Daniela Chikato

00:00:11
Alexander Petsch: Glückauf und herzlich willkommen zu den heutigen HRM Hacks. Mein Name ist Alexander Petsch, ich bin der Gründer des HRM Institutes, euer Gastgeber. In unserer heutigen HRM Hacks Folge spreche ich mit Daniela Chikato zu fünf ChatGPT Power Hacks als Booster für dein Active Sourcing. Und ja, Daniela Chikato gehört zu meinen Lieblingsgästen. Also wir haben jetzt letztes Jahr oder in den letzten anderthalb Jahren schon drei Folgen gemacht, die ich euch ans Herz legen kann zum Thema Active Sourcing und Recruiting. Und vor wenigen Tagen haben wir eine erste Episode zu ChatGPT Power Hacks, die jeder Recruiter sofort anwenden kann, zusammen gemacht. Mit sechs, dann doch sechs, finde ich, sehr coolen Hacks, und ja, ich freue mich, dass du heute bei uns bist, liebe Daniela! Herzlich willkommen aus dem hohen Norden, als Muschelstupserin aus aus Hamburg sozusagen!

00:01:23
Daniela Chikato: Genau ja, vielen dank, Alexander. Danke für die Einladung. Ich freue mich, wieder hier zu sein. Für den Hack hier oder für die Session über die Hacks mit dir heute blicke ich auch mal quasi von meiner Tastatur weg und hänge mal nicht nur in ChatGPT rum.

00:01:42
Alexander Petsch: Ja, also eines der, ich sag mal Meta Hacks… Oder auch es war, glaube ich, einer deiner ersten Hacks, aber es blieb mir noch so in Erinnerung aus der letzten Folge war, was ist ein Prompt? Nämlich wie füttere ich ChatGPT richtig? Also ein Prompt ist die richtige… Die Fragestellung, die ich ChatGPT oder einer KI stelle. Und da habe ich das letzte Mal schon ganz viel gelernt, wie du das, fand ich, sehr inspirierend machst.

00:02:13
Daniela Chikato: Ja, ich gehe vielleicht auch gleich noch mal kurz darauf ein hier an dieser Stelle. Weil vielleicht gibt es ja Zuhörerinnen und Zuhörer, die die anderen Folgen noch nicht gehört haben, und ich glaube, so als Basiswissen ist es ganz schön, wenn wir da ein gemeinsames Verständnis davon haben, wie so ein Hack funktioniert, wie ein Prompt funktioniert. Vorweg will ich vielleicht einfach noch mal kurz darauf eingehen, wofür nutzen wir das Tool eigentlich überhaupt am besten? Was ist ChatGPT? Was kann es besonders gut? ChatGPT ist ein KI Chatbot, der insbesondere automatisierte Texte liefert. Und das ist die Paradedisziplin. Ich habe kürzlich gesehen, am sechsten Dezember, also Nikolaustag, 2022, da gab es in der New York Times eine Kolumne von Paul Krugman. Der ist bekannt als Wirtschaftswissenschaftler und als Nobelpreisträger. Der hatte die Prophezeiung geäußert, dass konkret das Tool ChatGPT vermutlich bald effizienter als ein Mensch berichten und schreiben könne. Und das war wenige Wochen, nachdem ChatGPT überhaupt auf den Markt kam. Gelauncht wurde es im November 2022. Jetzt haben wir wenige Monate später und wir reden hier wirklich schon über ganz feste Anwendungsfälle, wo es wirklich darum geht, dass das Tool Output kredenzt. Und damit das Tool wirklich besser berichten und schreiben kann als wir als Menschen ist es wichtig, dass wir es so anstupsen, das zu tun, was wir wollen. Dass das Tool auch wirklich eine gerade Marschrichtung hat. Und dabei sind wir bei der ersten Vokabel, die wir lernen müssen, nämlich die Prompts. Die Prompts sind die Befehle, die Aufforderung, die wir in den Suchschlitz eingeben, welcher das Hauptinteraktionsfeld für uns ist, wenn wir uns einen Account bei ChatGPT eingerichtet haben. So, und das Schöne ist, wir können eigentlich mit dem Tool so reden oder schreiben, wie uns das Mündchen gewachsen ist. Wir müssen also keine besonderen Formulierungen verwenden, aber je präziser wir das Tool anweisen, umso besser ist die Qualität des Output. Und da macht es Sinn, dass wir uns ein mal kurz zusammen anschauen, was macht denn jetzt so einen guten Prompt aus? Das heißt also, wir sollten ChatGPT mit unserer Aufforderung ganz klar benennen, was für eine Art von Text soll uns das generieren? Zu welcher Fragestellung soll es inhaltlich eine Antwort liefern? Wie lang soll denn der gewünschte Text sein? Welche Form der Gliederung wünschen wir uns? Mit Bullet Points, Aufzählung, mit Headlines, mit Subheadlines und so weiter. Und besonders zauberhaft kann das Tool funktionieren, wenn wir ihm auch sagen, aus welcher gedachten Rolle das Tool schreiben soll. Das heißt, in welche Zielgruppe soll es sich hineinversetzen? Für welche Zielgruppe soll es schreiben? Zum Beispiel für einen Recruiter oder für Kandidaten oder eben komplexe Themen ganz banal runterbrechen. Ich habe in der vergangenen Woche zu mehreren Themen recherchiert mit ChatGPT. Ich habe ein Softwareentwicklungsumfeld und habe da Sachen rein gefragt und habe gesagt bitte, was unterscheidet einen Softwareentwickler in dem Umfeld, in dem Umfeld oder was macht eine Stelle xy für einen Softwareentwickler attraktiv? Und da kamen dann Antworten wie: Wenn ich ein Softwareentwickler wäre, dann… Also das Tool adaptiert richtig die Rollen von den Menschen, für die es schreiben soll. Und ich hab hier heute auch noch mal das Beispiel mitgebracht, wie ein qualifizierter Prompt zum Beispiel lauten kann: Denke wie ein Recruiter, weil meine Hauptrolle ist ja Recruiter. Verwende eine vereinfachte Sprache, informelle Grammatik, nicht standardisiertes Deutsch. Schreibe überzeugend, vermeide akademische Formulierungen. Formatiere deine Antwort, verwende Überschriften, Zwischenüberschriften, Aufzählungspunkte und Fettdruck, um die Information zu strukturieren. Und dann kann ich direkt danach noch sagen, was das Tool machen soll. Zum Beispiel eben eine Stellenbeschreibung formulieren für einen ganz bestimmten Job. Und dann gebe ich den Jobtitel ein und schon ist der Prompt fertig und ich drücke auf‘s Knöpchen und bekomme das Ergebnis ausgespuckt. In diesem Fall dann eben ein konkret formatiertes Jobprofil. Genau. Das ist also der erste Hack. Und wir wollen uns heute ja nicht mit Jobprofilen beschäftigen, sondern mit speziellem Active Sourcing. Und Alexander, wenn du dich mal in die Rolle des Active Sourcers hineinversetzt, was glaubst du eigentlich, womit beginnen wir, wenn wir als Active Sourcer uns auf die Suche nach Kandidaten machen?

