Heute dreht sich in unserem HRM-Podcast alles um das Thema „Lernen unter Zuhilfenahme künstlicher Intelligenz“. Unser Gast ist Dr. Daniel Stoller-Schai, Gründer der Firma Collaboration Design, das nachhaltige und kollaborative Lernlösungen für Unternehmen entwickelt. Zudem ist der Schweizer seit 2009 Head Advisory Board der Learning Innovation Conference. Daniel Stoller-Schai erläutert im Gespräch mit Alexander Petsch, dem Gründer des HRM Instituts, wie und in welchen Bereichen künstliche Intelligenz bereits heute zum Einsatz kommt und wie sie das Berufsverständnis von Learning Professionals neu definiert.
Woran vor gut zehn Jahren selbst gut betuchte Finanzdienstleister wie UBS noch scheiterten, gehört heute zum Standard. „Damals beerdigten wir das erste Kompetenzmanagement-System“, erinnert sich Dr. Daniel Stoller-Schai noch gut an seine Anfangsjahre bei UBS, „weil es zu kompliziert und ressourcenfressend war“. Heute sei die Ausgangslage eine völlig andere. „Heute ist es möglich, so ein System aufzubauen, das deutlich weniger mit manuellem Aufwand verbunden ist und mir sehr viel smarter Lernempfehlungen und -maßnahmen bereitstellt, die auf mein Profil zugeschnitten sind“, sagt der Lernexperte. Grund hierfür sei die rasche Entwicklung im Bereich künstliche Intelligenz.
Der Begriff künstliche Intelligenz lässt noch immer viele Menschen aufschrecken. Ängste werden geweckt, dass in absehbarer Zeit der Mensch gegenüber automatisierten Prozessen in den Hintergrund gerät. Die Vorteile, die KI mit sich bringt, werden nicht selten gerne übersehen. Bereits heute seien zahlreiche Menschen tagtäglich mit KI und dessen Algorithmen in Kontakt, ohne dass sie es wahrnähmen, sagt Dr. Daniel Stoller-Schai. „Die arbeiten mit Lernsystemen wie Degreed oder EdCast, welche vollgestopft sind mit KI-Technologien.“ Ähnliches gelte für Personaler im HR, wenn sich beispielsweise mit Programmen wie Workday arbeiteten. Um sich an KI heranzutasten, empfiehlt Dr. Daniel Stoller-Schai, „sich damit auseinanderzusetzen, was bereits an KI-Features in den Systemen des täglichen Arbeitsprozesses drinsteckt“.
Learning Professionals gehen Partnerschaft mit Lernbots ein
Nicht jeder hat die Zeit und Muse, sich über Fachliteratur aktiv in das Thema künstliche Intelligenz einzuarbeiten. Wer es lieber leicht verdaulich in dosierten Häppchen aufnehmen möchte, dem stehen beispielsweise Interessengruppen auf Plattformen wie Meetup zur Verfügung. „Hier kann man sich erstmal ein Grundverständnis für KI aufbauen“, sagt Dr. Daniel Stoller-Schai, „einfach einer Gruppe beitreten und sich schlau machen, was im Bereich KI läuft“. Zudem sei es ein schönes Networking, bei dem man entsprechend interessante Menschen kennenlernen könne. In die ähnliche Richtung geht sein Tipp, an virtuellen Konferenzen der Swiss Cognitive Initiative teilzunehmen. Dabei handele es sich um eine „handverlesene internationale Gruppe von Experten“, die eine Vielzahl von Facetten der KI ausleuchte.
Die Anwendungsbereiche künstlicher Intelligenz in Lernprozessen sind schon heute vielfältig. „Es besteht die Möglichkeit, aus bestehenden Texten Aufgaben zu generieren oder Lernmodule automatisch zu kuratieren“, beginnt Dr. Daniel Stoller-Schai mit der Aufzählung. Das automatische Auswerten von Tests sei ja bereits alter Kaffee, zumindest im Bereich Multiple Choice. „Aber neuerdings lässt sich das auch mit Freitexten machen. Dazu erstellen Algorithmen sogar noch ein Feedback von erstaunlicher Qualität und Tiefe.“ Und sollte der Lernende Gefahr laufen, den Faden oder Anschluss zu verlieren, stünden auch hier die passenden Algorithmen zur Seite. „Die beobachten quasi den Lernprozess und sehen, wo es Schwächen gibt“, sagt Dr. Daniel Stoller-Schai, „und versuchen dann, den Lernenden mit kleinen Anstupsern an seine Lernziele zu erinnern“.
Bei so viel Intelligenz mag sich manch Learning Professional fragen, wozu er überhaupt noch gebraucht wird. Für Administrationsaufgaben jedenfalls nicht mehr, mein der Schweizer Lernexperte. „Learning Professionals müssen lernen, welche Möglichkeiten Ki-basierte Lehrsysteme haben und was darin ihre Rolle ist.“ In anderen Worten, sie könnten sich verstärkt Themen wie Pädagogik, Didaktik oder Methodik widmen und Aufgaben übernehmen, mit denen Lernbots noch überfordert seien. Letztlich gehe es darum, eine „Art Partnerschaft zwischen Learning Professional und Lernbot aufzubauen“, sagt Dr. Daniel Stoller-Schai.
Zur Person:
Daniel Stoller-Schai studierte zunächst an der Universität Zürich Psychologie, Pädagogik und Informatik. An der Universität St. Gallen-Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften machte er anschließend seine PhD in Wirtschaftsinformatik. Nach diversen Stellen im Bereich Wissensmanagement avancierte er 2008 zum Head of eLearning Design Switzerland beim Finanzdienstleister UBS. Seit 2009 ist er zudem Head Advisory Board Learning Innovation Conference. Anfang 2019 gründete Daniel Stoller-Schai seine Firma Collaboration Design.
Viele weitere Hacks als Checkliste oder das gesamte Interview als Podcast oder Text: HRM.de – Learning mit KI – die Zukunft ist bereits da
Kontakt zu unserem heutigen Podcast-Gast Dr. Daniel Stoller-Schai: daniel-stoller-schai – HRM.de
Tape Art Cover Bild by Max Zorn : http://www.maxzorn.com / https://youtu.be/iGqo7e-FN0s
Music by “Monsters of Rec: die HR & Recruiter Branchenband” https://www.hrm.de/unternehmen/monsters-of-rec/
Podcast Produktion: York Lemb – Employee Podcast https://www.hrm.de/unternehmen/employee-podcast/
Und wenn Ihr mal wieder auf der Suche nach Wein/Sekt für Euren nächsten HR-Event seid, dann wäre doch der: HR² Wein passend https://wein.hrm.de/
Viel Spaß mit dieser Podcast Folge.
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