Ähnlich wie in Deutschland steht auch in der Schweiz zu Beginn der Impfkampagne nicht genügend Impfstoff für alle Impfwilligen zur Verfügung. Daher muss in den ersten Wochen und Monaten nach bestimmten Kriterien geimpft werden. Nun zeigt sich jedoch, dass sich die Versorgungslage in Bezug auf die Impfstoffe in den nächsten Wochen verbessern könnte. Das könnte unter anderem für Arbeitgeber eine Möglichkeit sein, impfen auch direkt vor Ort in ihrem Betrieb anzubieten.

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Foto von Markus Spiske by unsplash

Die aktuelle Lage beim Impfen in der Schweiz

Ebenfalls den Abläufen in Deutschland vergleichbar, wird auch in der Schweiz das Impfen dezentral organisiert. Zuständig sind die einzelnen Kantone. Und auch im Hinblick auf die Impfstrategie gibt es einige Gemeinsamkeiten:

  1. Prioritär geimpft werden sollen besonders gefährdete Personen, da bei ihnen die Gefahr für einen schweren Covid-19-Verlauf am größten ist. 
  2. An zweiter Stelle folgen Personen, die im Gesundheitsbereich arbeiten und dort mit Patienten in engem Kontakt sind. Außerdem in diese Gruppe gehören Betreuungspersonen von besonders gefährdeten Personen.
  3. Im nächsten Schritt werden Personen geimpft, die mit besonders gefährdeten Personen in einem engen Kontakt stehen. Zum Beispiel mit diesen in einem gemeinsamen Haushalt leben. 
  4. In der Prioritätsgruppe vier sind Personen, die in Gemeinschaftseinrichtungen leben. Da auch in diesen Einrichtungen die Gefahr für einen Ausbruch relativ hoch ist, sofern die Hygienemaßnahmen nicht eingehalten werden oder werden können. 

Erst nach diesen vier Prioritätsgruppen kann sich die übrige Bevölkerung impfen lassen. Damit folgt auch die Schweiz mit ihrer Impfstrategie den Empfehlungen der WHO in Bezug auf den Ablauf.

Blick in die Zukunft: Impfen in Schweizer Unternehmen 

Was aber, wenn es endlich genug Impfstoff für alle Impfwilligen gibt? Die Lieferzusagen der Impfstoffproduzenten sowohl der Ausblick auf weitere Impfstoffe, die zugelassen werden könnten, sind ja recht vielversprechend. 

Noch dazu wurde vor einigen Tagen bekannt, dass die Schweizer Biopharma-Firma Adienne Pharma & Biotech in ihrem Werk bei Lugano bis Ende 2021 mehrere Millionen Dosen des russischen Covid-19-Impfstoffs Sputnik V produzieren möchte. Auch das sind gute Nachrichten. Denn je mehr Impfstoff vorhanden ist, umso schneller können große Teile der Bevölkerung geimpft werden. 

Daher überlegen immer mehr Schweizer Unternehmen, ob sie sich an der Impfkampagne beteiligen und das Impfen Ihrer Belegschaft selbst in die Hand nehmen sollten. Wie eine Umfrage des Personaldienstleisters Manpower unter 750 Firmen in der Schweiz ergab, möchten 41 Prozent der Arbeitgeber ihre Mitarbeiter dazu ermutigen, sich impfen zu lassen, sobald genügend Impfstoff zur Verfügung stehe. Außerdem wollen sie ihre Beschäftigten die Vorteile des Impfens deutlich machen, so die Angaben von Manpower. 

Vorstoß einiger Firmen

Schon jetzt gibt es einige Arbeitgeber, die sich für die Zeit rüsten wollen, in der genügend Impfstoff zur Verfügung stehen wird. So zum Beispiel der Zürcher Baumaschinenhersteller Wacker Neuson. Wie der Firmenchef Benjamin Basinger gegenüber der „SonntagsZeitung“ sagte, wolle er in einer Industriehalle in Volketswil ZH bis zu 500 Personen impfen. Neben den 175 Mitarbeitern, die seine Firma beschäftigt, bleiben damit noch 325 Plätze für andere impfwillige Personen. 