00:07:03
Alexander Petsch: Also erst mal hätte ich gesagt, als Spoiler ja, sollten wir vielleicht noch verraten, dass der ChatGPT keine Kandidaten rausspuckt. Das wäre also…

00:07:17
Daniela Chikato: Ja…

00:07:17
Alexander Petsch: Ja, wäre eigentlich die nächste KI-Logik. Aber vielleicht jemand, der ChatGPT hackt, damit das vielleicht doch passiert? Wir bewegen uns auf der weißen Seite der Macht, sage ich mal, und ChatGPT greift nicht auf persönliche Profile zu. Das heißt, wer mehr dazu erfahren möchte, kann noch mal die andere Episode hören, ich möchte gar nicht tiefer drauf eingehen. Aber zu deiner Frage, mit was fängt ein Active Sourcer an? Ich hätte jetzt gesagt, sich Gedanken zu machen, wen ich überhaupt suche, aber ich bin jetzt nicht Active Sourcer, von daher…

00:07:53
Daniela Chikato: Ja, genau deswegen habe ich dich gefragt. Ich wollte einfach eine intuitive Antwort basierend auf Menschenverstand bekommen. Und so ist es tatsächlich auch. Wir müssen uns, bevor wir eine Stelle besetzen, überhaupt erst mal in das Jobprofil hinein zoomen und verstehen, worum geht es denn bei dieser Stelle? Es gibt sicherlich viele Stellen, die sind relativ einfach. Da lese ich das Profil und weiß genau, worum es geht. Aber manche Stellen sind auch sehr komplex oder vielleicht auch manchmal in Themenfeldern angesiedelt, in denen wir gerade noch kein Profi sind. Und da hilft es uns, einfach rein zu zoomen. Es ist unerlässlich, uns hinein zu zoomen, damit ich verstehen kann, wenn mir in meiner Suche Profile begegnen, passen die überhaupt zu der Rolle, um die es geht oder passen die nicht? Und ich kann ja einfach mal erzählen, wie lief das bei mir in der Vergangenheit, bevor ich mit ChatGPT unterwegs war? Da habe ich mich bei komplexen Stellen nach dem Briefing mit den Kunden auf Google und Wikipedia getummelt und nach Themen recherchiert, die irgendwie mit diesem Jobprofil in Verbindung stehen, um zu kapieren, worum geht es hier wirklich? Und kürzlich haben wir eine Stelle übernommen, wo wir einen Fachbereichsleiter Finanzen suchen für eine Stadtverwaltung. Und da haben wir im Briefing mit dem Bürgermeister gesprochen – an den berichtet der künftige Fachbereichsleiter Finanzen – und der Bürgermeister sagte in dem Gespräch, Stadtkämmerer kämen sehr gut für die Stelle infrage. Ich frage dich mal Alexander, weißt du genau, was ein Stadtkämmerer macht?

00:09:31
Alexander Petsch: Ja, natürlich, da hast du mich total in meinem Kompetenzfeld erwischt, weil ich in meinem früheren Leben eine Messe für kommunale Entscheidungsträger entwickelt habe. Und ich weiß natürlich, dass der Kämmerer für die Finanzen zuständig ist.

00:09:46
Daniela Chikato: Auf jeden Fall mir ging es so, ich habe noch nie mit kommunalen Finanzen zu tun gehabt und habe gedacht, bevor ich mich jetzt auf die Suche nach Kandidaten mache, will ich erst mal wirklich verstehen, was macht ein Stadtkämmerer? Und ich wollte jetzt wirklich mal nicht meinen althergebrachten Weg gehen, das über Google und Wikipedia rauszufinden, sondern ich habe einen Prompt definiert und wollte mich von ChatGPT aufschlauen lassen. Und ich habe gedacht, diesen Prompt richte ich auch so aus, dass mir das Tool auch noch gleich ein paar Keywords schon mal mit ausspuckt oder sortiert. Was sind denn die Hard Skills, die man braucht für einen solchen Job? Mein Prompt lautet dafür: Denke wie ein Recruiter. Erkläre mir anhand der nachfolgenden Stellenbeschreibung, nach welchen Hard Skills ich suchen muss, um passende Kandidaten zu finden. Beziehe auch Informationen aus anderen zugänglichen Quellen jenseits der Stellenbeschreibung ein und fasse mir zusammen, welche Erfolgskriterien besonders wichtig sind als Leiter des Fachbereichs Finanzen. Liste mir potenzielle Keywords für die Kandidatensuche auf und erkläre mir, warum für die Stelle Kandidaten infrage kommen, die Erfahrung mitbringen als Stadtkämmerer. Formatiere deine Antwort, verwende Überschriften, Zwischenüberschriften, Aufzählungspunkte und Fettdruck, um die Information zu strukturieren. Und dann habe ich noch ein paar ganz kurze Absätze aus der Stellenbeschreibung anschließend reinkopiert und habe dann meinen Prompt abgeschickt. Das heißt also, wir sehen, wir können auch sehr komplexe Befehle geben, aber ich habe ja hier auch… Ich möchte auch keine einfache, oberflächliche Antwort, sondern ich möchte wirklich fundierte Informationen haben. Und damit ich nicht aus Versehen meinen Prompt schnell abschicke, obwohl der noch gar nicht fertig ist, schreibe ich meinen Prompt immer in einem separaten Textverarbeitungsprogramm. Und wenn der Prompt fertig ist, übertrage ich es einmal per copy and paste in Gänze. Genau. So, das heißt also, das habe ich abgeschickt an ChatGPT und dann bekam ich als Ergebnis eine Liste, in der zunächst die dicke Überschrift war: Hard Skills. Mit ein paar Bullet Points. Und da wurden dann einige mehr oder weniger brauchbare Keywords ausgespuckt. Und dann kam ein Absatz, in dem ChatGPT auch erklärt hat, was ein Kämmerer macht, unter einer dicken Zwischenüberschrift: Kandidaten mit Erfahrung als Stadtkämmerer. Und dann war ich ein bisschen schlauer, denn wie heißt es, Kandidaten als Stadtkämmerer kommen für die Stelle in Frage, da sie bereits Erfahrung im Finanzbereich des Kommunalwesens haben. Die Aufgaben des Stadtkämmerers beinhalten häufig ebenfalls die strategische Finanzplanung und Finanzsteuerung sowie die Einbindung von Eigenbetrieben und Beteiligungen. Darüber hinaus verfügen sie über erworbene Fähigkeiten im Bereich Gemeinde-, Wirtschafts- und Kommunalrecht sowie Buchführung und Bilanzierung. Und tatsächlich tauchten genau solche Stichworte auch im Jobprofil auf. Das heißt also, ich fand hiermit bestätigt oder erklärt, warum Stadtkämmerer passen. Weil ich im Übrigen auch derzeit viele Meldungen lese, wo davor gewarnt wird, ChatGPT einfach zu vertrauensvoll als Suchmaschine zu benutzen, habe ich gedacht, ich will jetzt hier am Anfang auch… Ich will auch nicht in die falsche Richtung laufen. Ich will mal die Qualität von ChatGPT ausprobieren. Ich habe es dann also noch mal auf Wikipedia recherchiert und fand dort auch deckungsgleiche Antworten. Ja, das heißt also, das Tool macht uns schlauer. So, jetzt habe ich mich also rein gezoomt in meine Stelle, habe verstanden, wen ich suche. Hast du eine Idee, was wir denn als Nächstes machen, Alexander?

