Hatte sich in den Jahren bis 2001 schon eine gewisse Erkenntnis über die Gestaltung von Stellenanzeigen durchgesetzt, so scheint dieses Wissen über eine richtig gestaltete Jobanzeige mittlerweile schon wieder über Bord geworfen zu sein. Und dabei spielt es keine Rolle ob die Anzeige von einem Unternehmen stammt oder aus der Feder beziehungsweise dem Rechner einer Agentur. Oftmals fehlt es der Anzeige an Grundlagen, die im Internet aber enorm wichtig sind.

grayscale photography of corporate room
Foto von Drew Beamer

Scannen – nicht lesen!

Die Art und Weise einen Text zu lesen, ist im Internet gänzlich anders als in gedruckten Medien. Stellenanzeigen in einer Tageszeitung werden von links oben nach rechts unten gelesen, und dabei die Wörter in den Sätzen in Reihenfolge wahrgenommen, eben so wie es geschrieben steht. Hier liest man aber nicht jedes Wort, sondern springt von einem Teil eines Wortes, in einen Teil des nächsten oder übernächsten Wortes. Sei kennne das mit Säztne dei mna verdhtre und tortzdme lenes knan? Wenn Sie etwas nicht verstanden haben, dann springt Ihr Auge wieder dahin zurück, wo Sie das letzte Wort richtig meinen erfasst zu haben, bis der Sinn sich erschließt. Sie müssen aber nicht zwangsläufig das ganze Wort lesen.

Online-Texte dagegen werden vom menschlichen Auge lediglich gescannt. Man kann sich dies so vorstellen wie bei einer Bildbetrachtung, wo ich mir mit einem Überblick Eindrücke verschaffen möchte. Der Grund dafür ist ein einfacher: Es liegt am physiognomischen Problem der Augen. Bei Papierformaten hat man einen sehr guten Kontrast zwischen dunkler Schrift und hellem Papier. Der Bildschirm allerdings leuchtet zwischen den einzelnen Buchstaben als ein sehr helles Licht. Dadurch ermüden die Augen viel schneller und es kann tatsächlich nur mit einem Viertel der normalen Lesegeschwindigkeit, gearbeitet werden. Aus diesem Grunde, ist die Art und Weise wie ich die Informationen aufbereitete, sehr wichtig.

Aufzählungspunkte/Bullet Points

Welche Informationen sind für den Bewerber wirklich wichtig? Das, was das Unternehmen fordert und dass was ich als Bewerber zu erwarten habe. Wenn Sie hier mit einem Fließtext wie in einer Zeitung arbeiten, ist das so als wenn sie ihre Informationen mit einer Tarnkappe versehen. Als Bewerber suchen Sie sich so zwischen 5 und 30 Anzeigen heraus um diese nach interessanten Merkmalen zu durchsuchen. Bedingt durch die besondere Wahrnehmung beim Lesen im Internet und dem Wunsch in kurzer Zeit möglichst schnell an die Informationen zu kommen, sollten Sie diese auch entsprechend anbieten. Hier ist und bleibt die Aufzählung das Non plus Ultra! Probieren Sie es selber aus. Welcher Text ist für Sie leichter lesbar, beziehungsweise die Informationen schneller zu erfassen:

Wir erwarten:

Sie sollten eine hervorragend abgeschlossene, universitäre Ausbildung genossen haben. Mit einem Schwerpunkt im Bereich Maschinenbau, würden Sie hervorragend zu uns passen. Außerdem sollten Sie erste berufliche Erfahrungen, in den Bereichen Beratung oder Projektmanagement, gemacht haben.

oder:

Wir erwarten:

• Eine hervorragend abgeschlossene, universitäre Ausbildung

• Idealerweise im Bereich Maschinenbau

• Erste berufliche Erfahrung

• Möglichst in den Bereichen Beratung oder Projektmanagement

Und stellen Sie sich einmal vor Sie hätten 20, 30 oder mehr Stellenanzeigen zu lesen um einen passenden Job zu finden auf den Sie sich bewerben möchten. Als aktiv suchender Bewerber schauen Sie auch nicht nur einmalig in eine Stellenbörse, sondern werden über einen längeren Zeitraum, dies mehr oder weniger täglich tun. Machen Sie es diesen Bewerbern also nicht so schwer Infos zu finden oder schlimmstenfalls Ihr Angebot zu ignorieren.

