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MacBook Pro on table beside white iMac and Magic Mouse
Foto von Domenico Loia


Silhouette International Schmied AG

Das Familienunternehmen Silhouette International Schmied AG beschäftigt sich mit Design, Produktion und Vertrieb von Brillenfassungen der Marken Silhouette, neubau eyewear und adidas Sport eyewear.

Gründung: 1964 von Anneliese und Arnold Schmiederarbeitete 

Mitarbeiteranzahl:

International: 1.500
Österreich: 800

Davon:

Frauen/Männer: 57 % / 43 %
 Angestellte/Arbeiter: 32 % / 68 %
► mit Schichtdienst: 18 %
► mit Migrationshintergrund aus zirka 30 Nationen

Altersstruktur:

<20                  2 %
20–30               11 %
30–40               21 %
40–50               28 %
50–60               34 %
>60                  4 %

Betroffene zu Beteiligten machen

Durch die Einbeziehung von Mitarbeitern und Führungskräften in die Gesundheitszirkel stärkte Silhouette die Selbstverantwortung jedes Einzelnen und konnte Initiativen zweckmäßig, zielgerichtet und effizient ausrichten. Alle Zirkel präsentierten ihre Ergebnisse der Steuerungsgruppe sowie den Vorgesetzten. Letztere hörten sich die Anliegen der Mitarbeiter an und versuchten, so viele Veränderungen wie möglich umzusetzen, über die sie wiederum die Arbeitsgruppen informierten. Die Arbeits- und Gesundheitszirkel entwickelten sich somit durch stetige Interaktion zu einem Kommunikationsmedium zwischen Mitarbeitern und Geschäftsleitung.

Bei der Umsetzung achtet das Unternehmen auf eine Ausgewogenheit von Verhaltens- und Verhältnisebene. „Silvital“ lebt für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bildlich in Form eines Silvital-Hauses mit klar definierten Säulen und Säulenverantwortlichen, die bereits in der Steuerungsgruppe mitwirkten. Das Dach zeigt das Ziel („Erhaltung/Sicherstellung der langfristigen körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“), die tragenden Elemente sind die fünf Säulen (Medizinische Versorgung, Arbeitsplatz, Kantine, Bewegung und Unternehmenskultur). Das Fundament bilden Kommunikation, Mitarbeiterbefragungen, Bedarfserhebungen und Analysen.

Herausforderungen
Wie überall gab und gibt es auch Hürden für Silvital: Dazu gehören zum Beispiel Führungskräfte, die erst von der Bedeutung des Themas überzeugt werden müssen, oder unterschiedliche Zeit- und Schichtmodelle, die es erschweren, alle Mitarbeiter zu erreichen.

Einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren ist die klare Struktur der Zusammenarbeit und Aufgabenverteilung im Silvital-Team, der Rückhalt und die Akzeptanz zum einen bei den Betriebsräten (die ebenfalls in die Steuerungsgruppe miteingebunden sind) und zum anderen bei der Geschäftsleitung, welche die Steuerungsgruppe mithilfe von Kennzahlen immer am Laufenden hält.

Ergebnisse des Projekts
Der Erfolg des Projekts lässt sich in Zahlen messen. Wir evaluieren regelmäßig bestimmte Kennzahlen, die für Silvital relevant sind, darunter die Anzahl an Krankenstandstagen und Arbeitsunfällen, die Beteiligungsquote aller Mitarbeiter beim Bewegungsangebot, die Menge an ausgegebenen warmen Menüs in der Kantine, die Fluktuation und die Teilnahmequote an den Mitarbeiterbefragungen. Die Abbildungen 2 und 3 zeigen beispielsweise, wie sich die Arbeitszufriedenheit und das Sozialklima bei Silhouette International zwischen 2008 und 2014 entwickelt haben.

Vom Projekt zur Nachhaltigkeit

Heute lebt Silvital in Form von jährlichen Schwerpunktthemen (zum Beispiel Ergonomie, Nichtrauchen, Bewegung, psychische Gesundheit und Ernährung) sowie regelmäßigen Befragungen und Zirkeln, einem Bewegungsprogramm („Mitarbeiter bewegen Mitarbeiter“) sowie vielen anderen, aufeinander abgestimmten Angeboten in allen Silvital-Säulen weiter. Diese reichen von Seminaren, Gesundheitstagen, Vorträgen von Sportpersönlichkeiten über frische Kantinenangebote und Tanzabende bis hin zu sportlichen Veranstaltungen wie dem Linzer Marathon, Fußballturnieren, Badmintonmatches, Yoga und Zumba.

Klar definierte Säulenverantwortliche, quartalsmäßige Steuerungsgruppentreffen und der Überblick über Messgrößen und Kennzahlen haben die betriebliche Gesundheitsförderung zu einem gut verankerten und ernsthaft wahrgenommenen Thema im Unternehmen gemacht. Der Erfolg von Silvital ist einerseits auf diesen nachhaltigen Projektansatz zurückzuführen, aber auch darauf, dass wir die Mitarbeiter regelmäßig über die Mitarbeiterzeitung, Aushänge und Newsletter informieren. Unser Silvital-Logo erleichtert dabei die Wiedererkennung.

 

Ziel von Silvital ist es, BGF nicht Einzelinitiativen zu überlassen, sondern einen Rahmen mit strukturierten Angeboten und Ansprechpartnern zu schaffen – getragen von der Unternehmensführung. Das BGF-Gütesiegel, das wir aktuell führen, und der 2011 erhaltene Staatspreis für betriebliche Gesundheitsförderung zeigen uns, dass wir dieses Ziel erreicht haben. Dies motiviert uns, diesen Spirit auch in der Zukunft zu erhalten und weiter zu tragen.