00:13:39
Alexander Petsch: Naja, am Ende vom Tag suchst du ja Kandidatinnen und Kandidaten und wahrscheinlich suchst du dir… Zum einen wirst du dir überlegen, wo muss ich suchen, also in welchem Umfeld bewegen sich meine Kandidatinnen und Kandidaten? Und dann wirst du dir wahrscheinlich überlegen müssen, nach was du im Detail sozusagen suchst.

00:14:01
Daniela Chikato: Genau, genau, das ist der Punkt. Wonach suche ich im Detail? Und damit sind wir beim dritten Hack für heute, nämlich ich möchte mir Keywords generieren lassen, die ich für meine Suche verwenden kann. Ich arbeite im Active Sourcing immer extrem systematisch und prozessorientiert und das bedeutet, dass ich nicht intuitiv loslege anhand eines Stellenprofils, sondern dass ich mir vorher immer eine Liste erstelle, in der ich passende Keywords sammle. Das ist etwas, was work in progress ist, weil ich auch im Laufe des Prozesses immer noch wieder auf neue zusätzliche Keywords stoße, die ich mit aufnehme, wenn ich sie sinnvoll finde. Aber direkt am Anfang setze ich mich hin und picke mir aus dem Jobprofil verschiedene Schlüsselworte raus. Ich ergänze diese Liste um Buzzwords, die mir im Briefing vom Kunden mitgeteilt werden und ich recherchiere auch nach synonymen Begrifflichkeiten, nach thematisch verwandten Fachbegriffen und auch im Übrigen nach englischsprachigen Keywords. Und nicht alle weiß ich ad hoc aus dem Kopf. Das heißt also, in der Vergangenheit habe ich ganz oft eben auf andere Tools zurückgegriffen, wie zum Beispiel Wikipedia oder Google. Und ich wollte hier mal gucken, was kann ChatGPT leisten. Habe mir eine Stelle geschnappt, für die ich ohnehin loslegen musste mit einer Suche und es ist konkret eine Stelle, wo wir einen Sales Consultant suchen, der im IT-Lösungsvertrieb arbeiten soll. Und da habe ich einen Hack entwickelt auf Basis folgender Prompts: Denke wie ein Recruiter. Erstelle mir aus der nachfolgenden Stellenbeschreibung eine Liste von Schlüsselwörtern für diese Stellenbeschreibung, die ich verwenden kann, um passende Kandidaten für die Stelle zu finden. Liste auch synonyme Stichworte für die wichtigsten Keywords auf, zum Beispiel in deutscher und englischer Sprache. Formatiere deine Antwort, verwende Überschriften, Zwischenüberschriften, Aufzählungspunkte und Fettdruck, um die Information zu strukturieren. Und dann habe ich die Stellenbeschreibung eingefügt, also direkt auf genannte Stellenbeschreibung: Sales Consultat. Und dann hab ich per copy and paste aus dem Jobprofil die Anforderungen an den Kandidaten und das Aufgabenfeld eingetragen. Dann habe ich das Knöpfchen gedrückt und dann war ich überrascht, dass ChatGPT einen wirklich richtig gut strukturierten Output ausgeworfen hat und die Keywords, die es mir empfiehlt, auch richtig in Kategorien zugeordnet hat, die so als Begriff überhaupt gar nicht im Jobprofil aufgetaucht waren. Das heißt also, ich habe eine Antwort bekommen, in der es als Hauptüberschrift heißt: Schlüsselwörter und Synonyme. Und die erste Unterüberschrift heißt Sales und dadrunter tauchen jetzt Worte wie Vertrieb, Verkauf, Kundenakquise, Kundenbindung auf. Der nächste Hauptpunkt ist Consultant, weil es ist ja eine Sales Consultant-Stelle ist. Da heißt es dann hier also als Beispiel für Consultant Berater, Experte, Advisor Produktverkauf, Produktvermarktung, Produktverbreitung und so weiter. Und bei dieser Stelle hier aus dem Jobprofil konnte ChatGPT rauslesen, dass die Software, um die es geht, sich um Qualitätsmanagement dreht. Und daher hat ChatGPT daraus abgeleitet: Stichworte für Qualitätsmanagement ist einer der nächsten Bullets, mit den Unterpunkten Qualitätskontrolle, Qualitätssicherung – und Qualitätssicherung ist ein sehr relevantes Stichwort dafür –, Qualitätssystem. Weitere Unterpunkte. Ich will die gar nicht alle vorlesen, aber dann taucht auch auf einmal auf B2B mit den Unterpunkten Geschäftskunden, Business-to-Business oder IT-Lösung, IT-Service und so weiter. Also nicht alle Punkte, die das Tool hier auflistet, passen super gut als Keywords. Aber ich bin sicher, es gibt viele Active Sourcer, die aus so einer Übersicht doch noch zwei, drei Keywords mit rausnehmen. Das heißt, jetzt haben wir hier unsere Keyword-Liste, dann können wir theoretisch loslegen, Kandidaten zu suchen, und wenn wir davon ausgehen, wir haben Kandidaten gefunden und wollen sie anschreiben im Active Sourcing…

00:18:16
Alexander Petsch: Hast du vielleicht eine kurze Zwischenfrage, weil ich hätte mich jetzt noch gewundert: Okay, gerade wenn ich jetzt, du hast vorhin den Stadtkämmerer sozusagen genannt… Hilft dir ChatGPT oder eine KI auch überlegen, ja, wo tummelt er sich denn? Wo kann ich den dann ansprechen? Wo vernetzt er sich denn oder so in die Richtung?

