Bedeutung von Active Sourcing

Einige Unternehmen haben mit dem Active Sourcing schon vor einigen Jahren begonnen. Spätestens 2017 verlässt sich jetzt auch erstmals die Mehrzahl der Arbeitgeber im DACH-Raum nicht mehr auf nur Stellenanzeigen und Personalberater, sondern greift zur proaktiven Selbsthilfe:

Für fast 80 Prozent der Unternehmen gehörte 2016 Active Sourcing, die selbstständige Suche und Ansprachen potenzieller Kandidaten meist in Social Networks wie Xing oder Linkedin, zu den Top-Themen im Recruiting.

Mehr als jedes zweite Unternehmen (51% im Jahr 2016, ein Anstieg um mehr als ein Viertel im Vergleich zu 2015)  sagt schon: „Wir suchen zusätzlich zur Anzeigenschaltung (online oder Print) proaktiv (z.B. in Xing, LinkedIn, Facebook oder mit Hilfe von Google) nach potenziellen Kandidaten“.
 
Auch für 2017 soll es weiter in diese Richtung gehen: 54 Prozent der Arbeitgeber wollen mehr Geld aus Ihrem Personalbeschaffungsbudget für ihr Engagement in Xing und Linkedin ausgeben, fast jedes dritte (29%) Unternehmen für die geplanten Aktivitäten in Facebook & Co.

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Foto von Amy Hirschi

Webtipp: Die ICR Recruiting Trends 2017

Jedes Jahr werden für die „ICR Recruiting Trends“  mehr als 10.000 Unternehmen aller Größenklassen und Branchen im DACH Raum gefragt, wo die Reise im Recruiting hingeht. Die Beteiligung der Arbeitgeber lag in den Jahren zwischen 2012 und 2016 zwischen circa 500 bis 900, so dass die Untersuchungen auf einer breiten Basis stehen. Basierend auf mehr als fünf Jahren Recruitingstudien kann das ICR exklusive Informationen und Trends zum Thema Recruiting aufzeigen:

  • Welche Top-Themen können sich halten, welche kommen neu dazu?
  • Wie sieht es bei der Nutzung von Recruitingtechnologie aus?
  • Was sind die größten Herausforderungen für jeden einzelnen Recruiter?
  • Wer rekrutiert eigentlich in den Unternehmen und wie ändert sich dies?
  • Welche Kanäle werden für die Kommunikation der Stellenangebote genutzt und welche fallen raus?
  • Wie viele Arbeitgeber nutzen schon Active Sourcing und
  • welche Plattformen werden fürs Recruiting in Social Media genutzt und welche Veränderungen tun sich dort auf?
  • Was tut sich bei den Einstellungsquellen?

Und schließlich, wofür wollen Arbeitgeber in Zukunft mehr Geld ausgeben?

Weitere Infos und Antworten auf diese Fragen finden Sie in den ICR Recruiting Trends 2017, die Sie hier kostenfrei downloaden können.

Welche Plattformen nutzen Unternehmen für die aktive Personalsuche in sozialen Medien und welche Veränderungen tun sich dort auf?

Bei den für Active Sourcing genutzten Plattformen führt XING (58%) mit weitem Abstand und steigender Nutzungstendenz (+16%).  Linkedin hat als zweitplatzierte Plattform (35%) in den letzten Jahren massiv aufholen können (+40 %) und der Trend für 2017 zeigt weiter steil nach oben.

Arbeitgeberbewertungsplattformen liegen in der Nutzung (26%) knapp hinter Linkedin und zeigen ebenfalls eine deutlich steigende Tendenz für 2017.

Facebook konnte sich nach einem Zwischentief in den vergangenen beiden Jahren wieder deutlich erholen (+50%) und ist auf dem Weg zu Nutzungszahlen aus dem Jahr 2013 (22% 2016 zu 25% in 2013).

Twitter hat trotz der massiven Verwendung durch Donald Trump seine Werte in der Nutzung für das Recruiting (12%) zwar auch nach einem Tief erhöhen, aber nicht über die Werte von 2012 (13%) steigern können.

