man sitting beside two woman on gray surface
Foto von Omar Lopez

Also: Wer schnell fährt, braucht dringend Autopausen. Beine ausstrecken, durchatmen. Vielfahrer müssen ihre Routen überprüfen, um sie kürzen zu können. Welchen Verkehrskreisel kann ich sparen, muss ich überall rumreisen? Belastete Fahrer – solche mit unaufgearbeiteten Unfalltraumatas zum Beispiel – müssen bedacht fahren oder sogar anhalten und pausieren, um ihr Verhalten zu korrigieren oder alternative Reiserouten zu erkennen. Sie sehen auf der Fahrt vieles, das ungute Erinnerungen tangieren könnte. Erfahrene Fahrer sollten ihr Wissen weitergeben.

Niemand würde sagen: Schaffen wir doch die Autos ab. Aber es braucht ein anderes Bewusstsein und eine andere Selbstverantwortung der Fahrer. Packen wir es an. Übrigens macht es doch Freude, über verschiedenen Reiserouten zu fachsimpeln – ernst wie auch bei einem guten Getränk unter Freunden.

Ich wünsche Ihnen liebe Leser, dass Sie Ihre Routen
selbst bestimmen selbst bestimmen,
regelmäßige
Autostopps einlegen und Ihrem Leben mit Spaß und
Freude begegnen.
Und ich freue mich, wenn Sie mit
Fragen und Anregungen auf mich zukommen.

Ihre Marion Probst


Quelle. Marianne J. (1) / www.pixelio.de
Quelle: Dieter Schütz (2) / 
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Quelle: Rudis Fotoserie (3) / 
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Quelle: Gabi Eder (4) / 
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Die gute Nachricht: Wahrnehmung basiert auf Achtsamkeit gegenüber sich selbst und dem eigenen Erleben und zeigt mir in jeder Minute – wie der Tacho am Wagen – wo ich mit Beziehungen, mit mir selbst oder meinen Arbeiten stehe. Wo geht es für mich weiter? Was sollte ich tun? Das ist kein Berater-Hokuspokus. Der berühmte Psychologe Carl Rogers, der zu den Urvätern der humanistischen Psychologie  und damit der klientenzentrierten Gesprächsführung gehört, sagte, dass sich der Mensch als Individuum selbst erkläre. Mit anderen Worten:  Die Antwort liegt in jedem Menschen selbst. Das mag unter allem „Ressourcenbasierte Personalarbeits“-Fachvokabular etwas aus dem Blickfeld geraten sein. Aber dies ist der Kern dessen.

Es ist unter Coaches ein offenes Geheimnis, dass viele Menschen ohnehin um ihre Stolpersteine  wissen, aber ratlos darüber sind, wie sie mit dem, was sie wahrnehmen, umgehen sollen. Viele versuchen sich zuerst am Außen zu orientieren: Was macht der Nachbar? Der Nachbar kommt auch nicht klar. Was sagen Institutionen? Die sagen dies und das. Wo ist Hilfe? Ganz einfach: In jedem selbst. Viele sind es nur nicht gewöhnt, auf kleine Zeichen an sich und um sich zu achten. Natürlich ist das Außen wichtig; denn es spiegelt meine Situation wider. Man kennt die kleinen Zeichen aus dem Alltag: Der Termin, der sich nicht ergibt – nachher stellt sich heraus, es war ohnehin gut. Die App, die sich nicht installieren lässt – am nächsten Tag wird offenbar, dass es bald andere Smartphones im Betrieb gibt. Die Redakteurin, die zufällig im Betrieb anruft und endlich lässt sich doch eine eigene Pressearbeit durchsetzen. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Bewusste Wahrnehmung – „sich-selbst-bewusst-zu sein“ – wurzelt im Moment der Ruhe und der Selbstreflexion. Das heißt, ich bin mir in der Achtsamkeit meines aktuellen Befindens bewusst, beziehungsweise hinterfrage mich. Wie viel Druck und Schnelligkeit vertrage ich noch? Befinde ich mich schon im Geschwindigkeitsrausch und was ist ggfs. zu verändern?  Das ist nicht nur selbstverantwortlich, sonder ermöglicht mir auch die Kommunikation mit meiner Gefühlswelt – ohne alles auf der Sachebenen lösen zu wollen. Wir gehen quasi dem Unterbewussten auf die Spur um mehr über uns selbst zu erfahren. Übrigens verarbeitet das Unterbewusstsein in der Sekunden Millionen Impulse – beinahe unvorstellbar; aber ein wahres Rechenzentrum, aus dem sich ganz bestimmt viel wertvolle Big Data heben lässt. 