00:18:36
Daniela Chikato: Das habe ich ChatGPT nicht gefragt, weil ich in ersten Gehversuchen rausbekommen hatte, dass ChatGPT keinen Zugriff hat auf Personenprofile in Social Media zum Beispiel und weil ich wusste, dass ich die Namen von Stadtkämmerern auch rausfinden kann von bestimmten Seiten aus dem öffentlichen Dienst. Und ich auch zum Beispiel mir, wenn ich diese Internetseiten von Stadtverwaltung, Gemeinderatsverwaltung aufrufe, da haben die alle ihre Organigramme zu stehen, und da stehen dann die ganzen Personen mit Namen und auch geschäftlicher E-Mail-Adresse, die ich natürlich nicht nutze, um Kandidaten im Active Sourcing anzuschreiben. Genau, also, das habe ich im Fall des Stadtkämmerers nicht gemacht.

00:19:26
Alexander Petsch: Okay, also Hack vier!

00:19:29
Daniela Chikato: Hack vier, genau. Ich habe gedacht, das, womit sich viele Recruiter schwertun, die Active Sourcing machen, ist, mit einem weißen Blatt Papier loszulegen. Das weiß ich auch immer wieder, wenn die Recruiter zu uns in die Active Sourcing Trainings kommen, die wünschen sich wirklich alle: Hilf mir Daniela, dass ich richtig tolle Anschreiben generieren kann. Und wir haben dazu auch schon, du hast es erwähnt, mehrfache Hack-Episoden gehabt. Ich habe extra noch mal nachgeguckt. Es waren die Episoden 48, 51 und 57. Und das Wichtige ist ja, wenn wir Kandidaten im Active Sourcing ansprechen, das sind ja Personen, die gar nicht aktiv auf Jobsuche sind, sondern in der Regel latent einen Job suchen. Und die müssen wir einfach wertschätzend und motivierend anschreiben. Und ich wollte einfach mal herausfinden, was kann ChatGPT da tun? Und wie gut finde ich das, was das Tool tut im Vergleich zu dem, was so die meisten Active Sourcer machen? Und ich habe mir dazu folgenden Hack ausgedacht und bin bei diesem Beispiel geblieben von der Stelle Sales Consultant IT-Lösungsvertrieb, für die wir uns eben schon mal Keywords haben suchen lassen. Ich habe also hier in meinem Prompt folgende Aufgabe formuliert: Denke wie ein Recruiter. Schreibe anhand der nachfolgenden Stellenbeschreibung und des nachfolgenden Xing-Profils eines Kandidaten eine E-Mail, mit der du versuchst, den Kandidaten abzuwerben als Sales Consultant. Beginne damit, dass du dich auf sein Xing-Profil beziehst und seine passende Erfahrung und wichtigsten Kenntnisse mit CAQ- und MES-Lösungen sowie eine Optimierung von Geschäftsprozessen beziehst und sein potenzielles Interesse an einer beruflichen Weiterbildung beschreibst. Stelle dann die wichtigsten Highlights aus der Stellenbeschreibung vor, skizziere die Vorteile und verwende einen überzeugenden, empathischen und wertschätzenden Sprachstil. Verwende eine umgangssprachliche, verständliche Sprache, nutze rhetorische Fragen und Erzählungen, um den Leser zu fesseln und verwende Branchen-Terminologie. Nutze Metaphern und Analogien, um deine Argumente verständlich und einprägsamer zu machen. Schreibe auf eine Weise, die sowohl informativ als auch unterhaltsam ist. Fasse dich kurz und verwende keine unnötigen Worte. Sei freundlich und menschlich im Ton. Der Text soll maximal 1.900 Zeichen lang sein. Formatiere deinen Text, verwende Überschriften, Zwischenüberschriften, Aufzählungspunkte und Fettdruck, um die E-Mail zu strukturieren. Und dann habe ich da drunter die Stellenbeschreibung reinkopiert und das Ganze abgeschickt.

00:22:20
Alexander Petsch: Also Daniela, das ist ja wieder ein Wahnsinnsprompt und ich glaube, drei Viertel dieses Prompts kannst du auch verwenden, um ChatGPT ein Kinderbuch schreiben zu lassen.

00:22:29
Daniela Chikato: Ja, oder auch alle möglichen anderen Texte. Genau, aber man muss auf die Idee erst mal kommen, das dem Tool so zu sagen. Dann kam die Antwort und ich finde es spannend, was du dazu sagst, Alexander: Sehr geehrter Name, ich bin auf Ihr Xing-Profil aufmerksam geworden und bin beeindruckt von ihrer Erfahrung mit CAQ- und MES-Lösungen sowie Ihren Fähigkeiten in der Optimierung von Geschäftsprozessen. Es scheint, dass Sie ein wertvolles Potenzial für eine weitere Karriereentwicklung haben. Deshalb möchte ich Ihnen die Chance auf eine neue Herausforderung bei – und dann hat das Tool den Namen des Unternehmens genommen, weil es im Jobprofil drin stand – als Sales Consultant in Frankfurt am Main vorstellen. Hier haben Sie die Möglichkeit, Ihr Potenzial zu nutzen und einen echten Unterschied im Bereich Qualitätsmanagement zu bewirken. Dicke Überschrift: Highlights Stellenbeschreibung. Jetzt kommen mehrere Bullet Points. Der erste Bullet Point: Als Sales Consultant koordinieren und realisieren Sie den Vertriebsprozess im Großraum Rhein-Main und agieren teamorientiert in interdisziplinären Konstellationen. Oder zwei: Sie gewinnen neue Kunden und entwickeln bestehende Key Accounts strategisch weiter. Bullet drei: Mit Ihrer individuellen Art begeistern Sie auf Management-Ebene, was einen wichtigen Beitrag zum Unternehmenserfolg darstellt. Bullet vier: Sie entwickeln bestehende Projekte weiter und bauen das Lösungsportfolio aus. Jetzt geht’s mit dem nächsten normalen Block weiter: Als Teil eines erfolgreichen Unternehmens bieten wir Ihnen eine hervorragende Arbeitsumgebung und die Chance, Ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Wir unterstützen Sie auch in Ihrer beruflichen Weiterentwicklung und sorgen für eine positive Arbeitslebensbalance. Denken Sie darüber nach, wie es wäre, Teil eines Teams zu sein, das eine echte Mission hat, die Menschen weltweit dabei zu unterstützen, Dinge von höchster Qualität zu erhalten. Möchten Sie sich dieser Herausforderung stellen und einen echten Unterschied machen? Ich würde mich freuen, wenn wir die Chance hätten, uns kennenzulernen und weitere Details zu sprechen. Bitte lassen Sie es mich wissen, ob Sie Interesse haben. Mit freundlichen Grüßen, Ihr Name.

00:24:40
Alexander Petsch: Ja, also ich hätte dich nicht sofort zurückgerufen, muss ich ehrlich gesagt sagen. Es hat mich zu… Aber umgekehrt, wenn ich mir jetzt überlege, okay, ich muss anfangen, sowas zu schreiben, finde ich es mega, weil du schon mal die Hälfte des Weges gegangen bist. Vielleicht auch ein bisschen weiter. Und sich dann zu überlegen, was macht denn jetzt wirklich den Unterschied? Was kann ich denn rausstreichen? Was ist sozusagen… Also ich denke, verbessern ist immer leichter als von Scratch neu machen, oder?

