„Ich will so bleiben wie ich bin.“ Niemand ändert sich gerne. Denn das macht Mühe. Außerdem würde es das aktuelle Selbstbild in Frage stellen. Das tut weh. Dummerweise gilt das insbesondere für den Teamleiter. In der Regel holen Teamleiter einen Teamcoach, weil sie glauben, die Schwierigkeiten lägen nur an ihren nicht teamfähigen Mitarbeitern. Aber dummerweise ist der Teamleiter die Stelle mit dem größten Einfluss auf den Teamgeist. Seine Einstellungen, seine Werte und seine Verhaltensweisen prägen das Team und den gegenseitigen Umgang miteinander maßgeblich. Wenn der Chef die Notwendigkeit zur Veränderung nur bei den Anderen sieht, und selbst nichts ändern will, scheitert jede Teamentwicklung.

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Foto von Tyler Franta

Ein guter Teamleiter verfügt ein bestimmtes Set an Eigenschaften, Verhaltensweisen und Werten, die die Basis für exzellentes Teamwork sind. Der Teamleiter muss bei sich selber anfangen. Oft ist also ein begleitendes persönliches Coaching notwendig. Sonst ist der Rückfall vorprogrammiert.

„Ein halber Tag muss reichen.“ Keine Zeit, kein Geld. Das ist die normale Situation in Unternehmen. Man kann das Team nicht mal eben für mehrere Tage aus dem Unternehmen rausnehmen. Wer macht dann die Arbeit? Die Leute sind nicht ansprechbar. Was, wenn was Wichtiges passiert oder ein Kunde anruft? Die andere Seite der Medaille: was muss in einem halben Tag alles passieren, damit ein Team zusammenwächst? Es gibt viele Themen zu bearbeiten, und viele Erkenntnisse, die der Teamcoach herbeiführen muss. Der Auftraggeber hat den Wunschtraum, dass das schon irgendwie geht. Und der Anspruch an den Teamcoach ist, dass er das schon irgendwie hinbekommt. Vielleicht ist er ja ein Magier oder hat eine Zeitmaschine? Nach der Beratung bleibt es bei „machen Sie halt was geht“. Und am Ende geht so nicht besonders viel. Überrascht?

Erarbeiten Sie mit Ihrem Teamcoach ein Verfahren, dass erlabt, alle wichtigen Themen zu bearbeiten. Es geht dabei z.B. um gemeinsame Ziele, gemeinsame Regeln, gemeinsame Werte, konstruktive Kommunikation, Vertrauen, Verbindlichkeit, Verantwortung, Stärken und Schwächen. Je mehr der Auftraggeber am Umfang kürzt, desto weniger kann erreicht werden.

Zweitens: lernt man all diese schwierigen Themen an einem vergnüglichen Tag mit Rafting und Klettergarten? Ohne fachlichen Inhalt und Veränderungskompetenz des Trainers, sind auch von den spannendsten Outdoorübungen keine Nachhaltigen Veränderungen zu erwarten. Hauptsache es hat Spaß gemacht?

Es gibt keinen „Teamwork jetzt!“-Button. Man kann Teamwork nicht befehlen. Zu groß sind die Hürden. Alle Menschen sind verschieden. Ein natürlicher Reflex unseres menschlichen Verhaltens ist das Ablehnen von Menschen, die anders sind. Denn das Anders sein macht Angst. Dann verhalten sich diese Menschen, die so anders sind auch noch anders. Das sorgt für Unsicherheiten und enttäuschte Erwartungen. Der Hauptgrund für Konflikte am Arbeitsplatz. Dazu kommt noch, dass die menschliche Kommunikation extrem unvollkommen ist. Wir müssen permanent eine komplexe Welt, mit Millionen von Reizen, Ideen, Plänen, Interpretationen, usw., in kurze Sätze mit wenigen Wörtern pressen. Das ist schlichtweg unmöglich. Entsprechend ist unser Zusammenleben gespickt mit Missverständnissen. Aus all diesen Gründen, gibt es keinen Schalter für Teamwork, den man einfach umlegen kann. Aber die Erwartung der Auftraggeber ist, dass ab Morgen alles anders ist.

Kann man von heute auf Morgen Klavier spielen lernen? Teamwork muss gelernt werden. Und das geht nicht von heute auf morgen. Der Name impliziert es eigentlich: Teamentwicklung braucht Zeit. Planen Sie Zeit für diese Entwicklung ein. Denkweisen müssen geändert werden. Bei manchen geht das schnell, andere lassen sich nur langsam anstecken. Verhaltensweisen müssen sich ändern. Das Ausbilden von neuen Gewohnheiten braucht viele Wiederholungen und Korrekturen. Regeln müssen entstehen und in der Praxis erprobt werden. Gemeinsame Werte werden erst lebendig, wenn Sie im täglichen Tun aktiv gelebt werden. Teamgeist und Team-Identität müssen wachsen. Vielleicht ist es gerade die richtige Strategie, die notwendigen Inhalte auf der Zeitachse zu verteilen.