So wie es technologische Autos gibt, gibt es Parkinselsituationen. Jeder Fahrer muss ein Bewusstsein dafür haben, was das bedeutet, auf die Bahn zu gehen. Und das fängt – ganz unphilosophisch – einfach an: Nämlich beim eigenen Befinden. Kranke Menschen beobachten ihren Körper, warum nicht auch gesunde? Innere Ruhe, Körperspannung, gute Gesichtsfarbe, Herzschlag, Puls. All das lässt sich schnell erfassen. Gerät davon einiges aus seiner Mitte, ist das ein Signal, seitlich ranzufahren – eine Email später schreiben, nicht den ganzen Tag im Büro reden, eine neue Software besser scheibchenweise lernen und so weiter. Handlungen liegen immer in der Selbstverantwortung des Menschen. Alles andere wäre: Der Autohändler ist schuld, der Hersteller hat ne Meise.

Und nun zum „ja, aber ich kann nicht“: Das Motto des technischen Anspruches unseres Zeitgeistes lautet: „Ja klar, geht“. Für einen gewissen Zeitabschnitt in der Historie mag der ausschließliche Ton angemessen gewesen sein. Doch angesichts Billionen von Möglichkeiten heißt es nun: Stoppen, abwägen, verkürzen, anhalten und auch mal aussteigen. Weniger ist mehr. Wer nicht mehr nein sagt und sich daran gewöhnt, sich einfach treiben zu lassen, verursacht selbstverschuldete Unfälle. Er merkt es zuerst an mangelnder Gesundheit, Gereiztheit und Kontrollverlust. Was nützt es, wenn Kollegen fordern, der Chef fordert, Kunden fordern und der Einzelne dennoch nicht mehr nachkommen kann. Es kommt die Minute, in der er seine Verantwortung wahrnehmen muss: Kann ich mit einer Technologie umgehen? Wie viel davon tut mir gut? Wie kann ich mich in stressigen Situationen wieder auf den Boden bringen? Denn: Der Chef, die Kollegen und Kunden sitzen am Beifahrersitz. Und da reicht es nicht zu sagen: „Die haben befohlen, dass ich fahre.“ Opfer sein ist, .weder eine lösungsorientierte noch selbst-bewusste Handlung, die zu keinem wirklichen Wohlbefinden führt. Der Pannendienst ist angesichts leerer Staatskassen übrigens immer schlechter erreichbar und könnte auch nur Kleineres beheben.

Justus steigt in ein Auto. Sagen wir, Justus sei 21 Jahre. Vater hat ihm den Wagen geliehen. Damit fährt er an einem Dienstagabend los, und mitten in eine Parkinsel hinein. Weil Justus der Kopf schwirrt, ihm war schon beim Einsteigen nicht gut. Was wird er dem Vater sagen? Der scheiß Autohändler hätte ne Macke? Die Herstellerfirma spinnt? Nein. Der Text lautet: „Ich, Sohnemann, habe den Wagen zu Schrott gefahren“. Justus hatte Verantwortung übernommen, in dem er Vater den Wagenschlüssel aus der Hand nahm. Kann er den Wagen nicht fahren, muss er einen anderen Weg finden. „Schon vergessen?“, fragt Vater den Sohn mit mahnendem Blick. „Auto haben können heißt nicht, ohne links und rechts immer drauf los …“, schiebt er begütigend hinterher. Justus zuckt entschuldigend die Schultern.

So wie Justus geht es manchem, der heute in ein technologisches Auto steigt, sei es eine App, eine Software oder Ähnliches. Schnell an einen anderen Ort, schnell jemanden kontaktieren, flott Infos ziehen, weiter, weiter, weiter. Da gibt es noch einen Freiraum? Super, rasch zuparken. Zugegeben: Wer würde im Technologiekontext wirklich von einem Einsteigen sprechen? Aber es ist schon so. Was der Einzelne von sich mitteilt, lädt er in eine Technologie und schickt es durch die virtuelle Welt. Gefahren wird Tag und Nacht. Je schneller, je lieber. Geht doch.