00:25:09
Daniela Chikato: Genau, das ist auch genau der Gedanke, der mir durch den Kopf ging. Also zunächst erst mal war ich total geflasht, dass das Tool wirklich unter 1.900 Zeichen geblieben ist mit dem Text. Ich habe es nachgezählt. Ich habe das kopiert, in Word reingeschmissen und hab dann gesehen, dass es irgendwie knapp 1.300 waren. Warum ist das so wichtig? Ich wollte hier einen Textentwurf haben, den ich nicht nur für die Kontaktierung eines Xing-Kandidaten nutzen kann, wie in diesem Beispiel, sondern auch, um auf LinkedIn Kandidaten anzuschreiben. Und da können wir mit dem Recruiter auf LinkedIn maximal 1.900 Zeichen nutzen. Das hat mich echt geflasht, dass das Tool das so umgesetzt hat. Und dann, was jetzt die Qualität des Textes anbelangt, bin ich total deiner Meinung. Ehrlich gesagt, war ich ein bisschen erleichtert, dass ich nicht so zufrieden war mit dem Output, weil ich finde, die Methoden, die ich in den anderen Episoden, die wir vor über einem Jahr schon gemeinsam gemacht haben, wenn ich die anwende, bin ich einfach noch mal besser und noch präziser in der wertschätzenden Ansprache. Und im Übrigen führt das auch wirklich zum Erfolg, wenn ich da einfach noch mal alle motivieren darf, die das interessiert, sich vielleicht die alten Episoden anzuhören. Ich habe nämlich kürzlich rausgefunden, meine Öffnungsrate von Ansprache-Texten auf LinkedIn liegt bei 87,4 Prozent und 72 Prozent davon in den ersten 24 Stunden. Ja, das heißt also, wenn ich jetzt diesen Text, so wie du es gerade selber auch gesagt hast, was dein Impuls war, von ChatGPT nehme und da mehr Authentizität reinbringe, an Informationen, an Schreibstilen, dann kann ich ja auch wirklich einen authentischen Eindruck machen. Aber meine Meinung ist, direkt, ad hoc ist das Schreiben, wenn wir es so nehmen würden und versenden würden an Kandidaten, besser als das von vielen Recruitern, wenn die zu mir in die Trainings kommen und ich sage, so, dann zeig mir doch mal so was. Was schreibt ihr denn so bisher? Wo setzen wir an, damit auch alle einen Vorher-Nachher-Effekt haben? Fast alle Texte, die bei mir landen in diesem Moment, sind schlechter als das, was wir hier eben von ChatGPT auf Knopfdruck gesehen haben. Ja, also ich glaube, das kann das Level heben. Sofort.

00:27:26
Alexander Petsch: Ja, und vor allen Dingen erzeugt es Speed, weil ich sag mal, so ein Profi wie du braucht ja auch, wenn er was Neues macht… Also wenn du mit einem weißen Blatt Papier anfängst und die Stelle nicht schon mal dreimal besetzt hast, dann bist du ja die erste Stunde auch damit beschäftigt…

00:27:41
Daniela Chikato: Definitiv, habe ich heute gerade wieder gehabt.

00:27:44
Alexander Petsch: Eine Grundlage zu schaffen. Und so ist aus der Stunde vielleicht fünf Minuten geworden, weil du halt deinen Prompt schon vorbereitet hast und die Sachen austauscht, die relevant sind. Und schon bist du zumindest mal vielleicht 50 Prozent oder 70 Prozent des Weges gegangen.

00:28:02
Daniela Chikato: Genau, das ist auch der Aspekt, den ich eben sehe. Ich habe hier ein paar kreative Impulse und in dem Moment, wo ich mir eine kleine Werkbank oder eine kleine Library an Prompts gefertigt habe, die ich dann kurz modifizieren kann, ich gebe es ein ins Tool und um ehrlich zu sein, genau diese Antwort, die wir hier gelesen haben, wir haben da mit Stoppuhr gesessen, zu zweit und uns angeguckt, wie lange braucht das Tool, um das zu schreiben? ChatGPT hat Original eine Minute und null Sekunden gebraucht für dieses Anschreiben.

00:28:35
Alexander Petsch: Und das ist bestimmt runtergeslowt, sodass man noch mitlesen kann. Wenn man gut ist, kann man querlesen, ja?

00:28:41
Daniela Chikato: Ja, es ist wirklich, wirklich krass und da kann ich eben echt nur empfehlen, probiert das mal wirklich aus. Aber dann setzt euch natürlich auch dran und guckt, dass ihr euren eigenen Sprechstil, eure eigenen individuellen Benefits als Unternehmen mit reinbringt. Genau. Ja, dann habe ich noch einen nächsten Hack natürlich mitgebracht. Wenn wir jetzt mal davon ausgehen, Alexander, wir haben Kandidaten gefunden, wie auch immer, haben sie angeschrieben mit diesem wunderschönen Anschreiben, was wir dann noch optimieren. Dann haben wir Kandidaten kennengelernt. Was macht wohl ein Recruiter wie ich, um dann einem Kunden einen Kandidaten schmackhaft zu machen? Oder was macht wohl ein Recruiter im Unternehmen, wenn er dem Fachbereich Kandidaten empfehlen würde?

00:29:27
Alexander Petsch: Ich habe jetzt… Wir sitzen uns ja virtuell gegenüber. Ich habe jetzt so ein Paket geschnürt und ein Schleifchen drum rum gebunden. Also ich glaube, du wirst den Kandidaten hübsch oder die Kandidatin hübsch verpacken und entsprechend präsentieren wollen.

00:29:41
Daniela Chikato: Genau, auf’s Silbertablettchen legen. Genau. Also, was packe ich auf’s Silbertablett? Ein Kurzexposé oder auch ein längeres Exposé. Ich habe gedacht, um es hier einfach mal kurz und prägnant zu fassen, wollte ich ChatGPT einen Kurzexposé erstellen lassen, basierend auf den Eckdaten vom Lebenslauf eines reellen Kandidaten. Ich habe dabei natürlich keine personenbezogenen Daten der Person in ChatGPT eingegeben, sondern habe ausschließlich aus dem Lebenslauf der Person das rauskopiert, was den beruflichen Werdegang darstellt, Ausbildung, Studium und die Bereiche aus den Kenntnissen, also spezielle Kenntnisse. So und mein Prompt, mit dem ich ChatGPT gefüttert habe, konkret von einer Kandidatin, die ich als Energiemanagerin kennengelernt habe, lautet wie folgt: Den ersten Satz kennst du schon, Alexander.