Instagram, Pinterest, Snapchat und WhatsApp führen noch ein Schattendasein mit Werten unter zwei Prozent in der Nutzung.

Woher kommen die Talente?

Doch nun zu einer der grundlegenden Fragen im Recruiting: Was ist die beste Recruiting-Quelle?

Arbeitgeber haben viele Quellen für Talente und Fachkräfte. Einige sind günstig und gut, andere sind teuer und nicht besonders ertragreich. Jedes Jahr gilt es, den Mix neu zu justieren. Auch hier hilft ein Blick auf die sich abzeichnenden Trends der vergangenen Jahre:

Online-Jobbörsen werden die Haupteinstellungsquelle bleiben, auch wenn sie einige Prozentpunkte abgeben werden. Die eigene Karriereseite als Einstellungsquelle hat in den vergangenen drei Jahren einen deutlichen Aufwärtstrend erlebt. Dieser wird wohl anhalten, allerdings müssen viele Arbeitgeber sich hinsichtlich der angebotenen Candidate Experience deutlich verbessern. So gibt es zum Beispiel immer noch viele Arbeitgeber, bei denen der Hinweis auf die Karriereseite nicht prominent auf der ersten Seite der Unternehmens-Homepage verankert ist, sondern unten neben das Impressum abgeschoben wurde. Das frustriert Interessenten und lässt sie gar nicht erst zu Bewerbern werden:Die Anzahl der Besucher auf der Karriereseite liegt auf solchen Webpages um 50 Prozent niedriger als bei prominenter Positionierung.

Social-Media-Netzwerke und Mitarbeiterempfehlungen lagen in den vergangenen Jahren Kopf an Kopf, wobei die Social Networks 2016 die Nase wieder vorn haben. In Kombination mit der deutlich gestiegenen Bedeutung des Themas Active Sourcing sollte dies auch 2017 so bleiben.

Der Anteil der Personalberatungen und CV-Datenbanken befindet sich im Abwärtstrend. Printmedien  bleiben stabil auf niedrigem Niveau.

Früher war bei der Suche nach Talenten alles besser! Im Recruiting gilt dieses Sprichwort tatsächlich. Zumindest für Arbeitgeber: Man schaltete eine Anzeige (ganz früher in der lokalen Zeitung, heute meistens in einer Online-Jobbörse) und wartete auf Bewerber, aus denen man sich die Passenden heraussuchen und einstellen konnte.  Leider funktioniert diese reaktive Form der Personalbeschaffung heutzutage nicht mehr so gut. Fachkräfte werden immer rarer, die meisten stehen in festen Arbeitsverhältnissen. Der Markt hat sich gedreht - zugunsten der Bewerber.

„Post & Pray“-Recruiting funktioniert immer weniger

Im Kampf gegen den Fachkräftemangel müssen die Arbeitgeber heute kreativer und proaktiver in ihrer Personalbeschaffung werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das althergebrachte „Post & Pray“-Recruiting, also Anzeigen zu schalten und auf Bewerber zu hoffen, reicht heutzutage nicht mehr aus. 96 Prozent der von uns befragten Arbeitgeber gaben 2016 an, Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen mit geeigneten Bewerbern zu haben.  Bei einigen bedroht der Fachkräftemangel bereits das Geschäft.

Überfordert der Ruf nach mehr Proaktivität die Personalabteilungen? Das muss er nicht, wenn Personalabteilungen ihr bisheriges reaktives Recruiting durch eine proaktive Komponente ergänzen.  Mit proaktivem Online-Recruiting in sozialen Netzwerken verringern Personalabteilungen nachweislich die Ausgaben für  die Personalbeschaffung signifikant, erhöhen die Anzahl der Bewerber für die schwierig zu besetzenden Stellen und steigern die Qualität.

Aber der Recruitingmarkt verändert sich auch sonst sehr stark im Vergleich zu früher: Welche Bedeutung haben Employer Branding, Robot Recruiting, Algorithmen, Bewerbermanagementsysteme, E-Recruiting, Recruiting-Controlling oder Jobbörsen wirklich für ein erfolgreiches Recruiting?

