Robindro2

00:00:02
Alexander Petsch: Glückauf und herzlich willkommen zu den heutigen HRM Hacks! Mein Name ist Alexander Petsch, ich bin der Gründer des HRM Institutes, euer Gastgeber. In unserer heutigen HRM Hacks Folge spreche ich mit Robindro Ullah zum Thema „am Puls der Zeit im HR bleiben“. Oder wie bleibe ich eigentlich up-to-date? Robindro Ullah ist Managing Director beim Trendence Institut, einer Marktforschungs- und Datenforschungseinrichtung oder eines Instituts, das euch auch ganz viele Insights zum Thema HR-Daten und Recruiting-Daten liefern kann. Und wir haben schon eine, ich finde, sehr coole Folge zusammen gemacht zum Thema Talent Intelligence. Da habe ich ihn auch ausgiebig vorgestellt. Also Robin ist für mich einer der umtriebigen, ja, auch Influencer im HR-Bereich und jemand, der… Wenn irgendwie, ich sage mal unter uns, der neuste Scheiß um die Ecke kommt, dann kann man Robin anfragen und anrufen und sagen, ey, was meinst denn du dazu? Ist das wichtig oder kann das weg? Und ja, von daher freue ich mich, dass du heute bei uns bist, Robin.

00:01:10
Robindro Ullah: Ja, danke, dass ich noch ein zweites Mal dabei sein darf.

00:01:14
Alexander Petsch: Ja. Ja, wie kamst du denn eigentlich zu dem Thema zu unserer heutigen Folge?

00:01:20
Robindro Ullah: Die Frage hast du ja schon ein bisschen beantwortet. Und zwar war ich auf die Idee gekommen, das mal zum Thema zu machen, da mich immer mal wieder Menschen fragen: Wie zur Hölle bleibst du up-to-date? Also wie… Also A) wo? Also es gibt ja unterschiedliche Level von up-to-date. Also wie kommst du an Inspiration, wie kriegst du mit, was aktuell die Themen sind und wie kriegst du mit, was aktuell die Themen im HR sind? Und vielleicht vorweggeschickt: Natürlich ist es ein Teil meines Jobs, mich darum zu kümmern, up-to-date zu bleiben. Also dass nicht… Dass nicht der Eindruck entsteht, das müsste jetzt jeder jederzeit genauso machen. Aber ich hoffe, ich kann vielleicht heute den einen oder anderen Hack liefern, damit die ein oder andere Person etwas up-to-data ist, wenn es das Wort überhaupt gibt.

00:02:08
Alexander Petsch: Da habe ich ja direkt die Befürchtung, dass du dein Hobby zum Beruf gemacht hast, weil ich glaube, du warst schon vorher, vor deiner aktuellen Position jemand, der sich in neue Themen reingefuchst hat und eine hohe auch Technologieaffinität mitgebracht hat und ein wahnsinniges Interesse, was neue Themen angeht.

00:02:27
Robindro Ullah: Das stimmt. Aber das hatte ich tatsächlich in meinen vorherigen Berufen, Jobs auch schon, dass ich mich da sehr, sehr für interessiert habe. Jetzt ist es dadurch, dass es Teil meines Jobs ist, als Mitarbeiter von Trendence, das Gras wachsen zu hören, kümmere ich mich noch mal ein bisschen intensiver darum. Aber eigentlich macht es mir auch Spaß. Das stimmt schon.

00:02:50
Alexander Petsch: Ja. Was hast du uns für Hacks mitgebracht? Wie bleibst du im HR-Bereich up-to-date?