00:30:35
Alexander Petsch: Sprich mit mir wie eine Recruiterin.

00:30:41
Daniela Chikato: Genau. Fasse aus dem nachfolgenden Lebenslauf prägnant, sachlich und überzeugend zusammen, warum die Person besonders geeignet ist für eine Stelle als Ingenieur/Ingenieurin, Energiemanagement mit Schwerpunkt auf Energiemanagementsysteme nach ISO 50001. Formatiere deine Antwort. Verwende Überschriften, Zwischenüberschriften, Aufzählungspunkte und Fettdruck, um die Informationen zu strukturieren. Da drunter Lebenslauf, erster Absatz Qualifikation und dann habe ich die Qualifikation reinkopiert. Darunter tauchten dann Sachen auf wie ihr Studienabschluss. Sie hat ganz viele Zertifikate, die Dame. Dann nächste Überschrift: beruflicher Werdegang. Und dann sind da quasi die einzelnen Stationen, die Jobs (die Unternehmensnamen habe ich rausgelöscht), die Bullets aus ihrem Lebenslauf und dann Ausbildung, Studium, Fernstudium, Sprachkenntnisse, Deutsch Muttersprache, Englisch fließend. Und dann habe ich auf‘s Knöpfchen gedrückt. Und heraus kam eine Lösung, die ziemlich präzise die Highlights des CVs zusammengefasst hat und war auch optisch schön aufgemacht. Im Übrigen, ich habe noch ganz vergessen zu erwähnen, alle Lösungen könnt ihr euch runterladen auf der Seite von HRM Hacks, sodass ihr euch das in Ruhe anschauen könnt. Und die Texte für die Prompts gebe ich euch auch. Also das taucht dann alles auf der Webseite. Ihr könnt, wenn ihr wollt, clone my own, es kopieren und eure Inhalt ersetzen. Ich dachte, da freut ihr euch vielleicht alle, die ihr zuhört, dass ihr direkt mal mitschwimmen könnt. So jetzt hier zu der Lösung. Ich kann mir nämlich vorstellen, wenn ihr das jetzt als Personalentscheider auf den Tisch bekommt, das Exposé, ihr würdet es bestimmt gerne lesen und informativ finden. Ich trage vor. Dicke Headline: Zusammenfassung des Lebenslaufs. Die Ingenieurin hat einen Bachelor-Abschluss in erneuerbare Energien von der Hochschule sowieso und ist derzeit im Fernstudium xxx. Qualifikation, mehrere Bulletpoints: zertifizierte Ingenieurin für erneuerbare Energien, zertifizierte Energiemanagement-Auditorin, zertifizierte Umweltmanagement-Auditorin und noch ein paar andere Punkte. Beruflicher Werdegang ist die nächste Überschrift und dann geht’s weiter in Bullet Points: Die Ingenieurin ist aktuell Umwelt- und Energiemanagementbeauftragte bei xxx seit xxx. Nächster Punkt: Sie ist für die Aufrechterhaltung des integrierten Managements nach ISO 9001 und es sind mehrere ISO-Normen genannt, unter anderem auch die, die hier wichtig ist für die Stelle, nämlich 50001, verantwortlich. Sie leitet das Energieteam und ist für die Planung und Durchführung von internen Audits und Management Reviews zuständig. Und das passt genau für die Stelle. Und noch so weitere Punkte wie zum Beispiel: Sie hat das Energiemanagementsystem erfolgreich umgestellt auf eine neue Version, Versionsnummer sowieso und dann wieder rezertifiziert und Punkt, Punkt, Punkt. Und dann als letztes: Sprachkenntnisse. Muttersprache Deutsch, fließend Englisch. Und das Ganze fluffig formatiert. Also ich darf euch verraten, meine Kunden oder unsere Kunden kriegen von uns immer sehr ausführliche Exposés und ich sitze da richtig, richtig lange dran. Also hier komme ich jetzt echt in die Bredouille zu überlegen Qualität versus Quick Win. Ich weiß aber, dass auch in anderen Personalberatungen eher sehr kurze Zusammenfassungen üblich sind und wenn ich hier diesen ChatGPT-Textentwurf mit den kurzen Zusammenfassungen vergleiche, muss ich sagen, ist hier das Exposé von ChatGPT schon eins, das sich auf jeden Fall sehen lassen kann.

00:34:24
Alexander Petsch: Und du hättest ja auch ChatGPT sagen können, er soll es ein bisschen länger machen oder sie soll es ein bisschen länger machen.

00:34:28
Daniela Chikato: Sie soll es jetzt ein bisschen länger machen, die künstliche Intelligenz. Genau. Mein Tipp war ja, schreibe ein Kurzexposé. Genau. Also, ich war jedenfalls total geflasht. Aber noch mehr geflasht war ich, Alexander, gestern Abend.

00:34:43
Alexander Petsch: Das heißt, du hast mir noch einen Hack mehr mitgebracht? Oder uns?

00:34:46
Daniela Chikato: Genau, wir haben jetzt heute sechs Hacks statt fünf, wenn ich darf. Weil du erinnerst dich, ich habe in unserer anderen Episode, als wir über die ChatGPT Hacks über‘s Recruiting sprachen, habe ich erzählt, mein erster Gehversuch mit ChatGPT für die Kandidatensuche war ernüchternd. Ich habe nämlich das Tool gefragt, finde Informationen über Daniela Chikato aus Hamburg und ChatGPT hat geantwortet, es kennt keine Daniela Chikato aus Hamburg. Möglicherweise gäbe es zu viele Personen dieses Namens. Und weil ich das nicht glauben wollte, habe ich ChatGPT gefragt mit einem anderen Prompt, zeige mir das LinkedIn-Profil von Daniela Chikato aus Hamburg. Und die Antwort darauf lautete verkürzt: Ich kann dir das nicht zeigen. Oder Ihnen. Das ist immer sehr höflich mit Sie. Ich kann es nicht zeigen, weil ich keinen Zugriff auf Social Media-Profile habe. Und ich war darüber mega enttäuscht, weil ich gedacht habe, alle hypen dieses Tool so wahnsinnig und jetzt ist einer meiner Haupt-Use-Cases in Active Sourcing gar nicht damit realisierbar. Und dann kam ich noch auf eine andere Idee gestern Abend. Ich hatte nämlich kürzlich einen Artikel gelesen, dass inzwischen auch Softwareentwickler sich Gedanken machen müssen, ob sie noch die heiß begehrte Ware im Kandidatenmarkt sind, weil ChatGPT auch Softwarecode schreiben kann. Hast du auch schon gehört, Alexander?

