“Ich glaube, das ist das erste Mal, dass eine Verfassung im Internet entworfen wird”, sagte Thorvaldur Gylfason, Professor an der Universität von Island und Mitglied des Verfassungsausschusses, dem Guardian (http://www.guardian.co.uk/world/2011/jun/09/iceland-crowdsourcing-constitution-facebook). Die Öffentlichkeit könne so zusehen, wie die Verfassung vor ihren Augen entstehe. Das sei ein großer Unterschied zu den alten Zeiten, in denen die Autoren einer Verfassung es manchmal vorgezogen hätten, sich an einen zurückgezogenen Ort und außer Sichtweite zu begeben.

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Foto von Marten Bjork

Entwürfe für die neue Verfassung werden seit April jede Woche auf der Webseite http://stjornlagarad.is veröffentlicht. Die Öffentlichkeit kann sie kommentieren oder an einer Diskussion auf der Facebook-Seite der Kommission teilnehmen. Die Kommission hat neben der Facebook-Seite einen Twitter-Account, eine YouTube-Seite mit Interviews der Mitglieder und einen Flickr-Account mit Bildern der 25 Mitglieder, die sie bei der Arbeit zeigen. Dem Guardian zufolge wurden alle Social-Media-Kanäle ausgewählt, um die Interaktion mit der Bevölkerung auf eine möglichst breite Basis zu stellen. Dazu gehört auch, die Kommissions-Sitzungen für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und sie live im Internet zu übertragen.

Als Startschuss zum Crowdsourcing für die neue Verfassung hatte es in dem Land mit 320.000 Einwohnern im letzten Jahr ein Forum mit 950 ausgewählten Bürgern gegeben, die einen Tag lang die Verfassung diskutierten.

Geplant ist, die Verfassung bis Ende Juli fertig zu haben und in einem Referendum verabschieden zu lassen, ohne dass das Parlament Änderungen einfügen kann.

Artikel: Gudrun Porath