00:02:56
Robindro Ullah: Genau. Ich habe tatsächlich lange darüber nachgedacht, wie ich das irgendwie gut verpacke oder auch in Hacks verpacke, weil es letztlich schon viel mit Lesen oder Gucken zu tun hat. Aber ich glaube, der wichtigste Hack und die Grundvoraussetzung ist, dass ich mich für neue Themen öffne. Dass ich Lust daran habe, mir neue Sachen anzugucken und auch mich mal darauf einzulassen, ohne dass es einen direkten Mehrwert für mich oder meine Arbeit unmittelbar hat. Und ich glaube, das ist so der erste Punkt. Und das kann ich gut an einem Beispiel darstellen, an einer ganz kurzen Unterhaltung, die wir zwei eben gerade hatten. Eben gerade in dieser Vorbereitung für diese Folge haben wir ganz kurz über Mikrofonqualität gesprochen. So, und bei den Hacks, die ich gleich auch noch mal erzählen werde, was ich so für Kanäle oder Tools nutze, da ist mir gestern Abend eine neue App über den Weg gelaufen, deren Name ich jetzt gerade tatsächlich nicht parat habe. Aber wenn man das schon gehört hat, dann wird man die leicht finden. Das ist eine App, die Ton in Echtzeit nachbearbeitet. Bedeutet sozusagen, also wenn ich jetzt durch die Gegend laufe… Und viele kennen das auch sicherlich von Telefonkonferenzen, das sind meistens die etwas nervigeren Teilnehmer, die irgendwo auf der Straße stehen, dann zwischendurch ihr Handy muten und irgendeinen Wind hören. Oder besonders beliebt auch die Bahnansage, die ich auch immer wieder in Telefonkonferenzen mitbekomme. Und dafür gibt es jetzt eine App, die einfach das Ding gnadenlos filtert, sodass es Studioqualität hat. Und das finde ich beeindruckend. Es ist eine… AI steht ja heutzutage auf allem drauf, ist angeblich eine AI-Anwendung und die filtert das so. Jetzt würdest du sagen ja, okay, toll, cool, wir machen Podcast, das könnte ja total relevant sein. So, wenn du jetzt nur zwei Schritte noch länger drüber nachdenkst, dann wirst du draufkommen, ach krass, stimmt, Podcast. Das haben ja auch ganz viele Unternehmen. Unternehmenspodcasts. Insbesondere in der Personalgewinnung, auch im Personalmarketing. Und so ist das vielleicht ein kleiner Baustein, der einem Unternehmen doch leichter dazu verhilft, einen Podcast aufzusetzen, weil plötzlich brauche ich gar nicht mehr ein Tonstudio, ein Mischpult, ein teures Mikro. Ich muss nicht an einem bestimmten Ort sitzen. Zack, ist es viel einfacher. Ich kann tatsächlich ohne großen Technikaufwand den Mitarbeiter von der Baustelle auf der Baustelle interviewen.

00:05:28
Alexander Petsch: Ja, wahrscheinlich in der Masse werden wirklich viel bessere Gesamtkonferenzen, virtuelle Events… Auch schon mal ein riesen Pluspunkt für viele.

00:05:38
Robindro Ullah: Das ist richtig. Aber… Also tatsächlich selbst ausprobiert habe ich die App noch nicht. Ich kann mich ja noch nicht mal mehr an den Namen erinnern. Es war auch schon spät. Aber ich war beeindruckt, denn die Beispiele haben immer quasi das Mikro ohne Bearbeitung und das Mikro mit Bearbeitung gezeigt. Und das war einfach wirklich… Es war wie Tag und Nacht.

00:05:56
Alexander Petsch: Also du sagst eigentlich, dein erster Hack für up-to-date sein, ist aufmerksam sein. Und ich glaube, da sind wir uns ähnlich. Ich habe auch immer behauptet, ich kann nichts, aber ich könnte das große Buch des unnützen Wissens schreiben, weil ich mich für tausend Dinge interessiere und mir irgendwie Dinge merken kann, die völlig unnötig sind. Aber man ist immer wieder überrascht, wie man dann, wenn man zwei Enden verbindet von unnützen Enden, dann doch was Sinnvolles wieder rauskommt.

00:06:25
Robindro Ullah: Ja, das ist… Ich glaube, dass ist auch etwas, was die meisten total unterschätzen. Also, dass zwei unnütze Dinge zusammen doch was Nützliches ergeben können. Also daher… So wie du es gerade formulierst, es klingt so wie so ein allgemeiner 08/15… Also fast schon wie so eine Lebensweisheit. Also bitte nicht auf irgendwelche komischen Bildchen schreiben und auf LinkedIn posten. Aber grundsätzlich es ist wirklich so, diese Offenheit hilft mir ganz stark dabei, plötzlich Dinge zu sehen, die ich für super praktisch erachte. Und das hat mir früher, ich habe ja auch früher in Unternehmen gearbeitet, immer dabei geholfen, Personalmarketing-Aktionen, Recruiting-Aktionen zu kreieren, die mal erfolgreich, mal weniger erfolgreich waren. Aber auch auf jeden Fall immer Sachen ausprobiert haben oder Sachen geboten haben, die so zuvor eigentlich nicht da waren. Und daher ist das ein wichtiger Tipp für mich.

