Die Ursachen für diese Erkrankungen sind dabei vielfältig und die Folgen meist sehr komplex. Nicht nur die gestressten Mitarbeiter selbst, sondern auch die Unternehmen sind hier die Leidtragenden. Vorzeitige Ermüdung, Konzentrationsstörungen und Leistungsschwankungen wirken sich auf die Qualität der Arbeit und das Betriebsklima aus.

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Foto von Andrew Neel

Schon etliche Unternehmen haben dies erkannt und werden präventiv tätig, indem sie die psychischen Belastungsfaktoren im Rahmen ihrer betrieblichen Gesundheitsförderung analysieren. Im Rahmen der Kampagne „Move Europe“ haben dies bereits über 300 teilnehmende Unternehmen getan. Sie haben ihre Gesundheitsförderungsmaßnahmen einer einheitlichen Bewertung unterzogen und profitieren so auch von den Erfahrungen der anderen Move Europe-Partnerunternehmen.

„Die meisten Unternehmer wissen, dass sie mit betrieblicher Prävention sowohl die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter fördern, als auch die Ausfallzeiten senken können“, so Dr. Reinhold Sochert, Experte für betriebliche Gesundheitsförderung beim BKK Bundesverband.

Wie dieses Wissen in der Praxis angewendet werden kann, zeigen folgende Beispiele:

  • Bertelsmann nutzt bereits seit 30 Jahren mit seinen Mitarbeiterbefragungen ein Element der partnerschaftlichen Unternehmenskultur und erkennt frühzeitig die Probleme der Mitarbeiter. Mit Hilfe verschiedener Informations-, Gesprächs- und Feedbackinstrumente wurde zudem ein organisatorischer Rahmen geschaffen, der Missstände schnell beheben kann.
  • Unter dem Motto „Mensch im Fokus“ hat die E.on Ruhrgas AG verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der partnerschaftlichen Unternehmenskultur gebündelt. Die angebotenen Projektaktivitäten unterstützen die persönliche Gesundheit des Mitarbeiters und fördern mitarbeiterorientiertes Führungs- und Kommunikationsverhalten. Hinzu kommen Bausteine zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch flexible Arbeitszeitmodelle, Bereitstellung von Kinderbetreuungsplätzen oder Notfallbetreuung von Kindern.
  • Aber auch öffentliche Verwaltungen stellen sich dem Problem der psychischen Belastungen am Arbeitsplatz. So hat das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin eine spezielle Dienstvereinbarung zur Konfliktregulierung sowie ein Führungskräfte-Coaching implementiert.

Rechtzeitiges Eingreifen hilft meist, größeren Krisen vorzubeugen. Fehlzeiten werden verringert und das Know-how der betroffenen Mitarbeiter bleibt im Betrieb. Handlungsspielraum und soziale Unterstützung können das Wohlbefinden der Beschäftigten positiv beeinflussen und Stresswirkungen mildern. Führungskräfte spielen hier die entscheidende Rolle. Sie sorgen für einen offenen Kommunikationsstil in ihrem Arbeitsbereich und sind in der Lage, bei Konflikten frühzeitig zu intervenieren.

„Move Europe“ ist eine Initiative des Europäischen Netzwerks zur betrieblichen Gesundheitsförderung (ENWHP). Der BKK Bundesverband koordiniert die zunächst bis 2009 angesetzte Kampagne sowohl in Deutschland als auch europaweit. Interessierte Unternehmen finden auf der Website www.move-europe.de neben dem Fragebogen zur Selbstbewertung auch weitere Informationen, um „Move Europe Partner“ zu werden.