Wie ist es momentan um das Personalmanagement bestellt? Ein guter Gradmesser dafür war wie in jedem Jahr die Fachmesse Zukunft Personal, die vergangene Woche in Köln stattfand. Dort hatte ich den Einruck, dass HR-Fachleute sich momentan sehr stark mit strategischen Ansätzen in der Personalarbeit beschäftigen. Einige Vorreiter spielen in ihrem Unternehmen eine herausragende Rolle, doch die meisten sind noch auf der Suche nach der richtigen Vorgehensweise, um ihre Interessen besser vertreten zu können. Schon in der Eröffnungsdiskussion, die die Süddeutsche Zeitung gemeinsam mit HRM.de veranstaltet hatte, schieden sich daran jedoch die Geister. Während Prof. Dr. Christian Scholz von der Universität des Saarlandes die reaktive Haltung der Personalmanager kritisierte, wies Dr. Jürgen Pfister, Bereichsleiter Personal der Metro AG, diese Behauptung weit von sich. Er kritisierte zudem die Polarisierung in Verwalter und Gestalter als aufgesetzte Diskussion und betonte das Existenzrecht beider Rollen, da Unternehmen ohne Administration nicht existieren können.

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Foto von Dose Media

Einigkeit herrschte hingegen darin, dass die Personalfunktion nicht über Modethemen mehr Einfluss gewinnen könne. Zwar sprachen fast alle über Assessment Center oder über Talent Management, doch hierbei ging es eher um solide Methoden als um eine aufgeheizte Euphorie angesichts des ach so neuen Themas. Prof. Scholz merkte hier ganz richtig an, dass Talent Management schon längst in Unternehmen etabliert sein müsste. Er würde Personalern, die sich erst jetzt mit dem Thema beschäftigen, glatt ihre Prämien abziehen. Wie ein Fels in der Brandung behauptete sich jenseits dieser Modewellen Henning Böhne vom Malik Management Zentrum mit hochwertiger Weiterbildungsmethodik. Die Ankündigung seines Vortrags mit den Worten „Wir bieten Ihnen nichts Neues“ feierte das Publikum mit einem kräftigen Applaus.

Gefragt war außerdem ein nüchterner Blick auf die Megatrends. Zum einen gehört dazu die demographische Entwicklung, die Personalmanager zwingt, sich stärker mit Employer Branding, Gesundheitsmanagement und Work-Life-Balance zu beschäftigen. Wie das am besten geht, demonstrierte das „Forum Demographie“ in Podiumsdiskussion und in der Wanderausstellung DemograFit. In weiteren Diskussionsrunden der Messe ging es auch darum, neue Zielgruppen als Mitarbeiter zu gewinnen: Frauen (Thomas Sattelberge, Prof. Rainer Marr) und Mitarbeiter mit Migrationshintergrund (Dr. Jürgen Pfister oder „Vielfalt ist Gewinn“ – eine Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales).

Ein weiterer Megatrend, den es zu beobachten gilt, ist sicherlich die Personalarbeit im Internet und dessen neue Ausprägungsform als Web 2.0. Prof. Dr. Michael Kerres gab in seinem Vortrag klare Hinweise, in welche Richtung es dabei in der Weiterbildung geht: Weg vom Verarbeiten vorgefertigter Inhalte hin zu einer aktiven Rolle des Lernenden. Leider war das Ausstellerangebot dazu noch mager. Meine Vermutung ist, dass viele Personalmanager das Thema noch nicht Ernst genug nehmen, um es im eigenen Unternehmen anzugehen. Das spornt die Anbieter nicht gerade an, neue Beratungsleistungen für Web 2.0-Interessierte anzubieten. Sollte dieser Eindruck täuschen? Ich lasse mich gerne eines besseren belehren.