00:07:18
Alexander Petsch: Okay, jetzt sind wir aber gleich beim Judo oder Karate, würde man sagen, im sechsten Dan, schwarzer Gürtel eingestiegen. Was sind denn so deine Tipps zum Einstieg? Wie kann ich denn up-to-date bleiben? Lass uns doch mal weiter unten anfangen.

00:07:32
Robindro Ullah: Genau. Also tatsächlich ein ganz, ganz einfacher Hack ist, sich Award-Einreichungen bzw. die Award-Listen von den HR Awards anzugucken, die so in Deutschland kursieren. Das ist tatsächlich etwas, was ich seit 2011 regelmäßig einfach mache. Ich habe es auch ein bisschen einfacher, muss man fairerweise dazu sagen, weil ich immer mal wieder in Jurys sitze für solche Awards und dadurch natürlich per se die Dinger mir angucken soll und auch gerne mache. Aber ein Großteil meines Überblicks und meines Wissens kommt dadurch, dass ich mir Award-Einreichungen angucke. Was machen Unternehmen, welche Ideen werden da kreiert und so weiter. Und das ist auch tatsächlich theoretisch relativ einfach möglich, indem man sich die Ranglisten anguckt und ein bisschen recherchiert. Also die meisten Awards veröffentlichen nicht die Einreichungsunterlagen, natürlich, aber zumindest mal die Titel, von welchen Unternehmen. Und so schon auf die Idee kommen, ach, das Unternehmen hat das Projekt gemacht. Oh, das hat das gemacht. Und die hatten die Idee. Das ist ein sehr einfacher Hack, von dem, ich glaube, viele das noch gar nicht so machen. Es sei denn, sie haben selbst was eingereicht. Dann guckt man sich natürlich die Mitbewerbenden an. Aber so generell, es ist einfach ein großer Fundus an sehr, sehr guten Projekten und die gewinnen auch gar nicht immer alle.

00:08:52
Alexander Petsch: Hm, spannend. Also im Prinzip lässt du andere schon für dich den Vorprozess der Innovation aussieben und nutzt sozusagen die Nuggets, die schon ein bisschen die Oberfläche erreicht haben, sage ich mal.

00:09:06
Robindro Ullah: Ja, und ich glaube, es wird unterschätzt. Weil wenn man sich jetzt mal einen Award anguckt, da sind dann, keine Ahnung, 50, 60 Unternehmen, die haben sich ja alle was dabei gedacht, als sie das eingereicht haben. Sie werden ja nicht ihren letzten Schrott eingereicht haben, sondern die haben was eingereicht, von dem sie glauben, hey, das ist bei uns hier Top of Minds, das geilste Projekt am Start und das reiche ich jetzt ein. Und die müssen ja auch gar nicht alle gewinnen. Und man muss ja auch immer so ein bisschen, also meines Erachtens, mitdenken. Es gibt ja auch für unterschiedliche Unternehmenskategorien unterschiedliche Innovationsgrade. Also wenn ich viel Geld habe, habe ich natürlich ganz andere Möglichkeiten, als wenn ich weniger Geld habe und so weiter.

00:09:43
Alexander Petsch: Das bringt mich direkt auf einen Wein-Hack. Ich trinke gerne Wein. Wer mich kennt, weiß das. Und ich kaufe einmal im Jahr immer bei einem Verlag ein, der Wein-Awards macht. Und wir haben da auch schon mal unseren HR-Square-Wein eingereicht und überraschend gut abgeschnitten. Aber die haben dann am Ende der Saison, sage ich mal, ein ganzes Lagerhaus voll Wein, weil du musst immer sechs Flaschen einreichen. Aber nur wenn du wirklich wahrscheinlich gewinnst, werden die benutzt und dann bleiben halt immer zwischen zwei und fünf Flaschen übrig und die machen dann eine Charity-Aktion, indem sie blind immer eine Kiste mit vier Flaschen zu einem sehr guten Kurs, finde ich, verkaufen. Und da habe ich mir am Anfang auch gesagt, Mensch, es reicht ja keiner einen Wein ein, von dem er der Meinung ist, er ist der letzte Schrott und so ist das auch. Also es ist immer überraschend gut. Also von daher nutze ich deine Empfehlung in meinem anderen Hobby-Bereich des Weintrinkens.

