Die gewaltigen Herausforderungen, vor denen das System Arbeit in Deutschland steht, sind nur zu bewältigen, wenn sich die Personalarbeit stärker als bisher in die öffentliche Diskussion einschaltet, so die Überzeugung der HR Alliance, die sich aus dem Goinger Kreis, der Selbst GmbH und dem dapm e.V. gegründet hat. Entsprechend müssten HR-Verantwortliche versuchen, auf Prozesse Einfluss zu nehmen und so die Zukunftsfähigkeit im System Arbeit zu sichern. Insbesondere das Thema Bildung kristallisierte sich auf dem zweitägigen Kongress in vielen Vorträgen und Diskussionen als eine der größten Herausforderungen für die Gesellschaft und die Personalarbeit in Unternehmen heraus – und zwar nicht nur als eine Frage der universitären Ausbildung der „Wissensavantgarde“ sondern auch als Problem, das die Lebenschancen des Teils der Gesellschaft betrifft, der immer häufiger als „Prekariat“ bezeichnet wird. In dieser Hinsicht sind insbesondere die hohen Schul- und Ausbildungsabbrecherquoten alarmierend. Als eine der Hauptursachen wurde die geringe soziale Durchlässigkeit des deutschen Schulsystems identifiziert.

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Die Impulse aus dem Kongress nahmen die Organisatoren in ihrem „Münchener Appell“ auf. Oliver Maassen, Vorstandssprecher der HR Alliance und Executive Vice President Human Resources bei der HypoVereinsbank, forderte von den politisch Verantwortlichen, „das dreigliedrige Schulsystem abzuschaffen und in ein durchgängigeres System zu überführen.“ Zugleich rief Maassen die anwesenden Personalmanager dazu auf, „in ihrem beruflichen Umfeld Initiativen ins Leben zu rufen, die soziale Mobilität fördern, insbesondere der jungen Menschen in Hauptschulen und mit Migrationshintergrund.“

Ein solches Projekt, das bereits an anderen Orten Schule gemacht hat, ist das Hamburger Hauptschulmodell. Es gehörte zu den Preisträgern der im Rahmen des ZukunftsForums erstmals verliehenen HR Alliance Awards, mit denen die Mitglieder der HR Alliance jeweils in ihren inhaltlichen Themenschwerpunkten erfolgreiche HR-Instrumente auszeichneten. Das Hamburger Hauptschulmodell, das den Förderpreis des Goinger Kreises erhielt, unterstützt Jugendliche bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Grundlage ist die systematische Begleitung der Jugendlichen in den Beruf. Eine eigens geschaffene „Koordinierungsstelle Ausbildung“ bei der Arbeitsstiftung Hamburg dient dabei als Vermittler und Anlaufstelle für Schulen, Arbeitsagentur und Unternehmen. Seit dem Start des Hauptschulmodells konnten die Chancen auf den Erwerb eines ungeförderten Ausbildungsplatzes in der Hansestadt verdreifacht werden. Weitere Hauptschulinitiativen von Berlin bis Nürnberg und Basel profitieren bereits von der Kompetenz der Hamburger. Dieses Engagement unterstützen die Mitgliedsunternehmen des Goinger Kreises, Daimler AG, Deutsche Bahn, Otto Group, Praktiker Bau- und Heimwerkermärkte sowie Schenker AG, mit 10 zusätzlichen Ausbildungsplätzen für das Hamburger Hauptschulmodell.

Daneben verliehen auf der feierlichen dapm-Gala auch die Selbst-GmbH und der dapm ihre Preise. Den Employability Award der Selbst-GmbH für Unternehmertum im System Arbeit erhielt die Deutsche Bank AG. Der dapm zeichnete seine Preisträger gleich in vier Kategorien aus: Beste Employer Brand Kampagne (Bertelsmann AG), Bestes Hochschulrekrutierungsprogramm (Ernst & Young GmbH), Beste Karriere-Website (BMW Group) und Innovativstes Personalmarketingprodukt (Deutsche Telekom AG und Deutsche Bahn AG).

Auf dem zweiten ZukunftsForum Personal wurde zudem ein neuer und erweiterter „Think Tank“ für Zukunftsfragen im System Arbeit angekündigt. Diese HRA Executive Club genannte Runde von Top-Entscheidern im System Arbeit wird sich zum ersten Mal am 9. November in Berlin treffen. Zu der Veranstaltung hat die HR-Alliance rund 20 Personalmanager eingeladen. „Wir wollen uns öffnen und wichtige Themen künftig nicht nur im Kreis von Selbst-GmbH, Goinger Kreis und dapm behandeln“, sagte Thomas Sattelberger, Vorstand der Deutschen Telekom und Vorstand der HR Alliance.