Veränderungen begünstigen nur den, der darauf vorbereitet ist-L. Pasteur

group of people using laptop computer
Foto von Annie Spratt

Die mobile Digitalwelt zwingt Unternehmen immer mehr dazu, sich auf die Bewegung sowie auf den Kern  ihres Mehrwertes zu richten. Internet macht das Wirtschaftsleben transparent, und bringt sozusagen den Groschen ins Wirtschaftsleben zurück. In diesen dynamischen Zeiten müssen wir zurück zur Frage, warum Unternehmen eigentlich bestehen. Die Antwort ist ganz einfach: weil sie Zusammenarbeit billiger als der Markt organisieren können.

Aber da der Markt durch den gestiegenen Internetgebrauch die  Zusammenarbeit immer billiger regeln kann, müssen Unternehmen den Marktmechanismus auf Kosten der Arbeitsprozesse, Strukturen sowie üblicher Prozesse adoptieren. Hier liegen die Gründe  für eine explosive Steigerung  der Freiberufleranzahl in den Niederlanden. Immer mehr Arbeitnehmer werden selbstständig, entweder gezwungen oder freiwillig, aber der Trend setzt sich durch.

So werden allmählich die Umrisse des Arbeitsmarktes 2.0 sichtbar, wo die Arbeitsunternehmer selbst ihren eigenen Platz an der Sonne erobern müssen. Weil die Zahl der Freiberufler sehr schnell zunimmt, wird die Sichtbarkeit im Internet immer wichtiger. Die Devise lautet : Mit der Z e i t gehen oder g e h e n mit der Zeit. Internet transformiert uns sozusagen in die Verkäufer und Manager eigener Talente, was bedeutet, dass wir unser eigenes Branding und Sales integer und ohne Bluff organisieren müssen.

Damit werden immer mehr Unternehmen eine Art Projekte, die mit Dreharbeiten eines Films verglichen werden können; eine zielgerichtete aber befristete Zusammenarbeit von Professionals mit vielen unterschiedlichen Talenten. Der Arbeitsmarkt, den wir jetzt kennen, wird sich langsam auflösen, und stattdessen  entwickelt sich der Arbeitsmarkt 2.0 mit Crowdsourcing als Kennzeichen.

LinkedIn, Facebook und Xing sind zurzeit gute  Beispiele der Open Communities, wo Freiberufler von potentiellen Auftraggebern gefunden werden (die übrigens auch Freiberufler sein könnten). In den Niederlanden entwickelt sich dieser Trend jetzt ganz deutlich, womit sich gleichzeitig Marktchancen für neue, zusätzliche und gerichtetere Suchformen für die Zielgruppe abzeichnen.

Hier und da sieht man eigentlich schon ganz deutlich die ersten Zeichen des Arbeitsmarktes 2.0. Wer die sehen will, kann schon mal was sehen. Traditionelle Zeitarbeitsfirmen verstehen z.B. gut, dass ihre Geschäftsmodelle aussterben und probieren sich selbst neu zu positionieren. Eigentlich verändert sich ein Teil des Arbeitsmarktes in eine große  (europäische?) Zeitarbeitsfirma.

Wie wird denn die neue Zeitarbeitsfirma 2.0 aussehen? Verfügbarkeit wird Kernbegriff. Wissen innerhalb von  30 Minuten, ob jemand zur Verfügung steht. Als Arbeitgeber will man natürlich  Kontakte zu Menschen, die tatsächlich einsatzbereit sind, und die tatsächlich das können, was sie behaupten. Freiberufler möchten andererseits gleichzeitig mit allen Auftraggebern kommunizieren. Odesk.com ist ein Beispiel, wie es organisiert werden könnte.

Online-Terminkalender des Freiberuflers wird eine Art Akquisitionstool: darin findet man, wann die Person verfügbar ist und wann nicht.

Es kommen sicher berufsgebundene Open Communities, wo Freiberufler aus einer bestimmten  Gruppe für alle Arbeitgeber  in der betreffenden Berufsgruppe zu finden sind. Hier liegt sicher eine Herausforderung für SEO- Experte: wie kann ich von  interessanten Auftraggebern einfach gefunden werden. Dafür brauchen wir schnelle Profil-Suchoptionen auf  Basis von Verfügbarkeit, Fertigkeiten sowie  Genehmigungen, Lebenslauf, wo die Referenzen schon kontrolliert sind, und all das mit einem Trustmechanismus wie bei e-Bay. Videokonferenz und Smart Phones ermöglichen  Auftraggebern und Freiberuflern  einen schnellen Kontakt, wonach der Beschluss über den weiteren Prozess genommen werden kann.

An Beispielen von Glassdoor.com und Odesk. com sieht man, dass RRR (Review, Ranking und Rating) in  Bezug auf sowohl  Talente als auch Auftraggeber immer wichtiger  und gleichzeitig auch transparenter werden.  Genauso wie bei Facebook, wo man jahrelang Probleme mit einem heiklen Partyfoto haben kann, funktioniert Arbeitsmarkt 2.0 als Teil von RRR wie ein lebenslanges Archiv. Ein Fehler kann nie gelöscht werden und ist also auf immer abrufbar.

Ich bin sehr neugierig, wie Großunternehmen sich als Nachfolger von Projekten präsentieren werden, und wie der Übergang zu dieser nächsten Phase verläuft. Ich prophezeie z.B. gute Marktchancen, um Unternehmen in diesem Bereich  Dienstleistungen zu liefern. Dafür werden sicher  Tools, praktische Formen und Zeit benötigt. Vielleicht  kann man hier von Online-Partnerportals lernen? Da gibt es viel Interessantes, was sich schon mal als lebens(un)fähig bewiesen hat.

Der Arbeitsmarkt wird damit also härter. Das ist die Tatsache. Aber lassen wir doch vor allem das Menschliche nicht aus den Augen verlieren, um nicht in eine Raubtiergesellschaft zu geraten, und den mitfühlenden Kapitalismus wählen.