00:10:44
Robindro Ullah: Ja, aber genauso ist es. Also kann man vielleicht auch noch auf andere Sachen übertragen. Aber hier geht es ja auch darum, einfach inspiriert zu werden. Beim Wein versenkst du ja vielleicht auch gleich Geld, aber…

00:10:56
Alexander Petsch: Na ja, aber für mich genauso inspirierend, weil ich natürlich Weine trinke, die würde ich nie kaufen. Ja, also… Ich meine, gut, ich wusste vorher schon, dass Ungarn hervorragende Rotweine macht. Aber bei dem einen oder anderen Einreicher und Einreicherin hätte ich natürlich nie mir den Wein gekauft, weil mich die Flasche nicht anspricht oder weil mich das Anbaugebiet bis jetzt nicht irgendwie erreicht hat. Also von daher ist es genau dasselbe. Es ist inspirierend.

00:11:23
Robindro Ullah: Cool.

00:11:26
Alexander Petsch: Gut. So, was hast du uns noch mitgebracht?

00:11:29
Robindro Ullah:
Ja, war ja jetzt schon der zweite krasse Hack. Aber ein weiterer Hack – und der liebe Jan Haweliczek kann schon ein Lied davon singen – ist für mich die Plattform TikTok. Also meines Erachtens gibt es da zu Recht Vorbehalte vor dieser Plattform, insbesondere vor Datenpreisgabe, wofür werden die genutzt, wo landen die und all so einen Kram. Was ich trotzdem bei dieser Plattform unheimlich faszinierend finde und sie hat für mich Snapchat abgelöst… Also ich habe bis vor vier Jahren… War Snapchat für mich die absolute Plattform-Inspiration, auch inhaltlich. Sowohl inhaltlich als auch von der Plattform her. Und TikTok hat, was das angeht, definitiv Snapchat überholt. Und das aus zweierlei Aspekten. Einmal, auf keiner anderen Plattform kriege ich so zielgerichtet innovativen Tech-Recruiting-Input wie auf dieser. Das Einstellen ist halt nicht so leicht. Sobald Content kommt, der einem gefällt oder in seine, also in deine, eure Zielrichtung passt, dann muss man ihn halt liken und kommentieren, damit der Algorithmus auch lernt, dass du genau das Zeug sehen willst, sonst kommt super viel Schrott bei rum. Und der zweite Aspekt… Also nicht nur, dass sozusagen dieses Netzwerk auf einer sehr komprimierten Art und Weise dich mit super gutem, interessantem Content vollpumpen kann, der zweite Aspekt ist die Plattform an sich, wie sie sich entwickelt. Also wie ist die Navigation, was verändern sie dort explizit, wie ist der Algorithmus aufgebaut? Wir hatten in unserer vorherigen Folge das Thema schon, dass sie dem Interest Graph folgt und so weiter. Also TikTok als Plattform gibt einfach auch viel Anregungen, weil man sieht, das hat man eben vorher bei Snapchat auch gesehen. Es gibt immer wieder Netzwerke, die geben den Ton global an. Die Story-Funktion, die ganzen Filter und und und. Das kam alles von Snapchat. Snapchat hat das 2012 in den Markt eingeführt, ist richtig lange her. Und dann haben die Netzwerke gemerkt, okay, ist schlau, funktioniert, passt total gut. Auch an alle iPhone-Nutzer die Emojis, ursprünglich erfunden von Snapchat bzw. einer Tochter von Snapchat und so weiter. Also da merkt man halt so, einige Netzwerke sind halt, das sind halt die hellen Kerzen auf dem Kuchen. Und im Moment ist das TikTok. Und TikTok weiß einfach sehr gut… Und man merkt jetzt schon mit Reels gab es eine Kopie, YouTube Shorts und so weiter. Also die großen Riesen versuchen jetzt TikTok zu kopieren und wenn ich wissen möchte, wie der Markt sich verhalten wird und wie er laufen wird, muss ich mir halt TikTok angucken und nicht die Kopien, weil die Kopien sind ja nachgelagert.

00:14:12
Alexander Petsch: Und wenn ich jetzt da einsteigen will in TikTok, wie komme ich da rein oder was wäre da dein Tipp? Du hast schon gesagt, ich muss am Anfang die Dinge wirklich liken, die ich mag, damit sozusagen der Interest Graph, der mir halt nicht meine Freunde zeigt, sondern meine Interessen, versteht, was ich haben will.