00:36:12
Alexander Petsch: Ja, ich habe gestern meine Frau beeindruckt, damit, ihr vorzuführen, was ChatGPT kann. Weil sie mich fragte, was denn das ist. Habe eine ChatGPT-Einbettung (was Besseres fiel mir gerade nicht ein) für einen Kalender für eine unserer WordPress-Seiten schreiben lassen. Aber länger als ich es dir jetzt erzählt habe, habe ich dazu nicht gebraucht und er hat losgelegt und hat mir in einer Checkliste eins bis zehn gesagt, was ich tun muss, und mir dann den Code rausgeschmissen, den ich dann auch da reinfügen muss. Also… Und ich bin wirklich null begabt an der Stelle. Also, ich bin gespannt, was du jetzt sagst.

00:36:47
Daniela Chikato: Also ich habe einfach gedacht, was für eine Analogie kann ich daraus herstellen? Für die Suche im Active Sourcing? Und wenn jetzt Leute zuhören, die ein bisschen fortgeschrittener sind in Active Sourcing, die kennen alle den Begriff Boolesche Logik oder Boolean Search Strings. Das heißt, wenn wir auf LinkedIn oder Xing oder in anderen Quellen nach Kandidaten suchen, wir geben einfach einzelne Stichworte ein und die Leute, die ein bisschen geübter sind, machen sich Gedanken, wie verknüpfe ich meine Suchbegriffe, die Parameter miteinander? Und das macht man ja mit der Booleschen Logik. Und ich habe herausgefunden, dass ChatGPT auch Boolean Strings schreibt. Und nicht nur das. Ich habe sogar rausgefunden, dass ChatGPT auch X-Raying machen kann oder uns helfen kann, X-Raying zu machen. X-Raying, im Wort Ray steckt ja das Wort Röntgen auf Deutsch, und die X-Raying-Methode ist eine fortgeschrittene Methode im Active Sourcing, die richtig nützlich ist, weil wir dabei von einer Suchmaschine wie Google oder Bing ausgehend in diese Suchmaschine einen String schreiben und mit diesem String durchleuchten wir entweder allgemein das Internet oder auch ganz spezifische Websites, wenn unser String so formuliert ist. Das ist deshalb nützlich, weil es ja vielleicht auch Active Sourcer gibt, die keine teure Lizenz für den LinkedIn-Recruiter-Account oder für den Onlyfy by Xing Talent Manager haben, zum professionellen suchen. Wer also genau weiß, wie kann ich von außen mit Google oder Bing oder anderen Suchmaschinen auf LinkedIn oder Xing zugreifen, kann hier tolle Kandidatenprofile finden. Die Challenge ist nur, diese Befehle, diese Booleschen Befehle fürs X-Raying zu kennen. Es ist ein bisschen anspruchsvoller. Das weiß längst nicht jeder Recruiter oder Active Sourcer. So, und ich hab jetzt gedacht, deswegen habe ich da echt gestern Abend eine Nachtschicht noch hier gemacht. Ich will jetzt mal in die Vollen gleich gehen mit ChatGPT, indem ich nicht nur einen kleinen String für LinkedIn schreiben lasse für ein Keyword-Feld oder so, sondern ich habe folgenden Prompt ChatGPT gestellt. Wie immer mein Klassiker zu Beginn: Denke wie ein Recruiter. Erstelle einen Boolean Search String, mit dem ich von Google aus auf LinkedIn.com suchen kann, um einen Tech-Recruiter mit Erfahrung in großen multinationalen Fintech zu finden. Der Tech-Recruiter sollte über Erfahrung im Recruiting, Talent Sourcing und Employer Branding verfügen sowie in Hamburg oder Berlin ansässig sein. Benenne auch alternative Möglichkeiten, die Personen ihrer Erfahrung als Tech-Recruiter in ihrem LinkedIn-Profil angeben können. Dann habe ich das Knöpchen gedrückt. Und was rauskam, du hast selber, wenn du kürzlich Code produziert hast, auch wahrscheinlich das Ergebnis gehabt, dass da direkt in so einem Fenster der Code erscheint. So wie das Coding da ist, das Softwareentwickler auch direkt in ihren Umgebungen schreiben. Und so war das auch bei mir. Es öffnete sich also so ein Fenster im Antwortfenster, wo der Code, also der Boolesche Search String drinstand. Den trage ich auch gleich mal vor. Und da drunter hat ChatGPT mir dann noch die Frage im Text beantwortet, weil ich habe ja gesagt, was können Recruiter sonst noch in ihrem Profil so stehen haben? So. Also ChatGPT schreibt: Ein möglicher Boolean Search String, mit dem sie von Google aus auf LinkedIn.com suchen können, könnte folgendermaßen aussehen. Klingt jetzt vielleicht für einige kryptisch, die das jetzt nicht so gut kennen, aber es geht los mit: Site, Doppelpunkt, Link und .com. Das ist der Befehl laut der Booleschen Logik, um zu sagen: Suche explizit auf der Seite von LinkedIn. Und dann geht’s weiter: Leerschritt in Klammern, Tag Recruiter, OR Talent Sourcing, OR Employer Branding, Klammer zu, AND, neue Klammer, Fintech, OR Multinational, OR in Anführungsstrichen Big Tech, Klammer zu, AND, in Klammern Hamburg OR Berlin. Das heißt, was hat das Tool gemacht? ChatGPT hat ganz viele von diesen Suchbegriffen, die ich in meinem Prompt formuliert habe, hier aufgegriffen und hat sie versucht, in einen Kontext zu setzen. Ich weiß nicht, hast du dich schon mal mit Boolescher Logik beschäftigt, solche Strings geschrieben, Alexander?

00:41:18
Alexander Petsch: Ja, wir haben ja eine Weiterbildung zum Digital Recruiter für Recruiter oder für HRlerinnen und HRler, die sich im Bereich Recruiting weiterbilden wollen. Und da ist natürlich das Thema Boolesche Suche einer der zentralen Wissenspunkte, ja.