Bewerbungs- & Kontaktmöglichkeiten

Regen Sie sich manchmal auch auf, dass wenn Sie im Internet etwas gefunden haben was Sie erwerben wollen, den ganzen Bestellvorgang abwickeln und dann feststellen, dass man Ihnen nur die Möglichkeit zur Kreditkartenzahlung lässt? Ich wette dass die oder der eine oder andere von Ihnen den Einkauf deswegen schon abgebrochen hat. Sie möchten als Kunde gefälligst wählen können, wie Sie bezahlen, oder? Genau das passiert aber gerne bei Stellenanzeigen. Viele Unternehmen bieten den potentiellen Bewerbern aber nur eine einzige Möglichkeit an, sich zu bewerben. Ich gebe Ihnen

recht, wenn Sie eine/n Marketing Assistentin/en suchen sollten. Dann werden Sie momentan wahrscheinlich von Bewerbungen überrollt werden. Hier können Sie froh sein, wenn Sie die Eingänge mittels einer Workflowsoftware verwalten können. Wenn Sie allerdings im Fach und Führungskräftebereich suchen, wissen Sie und ich, dass Sie froh sein können wenn Sie eine oder einige wenige Bewerbungen bekommen. Dies gilt vor allem in schwierig zu besetzenden Bereichen wie bei den IT und den Ingenieurjobs.

Um es kurz zu machen: ich muss dem Bewerber die Möglichkeit bieten sich:

  1. telefonisch zu informieren
  2. den richtigen Ansprechpartner zu haben
  3. mich wahlweise per E-Mail,
  4. und per Post,
  5. und falls vorhanden, per Formular zu bewerben

Sollten Sie jetzt aufstöhnen und glauben das ich keine Ahnung habe, wie Ihr Arbeitsalltag aussieht, Sie froh sind dass Sie endlich ein Bewerbungstool und eine Datenbank haben und von E-mail-Bewerbungen oder gar postalischen Bewerbungen nichts mehr wissen wollen: Versetzen Sie sich in die Lage der Bewerber. Wenn Sie keine fertige Bewerbung zur Hand haben und den Job interessant finden, sich aber nur per mail mit einem Lebenslauf als pdf bewerben können und eigentlich eine Menge Stress um die Ohren haben.….dann lässt man als Bewerber auch schon mal gerne das Bewerben sein und geht zu einem anderen Angebot, sprich Stellenanzeige über.

Manche Firmen argumentieren hier gerne, dass wenn der Bewerber sich wirklich für das ausschreibende Unternehmen interessieren würde, sich dann auch die Mühe geben sollte dementsprechend zu agieren. Sehen Sie es mal so: Wenn Ihr Vertrieb denken würde, dass Ihre potentiellen Kunden bitte selbst anrufen sollen, da Ihre Produkte oder Dienstleistungen so toll sind, bräuchten Sie eigentlich doch gar keinen Vertrieb mehr. Das Marketing können Sie sich dann selbstverständlich auch direkt einsparen.

Machen Sie alle Kanäle auf. Bieten Sie alle Formen der Bewerbung an. Und ja, das macht mehr Arbeit und kostet auch mehr oder braucht Unterstützung in der HR Abteilung. Vielleicht können Sie sich durch solche Maßnahmen aber auch die eine oder Anzeige sparen, weil Sie schon bei der Erstinsertion erfolgreich waren. Notfalls muss man über die Einstellung einer Hilfskraft oder Praktikanten nachdenken, die das in Spitzenzeiten auffangen können. Oder Sie ziehen das Outsourcen solcher Leistungen einfach mal in Erwägung.