00:14:28
Robindro Ullah: Also TikTok ist sozusagen so vom Aufbau her relativ schnell gemacht. Ich habe ein Profil, logge mich ein und es startet immer direkt mit Content, so ähnlich wie wir das auch von den anderen Netzwerken kennen. Ich sehe so eine Art Timeline und da gibt es eine sogenannte View Page, da wird mir von TikTok Content vorgeschlagen. Ich kann am besten, wenn ich neu bin, fange ich einfach erst mal über Hashtags an. Es gibt einen riesen Bereich Edu-Talk, also so Learn-Talk – da gibt es verschiedene Begriffe für – wo sehr, sehr viele Menschen weltweit tatsächlich lehrenden Content publizieren. Es sind viele Lehrer auf TikTok. Einer meiner Lieblingsaccounts ist die #MindBlownUniversity. Das ist ein deutscher Account, der irgendwann mal angefangen hat. Hat gesagt, fragt mich, was ihr wollt und ich versuche es zu recherchieren und zu beantworten. Also zum Beispiel hat dann irgendein Kind gefragt, was passiert, wenn alle Menschen gleichzeitig hochspringen? Geht die Erde dann aus der Erdumlaufbahn? Und dann hat der Niklas heißt er, glaube ich, der hat dann angefangen, das mal durchzurechnen und zu recherchieren. Und dann gibt er auf TikTok die Antwort. Das ist jetzt so ein bisschen spielerisch und auch ein bisschen sehr allgemein, aber gleiches Zeug gibt es halt für alle möglichen Varianten und Themen. Also TikTok besteht schon lange nicht mehr aus nur tanzenden Menschen, sondern eben auch tatsächlich inhaltlich sehr auf den Punkt gebrachten Dingen, wo Menschen gesagt haben, okay, ich möchte hier meinen Content mal auf den Punkt bringen. Und das Schöne ist eben, dass der Algorithmus sehr schnell diese Dinge ans Tageslicht befördert, ohne dass ich großartig suchen muss. Ich muss ihn halt nur am Anfang gut initialisieren.

00:16:09
Alexander Petsch: Ich bin heute Morgen an die Erklärbär-Grenzen gestoßen. Meine kleine Tochter hat auf die Wasseruhr geguckt und gefragt, was die Kommastellen in rot hintendran bedeuten. Es ist schwierig, wenn man noch nicht halbe oder nur in ganzen Zahlen bis jetzt in der ersten Klasse gerade angefangen hat. Und ich habe versucht, mich dem Thema über Kuchen zu nähern und das sind Kuchenstücke, aber… Und sie ist immer aggressiver geworden, weil sie es nicht verstanden hat und hat sich dann geweigert, auch Zähne zu putzen und irgendwie weiter kooperativ zu sein, weil ich nicht in der Lage war, ihr zu erklären, was diese vier roten Zahlen auf der Wasseruhr zu bedeuten haben. Da werde ich mal bei TikTok nachschauen, ob da jemand eine bessere Erklärung für mich hat.

00:16:55
Robindro Ullah: Ja, also bei vielen Problemen hätte ich gesagt, gab es bestimmt schon mal. Bei diesem weiß ich das nicht so genau. Also ich habe drei Kinder und das Problem ist mir noch nicht begegnet.

00:17:07
Alexander Petsch: In der Vehemenz mir vorher auch nicht. Definitiv. Völlige Arbeitsverweigerung wegen Unfähigkeit des Lehrpersonals.

00:17:17
Robindro Ullah: Ja, dann möchte ich gern meinen nächsten Hack direkt daran anschließen, weil passt total gut dazu. Und zwar möchte ich jedem empfehlen, vor allen Dingen in Non-HR-Themengebieten zu fischen. Also Non-HR-Content inspiriert mich meist oder häufig deutlich stärker als HR-Content. Wenn ich nach HR-Content suche, dann gucke ich mir auch explizit gerne andere Länder an. Also gerade China ist häufig in meiner Branche, wenn es um Rekrutierung, Personalgewinnung geht etc. häufig schon sehr weit. Oder auch die USA. Aber ich selbst fokussiere liebend gern Non-HR-Content aus artverwandten Bereichen zum Beispiel. Also dass man sich eher Marketing oder Sales anguckt. Man guckt einfach, wo entwickeln die sich hin? Was machen die? Gerade auch, wenn es um datenbasierte Leadgenerierung geht. Und man kann einfach viel aus unserer Branche in die Marketing-Sales-Sprache übersetzen. Ich suche halt Bewerber/Bewerberin, die suchen Leads. Die müssen sie qualifizieren. Ich muss auch gucken, dass ich die Richtigen finde und so weiter. Und daher versuche ich mich insbesondere auch… Manche würden es vielleicht Ideenklau nennen. Ich sage gezielte Inspiration bei Bereichen, die einfach auch bewusst sehr viel Geld in solche Entwicklungen und auch Themen stecken.

