Wie schaffe ich es beruflich unterwegs mit PKW, Bahn, Flieger auf meine Gesundheit zu achten?

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Mitarbeiter:innen im Außendienst, gerade auch im Vertrieb oder ohne festen Arbeitsplatz sind besonderen Herausforderungen privat und beruflich ausgesetzt. Neben den Reiseaktivitäten, damit verknüpften Stresssituationen durch Verspätungen, Staus, fehlenden Pausen, Allein-Sein, einsame Mittagspausen, hohen Anforderungen an die Selbstorganisation oder langen Wartezeiten bzw. Reiseumbuchungen kommt es vermehrt zu Bewegungsmangel, ungesunder Ernährung und daraus resultierenden Beschwerdebildern, wie Rückenbeschwerden, psychosozialen Beschwerden und auch Lebensstilbedingten Erkrankungen, wie Stoffwechselstörungen, Diabetes, usw.

Der mit der Tätigkeit verknüpfte Leistungs- und/oder Zeitdruck oder auch nicht immer positiv verlaufende Kundenkontakt kann diese Themen noch negativ verstärken.

Für die Beschäftigten im Außendienst ist es eine besondere Herausforderung sich aufgrund der Arbeitsbedingungen gesundheitsförderlich zu verhalten und damit sind sie eine Zielgruppe für ein individuelles BGM, zugeschnitten auf ihre berufliche Situation, denn im Gegensatz zu den Kolleg:innen in der zentrale, bzw. an festen Arbeitsplätzen, lässt die Arbeitsplatzsituation keine regelmäßige Teilnahme an Präventionskursen vor Ort oder auch Gesundheitstagen und Veranstaltungen zu.

Auch die gesunde Kantine, der Obstkorb und kostenlose Wasserspender sind nicht verfügbar – dagegen locken täglich Rastplatz-, Tankstellen- oder Fastfood-Angebote, die überwiegend eine schnelle Sättigung, aber keine gesundheitsförderliche Ernährung darstellen.

Ziel sollte also sein, dass von Seiten des Unternehmens andere Wege gegangen werden müssen, um diesen Teil des Betriebs gesund zu halten.

Aus ökonomischer Sicht ist es auch wichtig zu berücksichtigen, dass die Beschäftigten im Vertrieb bzw. Außendienst für einen Betrieb sehr wichtig sind. Sie sind nicht nur die Schnittstelle zu den bestehenden Kunden und kümmern sich darum, neue Kunden zu gewinnen, sondern sind oftmals Einzelkämpfer und speziell qualifiziert und eine Kompensation eines Ausfalls besonders schwierig. Deshalb sollten in diesem Sektor die Fehlzeiten so gering wie möglich gehalten werden, was durch ein gezieltes BGF/BGM für diese Zielgruppe erreicht werden kann.

Weiterhin sind entsprechende Lösungsvorschläge und Angebote ein gutes Signal der Wertschätzung gegenüber dieser Zielgruppe, um aufzuzeigen, dass man sich als Unternehmensleitung der Ausgangssituation und der Rahmenbedingungen bewusst ist und mit entsprechenden Maßnahmen unterstützen möchte.

Lösungsansätze könnten sein:

  • Gemeinsamer Workshop: Die Arbeitsbedingungen im Außendienst sind sehr komplex und individuell. Der erste Schritt sollte daher sein, gemeinsam Schwierigkeiten, Wünsche und Lösungen zu erarbeiten. Das Erkennen und „bewusst-machen“ von Belastungsauslösern und die dazu geübten Gegenmaßnahmen einzuleiten, sollte bei diesen Workshops im Vordergrund stehen.
  • Online-Angebote on demand: Außendienstmitarbeiter*innen haben ihren ganz eigenen Tagesablauf. Online-Angebote on demand schaffen hier die Möglichkeit der Flexibilität.
  • Auto: Stellen Sie als Arbeitgeber sicher, dass nicht nur die Schreibtische und -stühle der Büro-Angestellten ergonomisch sind, sondern auch das Fahrzeug der Beschäftigten im Vertrieb, da das der überwiegende Arbeitsplatz ist. Beispiele sind hierbei ergonomische Autositze, eine Klimaanlage und eine Standheizung.

Weiterhin sind gezielte Übungen im Auto, gerade für den Rücken sinnvoll und können entsprechend angeleitet werden., siehe auch Bewegungsangebote.

  • Aktiv unterwegs: Genau wie die Beschäftigten an festen Arbeitsplätzen bzw. im Büro, sollten auch Beschäftigten im Außendienst aktive Pausen in ihren Arbeitsalltag integrieren. „Trainingsgeräte“ sind hier nicht der Bürostuhl oder der Schreibtisch, sondern das Auto, Spazierwege, Wälder, eine Parkbank usw. Bei einer speziellen Schulung kann ihnen gezeigt werden, wie und wo etwas möglich ist – manchmal sogar ganz ohne Zeit zu „verlieren“, da Übungen auch z.B. an einer roten Ampel oder im Stau durchzuführen sind. Das gilt auch für die Bahn, Flugzeug usw. Wichtig ist die Vermittlung von Angeboten als „Hilfe zur Selbsthilfe“ und die Bereitstellung von Kleingeräten mit entsprechender Anleitung (Tubes, Theraband, Faszienrolle usw.), die auch im Hotel genutzt werden können.
  • Entspannt unterwegs: Da sich Stress ebenso wie Bewegungsmangel oder eine schlechte Ernährung negativ auf die Gesundheit auswirken kann, sollten neben der möglichen Stressreduzierung (wenn beeinflussbar) das Erlernen von Entspannungstechniken ermöglicht werden.
  • Ernährungsberatung: Schulungen und Workshops, aber auch Bereitstellung von Rezepten, Lunchboxen und Trinkflaschen, genauso wie Kooperationen mit Catering und Kantine für die Bereitstellung von Snacks (z.B. Bowls) kann eine Unterstützung für gesunde Ernährung unterwegs sein, die niedrigschwellig umgesetzt werden kann.

Insgesamt unterscheiden sich zwar die Angebote für Beschäftigte im Außendienst gegenüber den Angeboten für Beschäftigte im Innendienst, aber der Grundsatz bleibt der Gleiche: Nur eine Bewusstmachung und Analyse der Stressoren hilft den Bedarf zu erkennen und entsprechende Lösungsansätze anzubieten.

Die Kommunikation und Sensibilisierung für die Möglichkeiten und Umsetzungshilfen sind die Ausgangssituation für gesundheitsförderliches Handeln. Niedrigschwellige und auf den Bedarf zugeschnittene Angebote für diese spezielle Zielgruppe können ein erster Schritt in die richtige Richtung sein, Maßnahmen eines BGF/BGM auch auf Reisen möglich zu machen.

Fachkraft für betriebliches Gesundheitsmanagement (IHK)

Mit dem BSA-Lehrgang „Fachkraft für Betriebliches Gesundheitsmanagement (IHK)“ begleiten Sie die Einführung und Umsetzung eines BGM in Unternehmen und in öffentlichen Einrichtungen. Sie übernehmen die Planung, Organisation und Integration von gesundheitsfördernden Aktivitäten im Betrieb und orientieren sich an einer prozessorientierten Vorgehensweise.

Weitere Informationen:
bsa-akademie.de/fkbgm