Erlaubte Datenmengen

Deutschland, das Land der Gesetze und Verbote. Dies scheint auch bei einigen Personalabteilungen als Leitsatz zu gelten. Wer hat Ihnen im Unternehmen eigentlich gesagt, dass die Anhänge der Bewerber auf keinen Fall größer als maximal 1 MB sein dürfen? Und anders gefragt, können Sie sich vorstellen, dass der eine oder andere Bewerber/in damit ein Riesenproblem hat?

Wenn Sie Ihren Lebenslauf, Ihre Zeugnisse usw. eingescannt haben, und das Ganze dann als PDF umwandeln, kann es sein dass Sie sehr schnell über 1 MB Datenmenge kommen. Probieren Sie das doch mal mit Ihren Unterlagegen selber aus. Das wird ab vier Arbeitszeugnissen nämlich sehr schwer. Dass man dies noch minimieren kann, ist richtig – kann aber nicht jeder. Sie verbauen aber in dem Moment potentiellen Bewerbern den Weg, sich bei Ihnen zu bewerben. Gehen Sie zu Ihrer IT Abteilung oder zur Geschäftsführung, und sprechen Sie diese Problematik an. Für die Bewerber darf es keine solchen Einschränkungen geben! Und man richtet Ihnen bestimmt gerne ein entsprechendes E-Mail Postfach ein. Ohne strenge Auflagen. Manchmal muss man eben nur mal fragen.

Übrigens, manche älteren Microsoft Proxy Server hatten Probleme mit e-Mails die eben größer sind als 1MB. Ich vermute, dass hier oftmals das Problem lag und sich diese veraltete Regel weiterhin hartnäckig hält. Ansonsten liegt es einfach oft an der Filtereinstellung, die dann alle Mails mit größer als eben 1 MB aussortieren soll. Für die Bewerbungseingänge, sollte dies aber nicht gelten!

Linkfunktionen

Mittlerweile hat es sich ja nun doch zum Glück durchgesetzt, dass man die Website des Unternehmens in der Stellenanzeige angibt. Hier kann sich der Bewerber dann über das Unternehmen informieren. Komischerweise ist es aber so, dass viele Stellenanzeigen nicht mehr über eine Linkfunktion des Firmenlogos verfügen. Warum eigentlich? Die User im Internet sind es gewohnt, dass gerade über das Logo die Funktion ausgelöst wird, auf die betreffende Homepage zu gelangen. Wie sieht es bei Ihren Anzeigen aus? Sehr wahrscheinlich besitzt Ihre Unternehmenswebsite ebenfalls diese Funktion. Erfüllen Sie diese Erwartungen der User. Kennen Sie das Problem wenn Sie in einem fremden Auto sitzen und das Licht am gewohnten Schalter anmachen wollen, aber dies dort gar nicht ist? Sehen Sie.

Selbstbeweihräucherung

Wissen Sie warum die meisten Firmendarstellungen in einer Stellenanzeige nicht mehr gelesen werden? Weil sie die ewig gleichen Superlativen enthalten. Ist Ihr Unternehmen auch:

Marktführer – innovativ – größter Hersteller vom – zu den expansivsten internationalen Herstellern zugehörig – weltweit führenden…usw.

Wie viele Weltmarktführer in bestimmten Bereichen gleichzeitig tätig sind ist unglaublich. Solange Parallelwelten noch nicht bestätigt sind, sollten Sie mit diesen Aussagen etwas vorsichtiger umgehen. Es ist löblich und richtig, stolz auf seine Firma zu sein. Aber bitte bedenken Sie, dass es für den Bewerber vielleicht wesentlich interessanter ist zu erfahren, was sie, wo sie, mit wem sie, mit was sie welche Produkte oder Dienstleistungen herstellen oder vertreiben. Wer sind ihre Kunden, gibt es vielleicht eine Erfolgsstory, die hier kurz angerissen werden kann?

Immer wichtig: Versetzen Sie sich einfach doch in die Lage der Suchenden. Denken Sie auch daran, dass Sie persönlich betriebsblind sind – ob Sie wollen oder nicht. Lassen Sie Ihre Stellenanzeigen doch einmal von Außenstehenden ansehen und testen. Holen Sie sich einfach mal eine objektive Meinung ein.

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