00:18:42
Alexander Petsch: Also das würde ich wahrscheinlich sogar auch als Megatrend unterschreiben im HR. Dass ganz viele Trends im HR aus dem Sales- und Marketing-Bereich die letzten fünf, sechs Jahre hineingeschwappt sind und übrigens auch im Rekrutieren. Ich kann mich erinnern, vor sechs, sieben Jahren hat mir mal der Head of Recruiting von Sixt gesagt, er wird nie einen HRler im Recruiting einstellen, sondern nur Leute aus dem Bereich Online-Marketing. Es wäre leichter, denen HR zu erklären, als jemanden aus dem HR die Online-Marketing-Strategien, die er im Recruiting braucht.

00:19:18
Robindro Ullah: Ja, das könnte durchaus sein.

00:19:22
Alexander Petsch: Also ja…

00:19:25
Robindro Ullah: Aber ich… Also ich glaube noch an HR.

00:19:29
Alexander Petsch: Ich auch. Auf jeden Fall. Ich bin… Und ehrlich gesagt möchte ich viele Leute aus dem Marketing und aus dem Sales auch gar nicht in HR sehen, wenn ich ehrlich bin.

00:19:38
Robindro Ullah: Ja. Aber die Inspiration oder auch Impulse kann man halt super gut umsetzen. Aber dafür brauchst du Hack Nummer eins, nämlich offen an diese Themen rangehen und ganz wichtig ist – und das ist wirklich etwas, was ich immer wieder feststelle – auf den ersten Blick bringt es nichts. Also auf dem ersten Blick denke ich ganz oft, okay, wie genau könnte mir das dann helfen? Und dann, wenn man vielleicht doch noch mal drüber nachdenkt und auch vielleicht die eigenen Prozesse hinterfragt, machen Dinge dann eher mal Sinn.

00:20:08
Alexander Petsch: Was für HR-Trends hast du denn aus China lokalisiert? Das interessiert mich natürlich jetzt auch noch mal, wenn du sagst, China als Vorreiter.

00:20:16
Robindro Ullah: Also ich hatte eine Phase, wo ich… Wo du sagtest, du hättest mich kennengelernt oder wäre ich auf deinen Schirm gekommen… Und zwar habe ich lange Zeit China betreut für Voith, als ich dort als Head of Employer Branding und Communication war und da ist… Da hatte ich deutlich mehr Kontakt zu China als jetzt und da sind mir einfach die… Also wie sie… Also das Thema One-Click-Bewerbung, Vereinfachung der Prozesse sind so alles Themen, die damals schon – und das ist schon sieben Jahre, acht Jahre her – völliger Standard in China waren. Es muss nicht unbedingt gut sein. Also in China gab es andere Schwierigkeiten. Da wurde dann deutlich, das was in Deutschland immer befürchtet wurde, wenn du die Hürden der Bewerbung zu niedrig setzt, dann hast du auf einmal eine Bewerbungsflut. Was in Deutschland meines Erachtens tatsächlich nie eingetreten ist. Aber in China hast du das definitiv, weil einfach wild beworben wird, selbst wenn es nicht passt. Und wenn die Headline von der… Wenn da irgendwie Projektmanager steht, dann kann ich mich einfach mal drauf bewerben, weil geht ja so einfach. Es ist nur ein Klick, mein CV wird automatisch von irgendwo hergezogen, ich muss gar nichts machen, außer drauf drücken. Und wenn man sich solche Sachen anguckt, dann muss ich sagen, ist China einfach Vorreiter in Effizienz. Und die haben aber auch den Druck, effizient zu sein, weil die kriegen halt häufig auf eine Stelle mal bequem 700 Bewerbungen, von denen dann irgendwie 650 nicht passen.