Für das Thema Employer Branding lässt sich die Antwort schnell geben. Arbeitgeberimage holte sich, nachdem es lange Jahre auf dem zweiten Platz lag, im Jahr 2016 wieder die Pole-Position bei den wichtigen Themen im Recruiting: Für 92 Prozent der Arbeitgeber steht der Ruf ihres Unternehmens ganz oben auf der Wichtigkeitsskala bei den Recruitingthemen. Recruiting-Controlling hingegen fristet gewissermaßen einen Dornröschenschlaf: mit stabilen 70 Prozent kommt das Thema im Hinblick auf seine Bedeutung nicht über einen achten Platz hinaus.

Insgesamt geben die Ergebnisse der Studie „Recruiting Trends 2017“  Hilfestellungen bei der Bewältigung einer unsicherer werdenden Zukunft im Recruiting. Doch lassen Sie uns erst mal einen Blick in diese Zukunft werfen:

Ein Blick in die Zukunft des Recruitings

Das Leben von Susanne E., Recruiterin bei der Firma FerroStahl, einem Unternehmen mit 458 Mitarbeitern auf der Schwäbischen Alb, ist so viel schöner und einfacher geworden, seit „Kollege Computer“ mithilft: Ihre Stellenanzeigentexte werden online optimiert, damit sie mehr Resonanz erhält oder dem neuen Diversity-Programm entsprechend Frauen erfolgreicher anspricht. Auf Knopfdruck verteilt sie die optimierte Stellenanzeige an über 250 Jobbörsen – und die Bewerber melden sich. Deren Lebensläufe liest das System automatisch aus und trägt sie in die entsprechenden Felder in ihrem Bewerbermanagementsystem ein.

Dann erhält Susanne E. um 10 Uhr per E-Mail einen frischen Satz an potenziellen Bewerbern, die auf ihre gesuchten Profile passen, ohne dass sie etwas tun muss. Eine weitere Software macht ihr Vorschläge, auf welche ihrer Jobs die Bewerberprofile passen würden. Sie schaut sich schnell die Persönlichkeitsprofile der potenziellen Bewerber an, überlegt, ob diese zum Team und ins Unternehmen passen. Dann entscheidet sie auf Basis der Email-Vorschläge aus der Persönlichkeitsprofil-Software, wie sie die Kandidaten am besten anspricht. Die Öffnungs- und Antwortraten der Angesprochenen erfasst die Software in Echtzeit – und Susanne E. optimiert die Betreffzeile noch etwas, damit die Antwortrate über dem Durchschnitt liegt.

Falls das noch nicht ausreicht, kann sie auf einen Talentpool mit über 1,5 Milliarden Profilen zugreifen, aus dem sie schnell die passenden auswählt. Dabei prüft sie noch rasch die Wahrscheinlichkeiten für deren Wechsel- und Umzugsbereitschaft.

Bei der Auswahl der Bewerber hilft ihr eine automatisierte Telefoninterview-Software, die das Assessment-Center durch ein 20-minütiges „Robot-Telefoninterview“ ersetzt hat.

Früher war das alles viel komplizierter, durch die viele manueller Arbeit auch fehlerbehafteter und weniger objektiv. Jetzt hat Susanne E. mehr Zeit, um mit ihren Fachvorgesetzten die Herausforderungen der Vakanzen, die Arbeitsmarktsituation und die Recruitingstrategie zu besprechen. Insgesamt ist sie mit ihrer Arbeitssituation mehr als zufrieden.

Das Ganze klingt wie Zukunftsmusik oder scheint nur etwas für Konzerne zu sein? Alle dargestellten Möglichkeiten sind heute schon verfügbar, teilweise sogar kostenlos. Recruitingtechnologie, auch „Robot Recruiting“ genannt, heißt das Stichwort. Allerdings steckt dieses Thema noch in den Kinderschuhen: erst 15 Prozent der Unternehmen nutzen Algorithmen und Big Data für das Recruiting.