In den Kreisen der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich (GDK) sieht man diesen Vorstoß jedoch nicht ganz so positiv. Eine Sprecherin der Gesundheitsdirektion teilte mit, dass private Initiativen keinen Vorrang gegenüber der kantonalen Impfstrategie hätten. 

Ähnlich kritisch äußerte sich auch bereits Flavia Wasserfallen, SP-Nationalrätin und Mitglied in der Gesundheitskommission. Sie sieht ebenfalls die Gefahr, dass Personen bevorzugt geimpft werden, die laut Impfstrategie noch gar nicht zu einer Impfung berechtigt seien.

Zusätzlich dazu sieht sie das freie Entscheidungsrecht der einzelnen Mitarbeiter in Gefahr. Es könne möglich sein, so Wasserfallen, dass Unternehmen Druck auf die Mitarbeitenden ausübten, sich impfen zu lassen. Die Regierung aber wolle die Impfung freiwillig behalten. 

Impfen in Betrieben: Es gibt auch Vorteile

Thomas Steffen dagegen, der Vorstand der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte in der Schweiz sieht auch positive Seiten im Hinblick auf das Impfen in Betrieben: Es könne durchaus Sinn machen, so Steffen, wenn ein größerer Betrieb sein Impfangebot für die gesamte Gemeinde öffne und so viele Menschen gleichzeitig geimpft werden könnten.

Jedoch sind diese Pläne noch Zukunftsmusik, denn aktuell ist einfach noch nicht genügend Impfstoff vorhanden, um Arbeitgeber in den Impfplan miteinzubeziehen. Anders sieht es dagegen bei den Tests auf Covid-19 aus. Denn hier sind die Kapazitäten vorhanden, die Testwilligen zu versorgen.

Massentests in Unternehmen: Eine Form der Prävention

Um Ansteckungen am Arbeitsplatz zu vermeiden, setzen Unternehmen auf Covid-Tests und zwar auf sogenannte gepoolte Tests. Dabei wird eine gesamte Kohorte getestet, zum Beispiel geben dabei zehn Mitarbeiter aus einer Abteilung Speichelproben ab, die zusammen analysiert werden. Nur wenn sich in der gesamten Probe ein positives Ergebnis zeigt, testet man jeden Mitarbeiter noch einmal einzeln.

Der Vorteil bei diesem Vorgehen: Man spart Zeit und Kosten. Obwohl die Kosten für die Covid-Tests für die Unternehmen aktuell nicht das Problem sind. Können sie ein entsprechendes Testkonzept vorlegen, übernimmt der Bund seit Mitte März die Kosten für die Tests. 

Im Hinblick auf die Testkonzepte gibt es allerdings aktuell noch Schwierigkeiten, wenn ein Arbeitgeber Mitarbeiter an verschiedenen Standorten innerhalb der Schweiz beschäftigt. Probleme kann dann zum Beispiel die Frage bereiten, welcher Kanton die Logistik übernimmt und wie die Kosten mit dem Bund abgerechnet werden können. 

Denn die Beschaffung der Tests läuft zentral über die jeweiligen Kantone, die dann das Testmaterial per Post versenden und sich auch um die Auswertung der Tests in den Laboren kümmern. 

Grundsätzlich scheint das aber eine besser Lösung zu sein, als die, die es aktuell noch in Deutschland gibt. Denn dort sind die Arbeitgeber selbst dafür zuständig, Tests zu beschaffen, wenn sie ihre Belegschaft testen möchten. 

Das Schweizer Konzept befreit Arbeitgeber auch von der Notwendigkeit, sich für eine bestimmte Art von Test für ihre Belegschaft zu entscheiden. Wer trotzdem einen Überblick über die verschiedenen Testarten und ihre Zuverlässigkeit sucht, kann sich auf der Seite des Bundesamts für Gesundheit (BAG) informieren. Sollten Beschäftigte nach Informationen suchen, können Unternehmen so ein kompetenter Ansprechpartner sein. 

Foto von Markus Spiske by unsplash