00:41:36
Daniela Chikato: Ja, so. Genau. Also ich habe mich natürlich in all den Jahren unheimlich intensiv mit der Booleschen Logik beschäftigt und gerade auch mit der X-Raying-Methode bin ich vertraut. Ich bin ja auch zertifizierter Master Sourcer und jeder, der sich ein bisschen besser mit fortgeschrittener Booleschen Logik auskennt, wird erkennen, dass die Syntak dieses Strings nicht optimal ist. Aus mehreren Gründen. Ein Beispiel: Ich habe ja gesagt, ich möchte Personen finden, die in Hamburg oder Berlin sitzen. Ich habe eigentlich damit das Tool so ein bisschen aufs Glatteis geführt. Ich habe gesagt, suche mir Profile auf LinkedIn.com und da hat er dann den direkten Befehl ausgespuckt: Site LinkedIn.com. Allerdings – der Befehl funktioniert auch – aber noch besser wäre eben, eine spezifischere LinkedIn-Adresse zu geben, in der die deutschsprachigen Profile hinterlegt sind auf LinkedIn. Da ist die URL nämlich nicht LinkedIn.com, sondern die ist ein bisschen anders. Das weiß man als professioneller Boolean String Schreiber. Also daran habe ich erkannt, okay. Oder mir ist auch aufgefallen, dass das Tool nicht alle Anführungszeichen an richtiger Stelle gesetzt hat. Da sind wir jetzt bei der Bolleschen Logik, wenn ein Suchbegriff aus zwei oder mehr Wortbestandteilen besteht. Zum Beispiel Talent Sourcer ist ein Keyword, das aus zwei Worten besteht. Das würde man im Idealfall in Anführungsstriche setzen. Das hat das Tool hier nicht gemacht. Das heißt also, hier gibt es ein paar Dinge, wo man, wenn ich jetzt Lehrerin wäre und das benoten würde, denen ich keine eins geben würde für diesen String. Aber entscheidend ist ja nicht, wie hübsch sieht es aus und ist es perfekt, sondern funktioniert es grundsätzlich? Und die Probe aufs Exempel habe ich da natürlich gemacht, indem ich diesen String rauskopiert habe und direkt in den Suchschlitz bei Google eingegeben habe. Weil dafür habe ich sie auch angefordert. Ich möchte von Google aus Profile auf LinkedIn finden. Und ich hab’s reinkopiert in Google. Und was denkst du ist passiert, Alexander?

00:43:31
Alexander Petsch: Du hast sinnvolle Profile gefunden, gehe ich fest von aus.

00:43:35
Daniela Chikato: Google hat 9.880 Suchergebnisse ausgespuckt. Du glaubst mir sofort, dass ich die nicht alle gesichtet habe. Aber ich habe mir auf den ersten beiden Seiten die Profile kurz angeguckt und da waren viele Recruiter, Tech-Recruiter, Talent Sourcer stand in den Begriffen. Die waren auch in Hamburg und Berlin ansässig. Und warum waren es jetzt so viele Suchergebnisse, von denen mit Sicherheit auch ganz viele nicht passende dabei sind? Weil der String nicht wahnsinnig perfekt ist. Also wenn ich ein richtig gut passendes Ergebnis haben will, muss ich eben noch einen besseren String schreiben. Aber mir geht es mit diesem Hack darum, dass auch all die Recruiter, die jetzt keine super advanced Boolean Guys und Girls sind, dass die hier mit diesem Tool jetzt einfach so einen tollen Hack nutzen können und von außen auf Profile stoßen können.

00:44:29
Alexander Petsch: Ja, und ich bin sicher, wenn du jetzt der KI die Möglichkeit gegeben hättest, etwas zu lernen, nämlich zu sagen, okay, nutze bitte die spezifische deutsche LinkedIn-Adresse, dann wäre es schon wieder ein Stückchen besser gewesen. Oder bedenke, dass folgende zusammengesetzte Wörter jeweils ein Wort sind, hätte dir vielleicht noch die Anführungszeichen richtig gesetzt. Also…

00:44:56
Daniela Chikato: Genau. Also, das habe ich dann gestern so spät jetzt nicht mehr ausprobiert. Aber da ich da so in den Sog von ChatGPT gezogen bin, dass ich damit ohnehin andauernd mich beschäftige, werde ich das sicherlich noch weiter verfeinern. Aber ich dachte, das zeigt einfach allen, die hier zuhören, dass es auch richtig Spaß macht, damit mal rumzuprobieren. Und ja, wir ziehen auf jeden Fall mit jedem Prompt und den Lösungen ein Learning raus, mit dem wir arbeiten können. Und dieses intuitive Rumprobieren finde ich einfach super spannend. Und ich glaube im Übrigen auch ganz fest daran, wenn ich das kurz noch an der Stelle sagen kann, dass bestimmt die Plattform LinkedIn mittelfristig auch weiter verzahnt wird. Mit ChatGPT. Darf ich kurz erklären, wie ich darauf komme?

00:45:44
Alexander Petsch: Ja.

00:44:45
Daniela Chikato: Linkedin ist ja schon seit einigen Jahren eine Tochter des Microsoft Konzerns. Und Microsoft hat sich gerade vor zwei, zweieinhalb Wochen mit zehn Milliarden US-Dollar an der Weiterentwicklung von ChatGPT beteiligt. Und LinkedIn hat jetzt schon eine ganz enge Anbindung zum Bing Browser aus dem Hause Microsoft. Wer die Recruiter-Lizenz von LinkedIn nutzt, hat direkt im Kopf, im Header-Bereich von Profilen, neben dem Foto rechts einen Text, der heißt „auf Bing suchen“. Wenn ich also ein LinkedIn-Profil von dir, Alexander, aufrufe, in meinem LinkedIn Recruiter Account, klicke ich auf den Link „auf Bing suchen“. Es öffnet sich ein neues Browser-Fenster und da zeigt mir die Suchmaschine Bing alle Seiten, in denen du irgendwo auftauchst. Und das ist natürlich total genial für Active Sourcer, weil ich so mit einem Klick weiter auch ein Xing-Profil finden kann. Oder wenn es IT-Leute sind, dann haben die in der Regel auch ein GitHub-Profil oder ich sehe andere Webseiten. Und da jetzt schon diese Verzahnung so eng da ist zwischen Bing und LinkedIn und in dem neuen Bing, was Ende März, also in wenigen Wochen, ohnehin offiziell für alle ausgerollt werden soll, dann wird ChatGPT mit integriert sein in die klassische Suchmaschinenmaske. Ich habe schon die Screenshots davon gesehen, weil ich bin auf der Warteliste dieser neuen Bing-User schon drauf. Es für mich eine Frage der Zeit, wann das wirklich noch mehr unter die Mutterhaube von LinkedIn kommt. Auf den Moment freue ich mich jetzt schon sehr.

00:47:26
Alexander Petsch: Liebe Daniela, herzlichen dank! Es war wie immer sehr inspirierend. Ich habe viel gelernt von dir. Herzlichen Dank! Schön, dass du da warst!

00:47:37
Daniela Chikato: Vielen Dank, dass ich hier sein durfte. Danke auch an alle, die zugehört haben und ich wünsche euch richtig viel Spaß beim Ausprobieren. Schnappt euch so schnell es geht einen ChatGPT Account. Sie sind gratis.

00:47:49
Alexander Petsch [an die Zuhörinnen und Zuhörer]: Ihr findet die passenden Prompts auf HRM.de und dann könnt ihr damit noch schneller die richtigen Suchergebnisse zu unserer heutigen Episode finden. Und ja, Glückauf, bleibt gesund und denkt dran, der Mensch ist immer noch und bleibt der wichtigste Erfolgsfaktor, auch für die richtige Bedienung der richtigen KI. Danke euch.