00:21:46
Alexander Petsch: Okay, da schließt sich das nächste Problem angenommen…

00:21:50
Robindro Ullah: Ja, genau, aber so kann man… Also China habe ich mir insbesondere zum Beispiel auch deswegen angeguckt, weil die einfach technisch-affiner sind. Also das ist zum Beispiel ein sehr interessanter Fakt. Wenn in China eine neue Technik eingeführt wird, neues Netzwerk oder so was und es ist tatsächlich besser als das vorherige, dann ist das nicht so wie bei uns so ein tröpfelnder Prozess, dass die Schüler entdecken TikTok… Also wann ist TikTok auf den Markt gekommen? 2014, 2015? Jetzt erst geht es so langsam Richtung HR und so weiter. Und die Zielgruppen… Und selbst heute würde ich noch sagen, es gibt Zielgruppen in Deutschland, die haben noch nie TikTok gesehen. Das gibt es. Das würde es in China so erst mal nicht geben. Wenn TikTok als gut erachtet wird sozusagen, wird das einfach von allen mal getestet. Und alle heißt bis in die Senioren-Gegend rein, also durch die Bank weg, alle nutzen das einfach.

00:22:46
Alexander Petsch: Verrückt. Okay, ja…

00:22:48
Robindro Ullah: Jetzt habe ich dich erschlagen. Sorry.

00:22:50
Alexander Petsch: Alles gut. Neue Technologie. Du hast gesagt, Transfer Marketing und Sales. Wahrscheinlich auch so der Transfer von neuen Technologien. Das war ja das Thema China. Auch sich zu überlegen, okay, wie können neue Technologien auf meine Arbeit und meine Prozesse einzahlen? Da ist natürlich KI im Moment, Künstliche Intelligenz, ein Riesenthema. Ja, sich für solche Themen einfach zu interessieren.

00:23:19
Robindro Ullah: Genau, da habe ich auch den nächsten Hack mitgebracht. Und zwar gibt es… Es gab in der Vergangenheit, aber es gibt mehrere Anbieter davon. Es ist immer gut, sich mal anzugucken, welche sind die Technologien, die zum Beispiel der Harvard Business Manager oder der MIT Technology Review Report als die herausragenden Technologien des Jahres veröffentlichen. Es gibt unterschiedliche Listen, es gibt auch… Es gibt zum Beispiel… Gab es lange Zeit die The Ten Breakthrough Technologies des Jahres. Also welche Technologien sind bahnbrechend? Allein wenn ich so was schon höre, dann ist für mich klar, das wird definitiv irgendeinen Impact auf meine Arbeit haben. Ich arbeite super viel mit Menschen. Es ist einer der größten Bausteine der Lebenszeit der Menschen. Also sie verbringen ja viel Zeit mit ihren Arbeitgebern. Es geht viel Herzblut rein, also es dreht sich alles um den Menschen. Und wenn ich höre, da hat jemand zehn bahnbrechende Technologien, die die Menschheit verändern werden, dann wird das definitiv einen Impact auf meine Arbeit haben, weil ich arbeite ja mit denen. Von daher gucke ich mir die schon immer an und dann kann man sich mal angucken, was hat das für eine Auswirkung, was hat das für eine Bedeutung. Vor sieben Jahren stand auf dieser Liste autonomes Fahren, insbesondere im Landverkehr, nämlich Trucks, die eben autonom auf Highways fahren können, sozusagen zwischen den Städten. Jetzt gerade… Wann ist der Tesla Truck fertig geworden? Das hat ein paar Jahre gedauert. Jetzt kommt der Tesla Truck. Und es wird jetzt nicht mehr lange dauern, da werden Unternehmen, die Busfahrer rekrutieren, es gut haben, weil sie nämlich die Fernfahrer rekrutieren können. Aber das sind so Sachen, wo ich sage, es gibt, wenn du jetzt mal auf einer höheren strategischen Ebene guckst und wie willst du am Puls der Zeit bleiben, gibt es genauso wie in allen Themen auch sehr naheliegende Dinge, die vielleicht jetzt schon wichtig sind und es gibt Dinge, die vielleicht erst in einem Jahr wichtig sind und dann gibt es Dinge, die erst in 5 bis 10 Jahren wichtig sind. Und das sind dann so die Technologiesprünge. Oder dass zum Beispiel Apple jetzt angekündigt hat, im März soll ja schon die neue Brille rauskommen. Sie gehen auch… Steigen ein in das ganze Thema virtuelle Brillen, Augmented-Reality-Brillen. Und auch das wird natürlich einen Impact auf unsere Arbeitsplätze haben und damit auch Möglichkeiten eröffnen, die Dinge in der Rekrutierung zu nutzen.