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Quelle: personal manager – Zeitschrift für Human Resources | Ausgabe 5  September/ Oktober 2016.

Umsetzung

In einem nächsten Schritt bildete das Unternehmen vier Arbeitsgruppen, sogenannte Gesundheitszirkel, in denen sich ausgewählte Mitarbeiter verschiedener Abteilungen mit der Frage beschäftigten, was sich bezogen auf die Gesundheit im täglichen Arbeitsalltag verbessern lässt. Die Arbeitsgruppen trafen sich vier bis fünf Mal. Silhouette bildete zwei Mitarbeiter – eine Sicherheitsfachkraft und eine Betriebskrankenschwester – zu Moderatoren der Zirkel aus.

Da die Gesundheitszirkel häufig Probleme behandelten, die sich durch die Internationalität der Belegschaft ergaben – zum Beispiel Sprachbarrieren oder kulturelle Unterschiede –, startete zusätzlich ein interkultureller Zirkel, in dem sich Mitarbeiter mit Migrationshintergrund einbringen konnten. Immerhin beschäftigt das Unternehmen Menschen aus rund 30 Nationen.

In etwa neun Monaten konnten die Gesundheitszirkel 115 kleinere und größere Veränderungen anstoßen: Silhouette stellte zum Beispiel Lärmschutzwände auf, richtete Belüftungsanlagen ein, schaffte höhenverstellbare Schreibtische an und baute Maschinen um, damit sie sich ergonomisch besser bedienen lassen. Außerdem entstand eine neue Vitalecke in der Kantine, die täglich frischen Obstsalat, Müsli, belegte Vollkornbrötchen mit Gemüse, Smoothies und Gemüsesticks anbietet. Darüber hinaus versorgen heute Jausenautomaten die Mitarbeiter mit Snacks für zwischendurch wie Jausenweckerl, Obst, Joghurt, aber auch mit süßen Kleinigkeiten.

Auch ohne große Ausgaben konnte das Projekt somit einige kleine Stellschrauben im Dienste der Gesundheit drehen. Beispiel Kommunikation: Der interkulturelle Zirkel Schmiederarbeitete Regeln, die ein „gemeinsames Miteinander“ fördern. Dazu gehören Respekt und Wertschätzung sowie eine gemeinsame Sprache und die Reduktion der Mobiltelefonie am Arbeitsplatz und in der Arbeitszeit.

Im Jahr 2014 organisierte Silhouette abermals eine Gesundheitsbefragung. Die Zirkel, die darauf folgten, beschäftigten sich – unterstützt durch einen Arbeitspsychologen – auch mit der Evaluierung psychischer Belastungen. Sie thematisierten beispielsweise den Umgang mit erhöhtem Arbeitsdruck oder Problemen mit Vorgesetzten oder Kollegen. Hier galt es, sehr diskret und sensibel vorzugehen. In persönlichen Gesprächen, in die – abhängig vom jeweiligen Problem – die Vorgesetzten, die Personalabteilung, der Betriebsrat oder auch externe Coaching-Moderatoren eingebunden wurden, gingen die Betroffenen diese schwierigen Themen an und bearbeiteten sie.

Für den Schwerpunkt „psychische Gesundheit“ entwickelte Silhouette Leitfäden für Führungskräfte und Mitarbeiter, die beim Umgang mit psychischen Belastungen unterstützen. Alle Führungskräfte erhielten zudem eine Schulung zu diesem Thema.

Ganzheitliche Gesundheitsförderung bedeutet für Silhouette International, alle Faktoren mit einzubeziehen, welche die Gesundheit der Mitarbeiter erhalten und langfristig sicherstellen. Mehr noch: Es geht darum, einen Denkwandel in den Köpfen aller Mitarbeiter anzustoßen. Hier und da ein Stück Obst ist nicht genug, die dauerhafte Erhaltung der Gesundheit reicht von A wie Arbeitsplatzgestaltung bis Z wie Zusammenarbeit im Unternehmen.

Projektteam
Genau diese Herausforderung motivierte eine Steuerungsgruppe, bestehend aus Personalmanagement, Betriebsmedizin, Sicherheitsfachkraft, Kantinenleitung, Betriebsrat, AUVA und OÖ GKK das Projekt im Herbst 2008 mit einer unternehmensweiten Gesundheitsbefragung unter den rund 800 Mitarbeitern im Linzer Headquarter zu starten.

Den Projektnamen Silvital – 
ein Synonym für Silhouette International Vital –
wählte die Steuerungsgruppe 
aus Vorschlägen von Mitarbeitern aus.


Nach der Auswertung der Befragung durch die oberösterreichische Gebietskrankenkasse erschien ein Bericht mit den unternehmensweiten Ergebnissen, den alle Mitarbeiter erhielten. Über abteilungs-spezifische Details, wie beispielsweise das Verhalten von Vorgesetzten und Kollegen, das Betriebsklima, belastende Faktoren wie Lärm, Zeitdruck, ungünstige Beleuchtung, Konflikte oder Arbeitshaltung, informierte die Steuerungsgruppe die Führungskräfte in persönlichen Gesprächen. Auffallende Bereiche, in denen das abteilungsspezifische Ergebnis besonders vom unternehmens-weiten abwich, boten erste Ansatzpunkte für das Gesundheitsmanagement.