Die später in den 80er-Jahren entwickelten ersten computerbasierten Versionen erweiterten zwar zunächst die rechnerischen Möglichkeiten, raubten jedoch aufgrund ihrer Langsamkeit manchem Seminarleiter wertvolle Stunden. Heute hat sich das Tempo erhöht. Unternehmenssimulationen haben sich als integrative Lernmethoden zur Aus,- und Weiterbildung in Forschung und Praxis bewährt und etabliert. Ob als Brettspiele, Computersimulationen, ob virtuelle oder reale Gruppen: Der Variantenreichtum ermöglicht einen bedarfs- und zielgruppengerechten Einsatz von Planspielen.

photo of dining table and chairs inside room
Foto von Nastuh Abootalebi

Dieser Artikel gibt einen Überblick über mehrere aktuelle und bekannte Planspiele im Trainings-Bereich General Management. Anhand der Kriterien Gruppengröße/Teilnehmerzahl, exogene Schocks, Komplexität, Produkte/Märkte, Webversion/Netzwerkfähigkeit, Visualität, Innovationsaspekt und Preis werden einzelne Planspiele vorgestellt und deren spezifische Eigenschaften und damit verbundenen Vorteile hervorgehoben. Die hier beschriebenen Planspiele im Bereich General Management eint die integrative Schulung von Managementfähigkeiten sowie die Vermittlung von betriebswirtschaftlichen Grundkenntnissen und spezifischem Fachwissen, beispielsweise in den Themengebieten Marketing, Controlling oder strategische Unternehmensführung. Unternehmenssimulationen ermöglichen Studenten, Mitarbeitern und Führungskräften die eigene Problemlösungskompetenz im Umgang mit komplexen Entscheidungen in einem Umfeld immer knapper werdender Zeit zu schulen und somit das typische Management-Dilemma zu erleben, aber auch erfolgreich zu bewältigen. (Abb. 1)

Alle vorgestellten Unternehmenssimulationen werden in Gruppen gespielt. Die Anzahl an Gruppen variiert dabei in der Regel zwischen vier und sechs Gruppen je Seminar. An einem Seminar können somit zwischen 20 und 30 Personen teilnehmen. Eine Besonderheit bietet TOPSIM mit einer Max-Version von General-Management II, bei der bis zu zehn Gruppen teilnehmen können. Das Fernplanspiel MARGA gibt den Teilnehmern die Möglichkeit, sich in virtuellen Gruppen weltweit zu vernetzen und in unbegrenzter Zahl an dem Spiel teilzunehmen.

 

 

Exogene Schocks und Komplexität

Die hier vorgestellten Planspiele verfügen, bis auf zwei Spiele, über eine variabel skalierbare Komplexität und vielfältige Möglichkeiten der Spielbeeinflussung – exogene Schocks sind also systemimmanent. TrainInc. bietet beispielsweise die Möglichkeit, unterschiedliche Konjunkturverläufe und damit auch Krisenszenarien nachzustellen. MARGA ist bewusst ein Spiel mit einer hohen Komplexität. Eine geringe Komplexität weist nur BTI-Factory auf, bei dem es sich allerdings auch um ein Brettspiel und keine computergestützte Simulation handelt.

Die Anzahl zu vertreibender Produkte und Märkte variiert je nach Spiel zwischen nur einem Produkt auf einem Markt und bis zu acht Produkten auf fünf Märkten. Bei BO-Cash kann je nach Bedarf zwischen Basiskonsumgütern wie Milch und Joghurt oder innovativen Produkten unterschieden werden. Bei TOPSIM wird grundsätzlich ein Kopierer hergestellt. TrainInc. General-Management wird im Gegensatz zu den meisten anderen Spielen bewusst mit abstrakten Produkten gespielt und fokussiert damit stärker auf spezifische Eigenschaften wie Lebenszyklusverläufen, Qualitätsmerkmalen oder der strategischen Fokussierung des Produktportfolios.

Bis auf das Brettspiel BTI-Factory können alle Spiele in einem Netzwerk gespielt werden. Besonders hervorzuheben ist dabei das Fernplanspiel von MARGA, welches als einziges von den hier vorgestellten Spielen in einer eigenständigen Webversion gespielt werden kann. Dies ermöglicht es, dass sich die Teilnehmer einer Gruppe an ganz unterschiedlichen Orten aufhalten und trotzdem gemeinsam virtuell die Entscheidungen treffen können.

Visualität

Alle Planspiele im Bereich General Management verfolgen insbesondere das Ziel, vernetztes und unternehmerisches Denken und Handeln zu fördern. Hierzu gehört auch der Umgang mit komplexen Informationen über unternehmensinterne und externe Daten: Ob Bilanzen, Lagerbestände, Konjunkturverläufe, Marktforschungsresultate oder Neuigkeiten über die Konkurrenten, je nach Spiel werden diese Informationen in Papierform oder als numerisches und grafisches Management-Informationssystem auf dem Computer dargeboten. TOPSIM General-Management II arbeitet dabei mit einem grafisch gut aufbereiteten Büro als Benutzeroberfläche. Klickt man beispielsweise das Flipchart an, so erhält man aktuelle Analysen. MARGA stellt den Teilnehmern während des Spiels eine eigene Internet- Plattform zur Verfügung. BTI-Factory bietet mit seinem Brettspiel ein besonderes visuelles Erlebnis. Dort können sich die Teilnehmer über die detaillierte Oberfläche des Spielbretts und unterschiedliche Spielfiguren und Steine in das Unternehmen hineinleben.

Innovationsaspekt

In Zeiten immer kürzer werdender Produktlebenszyklen ist die Berücksichtigung von Innovationsprozessen zur Entwicklung neuer Produkte von hoher Wichtigkeit. Diesem Aspekt wird bei TrainInc. General-Management in Form eines integrierten Substitutionseffektes Rechnung getragen. So können die Teilnehmer in anschaulicher Form technologische Ablöseprozesse erleben, wie etwa moderne Beamer den altbewährten Overhead-Projektor mehr und mehr aus dem Markt herausdrängen, also substituieren.

Alle hier vorgestellten Planspiele weisen spezifische Besonderheiten auf und bieten vielfältige Möglichkeiten auf individuelle Kundenwünsche einzugehen. TOPSIM entwickelt beispielsweise speziell auf die Anforderungen einzelner Unternehmen abgestimmte Simulationen. Ludus kann mehrsprachig gespielt werden. Die Preise variieren je nach Kundengruppe und Planspiel. 

Wenn man aber wissen möchte, welches grundlegende Denkmodell sich hinter dem jeweiligen Planspiel verbirgt, wird man aller Vorausicht nach auf einen Mantel des Schweigens treffen. Ein Geheimnisbewahrer ist Professor Knut Bleicher, der kürzlich seinen 80. Geburtstag feierte. Neben einem weiteren Ur-Vater der Planspiele, Professor Bernt Högsdal, hat Bleicher dieser vielseitigen Trainingsmethode in Deutschland zu ihrem jetzigen Erfolg verholfen.

Quelle: PERSONAL – Heft 05/2009