00:25:43
Alexander Petsch: Ja, spannend. Ja…

00:25:54
Robindro Ullah: Aber ich würde zum Abschluss noch einen kleinen Hack mitbringen und da habe ich tatsächlich gar nicht so viele Personen aufgelistet, weil wir jetzt ja gerade, wie ich eben erzählt habe, vom personenbasierten Netzwerk in die themenbasierten Netzwerke rutschen. Aber in personenbasierten Netzwerken macht es natürlich hochgradig Sinn, einfach Influencern zu folgen. Und zwar Influencer, die für euch die Themen richtig sortieren. Also aus irgendeinem Grund gibt es immer Menschen, die mehr Zeit haben als du. Ich weiß nicht, warum das so ist, aber ich finde immer wieder Leute, die unheimlich viel mehr lesen und auch noch genau den richtigen Scheiß intensiver als ich und sie filtern mir das vor. Und einer dieser Supermenschen ist Klaus Eck, dem ich unglaublich gerne folge, weil der einfach viel Zeug vorfiltert. Also das… Gerade jetzt auch. Wir… Ich weiß jetzt nicht, ob das Sinn macht, das jetzt hier einzubringen, aber wir hatten jetzt gerade die ChatGPT-Welle. Viele Leute haben das mitgekriegt, dass es jetzt diesen Chatbot gibt, der Texte schreiben kann. Und damit gibt es ja sehr wahrscheinlich sehr bald und auch jetzt schon unheimlich viel mehr Texte im Internet über alle möglichen Themen. Und irgendjemand muss das anfangen zu filtern in „relevant für mich“ und „nicht relevant“, weil ich werde es nicht schaffen. Und das können zukünftig Bots sein, die das vielleicht machen. Aber es sind heutzutage halt auch viele Menschen, die einfach Sachen durchlesen, je nach Thema sich vielleicht interessieren und zum Beispiel vielleicht auch der Alexander Petsch, der sich für bestimmte Sachen interessiert. Könnte ein guter Filter für bestimmte Themen sein. Sich solch ein Portfolio an Personen zusammenzusuchen und denen einfach zu folgen, macht heutzutage Sinn.

00:27:39
Alexander Petsch: Ja, das war für mich auch der Haupt-Twitter-Nutzen. Also bin ein bisschen natürlich Elon Musk Fett ab… Aber das System, was er gekauft hat, fand ich schon toll. Genau aus dem Aspekt, weil ich da einfach Leuten folgen konnte, die ich spannend fand und die einfach in den Themen, die mich interessiert haben, einfach mir immer wieder Impulse gegeben haben, mir Dinge anzugucken, auf die ich anders vielleicht nicht gestoßen wäre oder viel länger gebraucht hätte.

00:28:14
Robindro Ullah: Absolut. Also daher ein sehr sinnvoller Hack, den, glaube ich, viele schon automatisch sozusagen beherzigen. Aber eben aus dieser Perspektive heraus auch wirklich bewusst zusammengestellt werden kann.

00:28:26
Alexander Petsch: Was ist für dich so eine Twitter-Alternative? LinkedIn ein Stück weit? Aber was noch? Gibt es da noch eine?

00:28:33
Robindro Ullah: Also tatsächlich, ich habe in den… Also durch die Pandemie oder über die Pandemie so ein bisschen Twitter abgelegt und gar nicht mehr so viel genutzt, sondern bin tatsächlich viel stärker auf LinkedIn unterwegs gewesen, um dort mir anzugucken, was die Menschen gemacht haben, die ich sonst auf Twitter verfolgt habe. Also das… Ich muss sagen, Twitter ist natürlich aufgrund der Kürze fand ich sehr, sehr, sehr praktisch und nutzbar. Aber ich merke bei mir jetzt persönlich tatsächlich, es geht immer stärker in Richtung TikTok, Reels oder eben interessenbasierte Netzwerke.

00:29:14
Alexander Petsch: Spannend. Robin, vielen Dank. War ein inspirierender Talk mit dir. Mal ein anderes Thema als sonst. Ja, aber ich finde für viele bestimmt auch spannende Hecks dabei. Ja, das war es.

00:29:27
Robindro Ullah: Ja, gerne. Ich hoffe auch, dass es für andere inspirierend war.

00:29:30
Alexander Petsch: Ja, und wenn ihr sie noch mal nachlesen wollt, einfach auf HRM.de, da haben wir sie für euch zusammengefasst. Und ja, ansonsten Glückauf, bleibt gesund und denkt dran, der Mensch ist der wichtigste Erfolgsfaktor für euer Unternehmen.

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