statt Einzelkämpfern seien Teamplayer mit Leistungsbereitschaft gefragt. „Sie können einen Menschen fachlich aufbauen und beruflich weiterentwickeln, aber nicht seinen Charakter verändern“, betont Neidhart.

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Foto von Campaign Creators

Eine weiteres wichtiges Kriterium sei die Gewinnermentalität: „Sie beinhaltet, selbstkritisch an sich zu arbeiten und die eigene Leistung genau zu analysieren, um besser zu werden – im Sieg wie in der Niederlage.“


Aufgabenteilung ernst nehmen

Jedes Teammitglied erfülle bestimmte Aufgaben in einer bestimmten Position. Wichtig sei, dass sich alle aufeinander verlassen, erklärt Neidhart. Dies gelte auch für die Führung, wie das Beispiel des Steuermanns zeige: Seine Kernaufgabe sei es, das Schiff per Kommando möglichst schnell und die Manöver richtig zu segeln. Wann es Zeit dafür sei, sage ihm der Taktiker, der seinerseits vom Navigator instruiert werde.

„Führungspersönlichkeiten sollten wissen, wo ihre Prioritäten liegen und sich nicht plötzlich in Bereiche einmischen, die anderen übertragen sind. Sie müssen darauf vertrauen, dass alle ihre Aufgaben richtig erfüllen“, betont Neidhart. Denn wenn ein Steuermann anfange, selber herumzuschauen, verliere er seine Konzentration. „Dann ist die Rennyacht nicht mehr perfekt eingestellt.“


Wirtschaft kann vom Sport lernen

Dominik Neidhart sieht ganz grundlegende Gemeinsamkeiten zwischen dem Sport und der Wirtschaft. „Es geht immer um eine Gruppe von kollektiven Akteuren, oft als Team bezeichnet.“ Dieser Begriff sei allerdings ein definitionsschwacher Ausdruck, der eine Art „Friede, Freude, Eierkuchen“ suggeriere, bemängelt Neidhart. Für Hochleistungssportler und Betriebe gebe es aber immer nur ein Ziel: „Sie wollen siegen beziehungsweise Geld verdienen, um zu überleben.“

Derzeit seien die Herangehensweisen noch unterschiedlich, um dieses Ziel zu erreichen. In der Wirtschaft werde viel über Unternehmensberater gesteuert, meint Neidhart, „Sie kommen ins Spiel, wenn die Geschäfte schlecht laufen, sollen dann Abläufe straffen, Leute entlassen, Gewinne erhöhen.“ Im Sport hingegen werde mehr in die Leistungsträger investiert „Jeder Fußball-Club hat einen Coach. Davon könnten sich Unternehmen durchaus etwas abschauen“, ist Neidhart überzeugt.

Über Dominik Neidhart
Der Schweizer Dominik Neidhart wandte sich nach dem Medizinstudium seiner Leidenschaft, dem Segelsport zu. In drei verschiedenen America’s Cup Challenges – einem wenig erfolgreichen Startprojekt, einem triumphalen Sieg und einer bitteren Niederlage – sammelte er einschneidende Erfahrungen, die er auf die Wirtschaft überträgt. Dominik Neidhart wirkt heute in einer Beratungsfirma und ist als Referent und Seminarleiter tätig.

Dominik Neidhart im Interview: http://www.hrm.ch/fachartikel/im-gespr%C3%A4ch-mit-dominik-neidhart