Heute gibt es fast keine berufliche Tätigkeit mehr, die nicht auch Teamarbeit erfordert. Wer in einem Unternehmen arbeitet, ist verzahnt mit anderen Kollegen, Funktionen und Abteilungen. Doch häufig hakt es im Teamwork. Informationen fließen nicht reibungslos, Standpunkte pralle aufeinander, von Kooperation keine Spur. Ein Teambuilding muss her. Doch am Ende ist die Enttäuschung groß. Auch danach liegen sich die Streithähne permanent in Haaren. Warum nur funktioniert Teamentwicklung nicht? Oder muss die Frage eigentlich heißen, unter welchen Bedingungen funktioniert Teamentwicklung nicht?

Natürlich funktioniert Teamentwicklung. Es gibt ausgezeichnete Teams da draußen. Im Sport gewinnt oft das bessere Team gegen eine Mannschaft mit teuren Stars. Auf einem Flugzeugträger klappt das Teamwork wie ein Uhrwerk, sonst wären fatale Unfälle die Folge. Und in vielen Unternehmen gibt es Dream-Teams, die gerade der Grund dafür sind, dass die Mitarbeiter ihren Job dort lieben. Ob im Sport oder in Unternehmen: Dream-Teams sind kein Zufall. Sie werden gemacht.

Wenn nun der Chef selbst kein Team-Magier ist, kein Problem. Es gibt ja Profis und Experten dafür. Schnell ist die Dienstleistung eingekauft – ein halber Tag im Hochseilgarten - und dann flutscht das Teamwork, oder? Vielleicht kennen Sie selbst den einen oder anderen Fall, wo genau das leider nicht funktioniert hat. Und das hat Gründe.

Jede Organisation ist perfekt darauf ausgerichtet, genau die Ergebnisse zu erzielen, die sie erzielt. Das heißt in diesem Zusammenhang: Wenn sich Ihr Team gegenseitig zerfleischt, könnte es daran liegen, dass Ihr Unternehmen genau das fördert: teamschädliche Handlungen sind erfolgversprechender und echtes Teamplay führt zu Nachteilen. Untersuche Sie also ernsthaft und ohne Denkverbote Ihre Strukturen, Ihre Incentives und Ihre Unternehmenskultur.

Sind Sie überhaupt reif für Teamentwicklung? In Teams gibt es bestimmte Reifegrade. Sie sind geprägt von den im Team am meisten verbreiteten Einstellungen. Wenn die Mehrheit im Team denkt, „es hat sowieso alles keinen Sinn“, „ich kann nichts ändern“, „die da oben verschaukeln uns doch nur“, oder schlimmer noch „jeder muss sehen wie er durchkommt“, dann wird jede Form der Teamentwicklung an den Leuten abperlen, wie Regen am Ostfriesennerz. Manchmal machen die Leute auf der zweiten Stufe sogar vordergründig mit, aber sie tun eben nur so! Ändern werden sie dort nichts. Keine Chance! Hier sind andere Maßnahmen notwendig. Auf einer mittleren Reifestufe, auf der jeder versucht für sich allein zu glänzen, kann mit den ersten Ideen von Teamwork begonnen werden. Hier mangelt es normalerweise an der Einsicht, dass nur mit Teamwork noch größere Erfolge möglich sind, als allein. Erst auf den nächsten beiden Stufen, ist in hochwertiger Teamentwicklung auch das Potenzial für außerordentliche Teamerfolge.

Ein unerfahrener Teamcoach verkauft Ihnen auch auf der untersten Stufe ein Teambuilding, wenn Sie genau das haben wollen. Schade um Ihr Geld. Überprüfen Sie mit einem kompetenten Teamcoach, auf welcher Stufe sich Ihr Team befindet und welche Maßnahmen hier gerade erfolgversprechend sind. Teamentwicklung ist nicht immer die erste Wahl.

Ja, es gibt exzellentes Teamwork! Und Sie können es erreichen, denn Teamentwicklung funktioniert. Aber nur, wenn die Bedingungen stimmen, wenn Sie das Thema dauerhaft mit Priorität auf Ihre Agenda setzen und einen Experten für Teamentwicklung ins Boot holen.

Wer macht schon gerne „Hausaufgaben“? In der Praxis passiert das nur zu oft: Der Mitarbeiter wird schon am nächsten Tag durch hunderte von Emails, neuen Baustellen und brennenden Projekten eingeholt. Im Arbeitsalltag wird alles Gelernte extrem schnell vergessen. Schade! Also entwickelt ein guter Trainer Maßnahmen und Übungen, die den nachhaltigen Praxistransfers sicherstellen sollen – die Hausaufgaben. Nur der Arbeitsalltag ist oft stärker!

Wer hat die Macht, eine regelmäßige Beschäftigung mit dem Erlernten, das Einhalten von Übungspartnerschaften und das regelmäßige Feedback durchzusetzen? Die Macht liegt beim Vorgesetzten, beim Kalender und beim Externen – dem Teamcoach. Der Chef gibt vor, wo die Prioritäten liegen. Nimmt der Vorgesetzte „die Sache mit dem Teamwork“ nicht so richtig ernst, fällt das Thema hinten runter. Gut, wenn der Teamcoach regelmäßig zum Nacharbeiten ins Haus kommt. Das steht im Kalender, der Chef muss es bezahlen und plötzlich nimmt es jeder ernst. Kein Profi-Fußballer würde vor lauter „Verpflichtungen“ sein Training mit seinem Trainer verpassen.