Prof. Dr. Michael Kerres gilt als jener Wissenschaftler, welcher das E-Learning im deutschsprachigen Raum massgeblich eingeführt hat und bis heute weiterentwickelt. Der studierte Psychologe stieg zum Professor für Mediendidaktik und Wissensmanagement auf und hat sich der Materie über die psychologische Seite genähert. Mit seinem Team richtete er an der Universität Duisburg-Essen das erste so genannte Learning Lab in 2002 ein. Dessen Betrieb lehnte er an das Lernlaboratorium des US-amerikanischen Pädagogikpioniers John Dewey an, welcher in der Gründerzeit und Anfang des folgenden 20. Jahrhunderts betont pragmatische  Lehransätze erprobt hatte. Schon zuvor hatte der Professor Erfahrungen mit einer von ihm im Auftrag der Fachhochschule Furtwangen gegründeten Tele-Akademie gesammelt.

Im Duisburg-Essener Learning Lab geht es vor allem um Lernumgebungen und -ansätze, basierend auf dem Ansatz der Gestaltungsorientierten Mediendidaktik. Es ist eine Forschungs- und Entwicklungseinrichtung in der Fakultät für Bildungswissenschaft. Anfangs sollten lediglich Lernmaterialien zur Verfügung gestellt werden. In den folgenden Jahren thematisierte Prof. Dr. Michael Kerres die fortschreitende Hinwendung des E-Learnings im Zuge der Digitalisierung zu einem fundamentalen Change der Lehre an sich. Aus den ersten e-Learning-Modulen gestalteten sich Ansätze für das heute moderne Open Learning. Aus einem elektronisch gesteuerten Massebetrieb wurde ein Ansatz für individualisiertes Lehren und Lernen. Im Vordergrund steht das Arrangieren von offenen Lernprozessen im Zeichen des lebenslangen Lernens. Diese bestehen darin, das Lernen flexibel zu gestalten, die Vielfalt des Lernmaterials zu gewährleisten sowie Bildungsadressaten zu selbstgesteuertem Lernen zu ermächtigen. Prof. Dr. Michael Kerres nimmt auf der Schnittstelle Hochschulen, Bildungsadressaten und Bildungsdienstleister die Rolle eines Change Managers ein. Seine Standardwerke zur Mediendidaktik geben dem Sektor Leitlinien für dessen Entwicklung.

Als Zielhorizonte der zunehmenden Digitalisierung im Bildungsbereich definiert der Bochumer zeitlich-räumlich flexible Angebote zu unterbreiten, digitale Kompetenzen zu fördern, Kooperationen zwischen Akteuren aufzubauen und die Lehrqualität zu entwickeln. Der Professor mahnt zudem, die Implikationen des offenen Lernens für den Hochschulbereich zu akzeptieren. Es seien nun auch Zugänge für  bislang nicht zugelassene Gruppen zu schaffen, die Vielfalt der Materialien müssten erhöht werden und Kooperation und Diskurs sei zwischen Professionen anzustoßen.      

Prof. Dr. Michael Kerres hatte und hat zahlreiche Mandate inne, mit denen er seine Lehre und Forschung in Praxis und Theorie verankert. So gehört er unter anderem dem Editorial Board der Zeitschrift „MedienPädagogik” seit 2003 an. Ein Jahr später stieg er als Mitglied beim Editorial Board der Zeitschrift für Hochschulentwicklung ein. Zwischen 2004 und 2006 engagierte er sich als Board-Mitglied der DGfE – Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Zwischen 2000 und 2002 war er Chairman des Boards der GMW – Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft e.V.. Außerdem ist Prof. Dr. Michael Kerres Mitglied der Themengruppe "Change Management & Organisationsentwicklung" beim 2014 vom Centrum für Hochschulentwicklung, Hochschulrektorenkonferenz und Stifterverband initiierten Hochschulforum Digitalisierung; gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Für seine Verdienste wurde der Pionier 1998 mit dem Landeslehrpreis des Wissenschaftsministeriums Baden-Württemberg ausgezeichnet. Das Swiss Center for Innovations in Learning an der Universität St. Gallen holte ihn 2004 als Fellow. 2009 wurde ihm der Chair of Learning Innovations am Psychologie-Department an der Universität Erlangen-Nürnberg angeboten. 

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Foto von John Schnobrich

SERVICE


Video | Strategieoptionen be­i
der Digitalisierung der Lehre


Prof. Dr. Michael Kerres hat in 2016 an der Konferenz des Hochschulforums Digitalisierung einen Vortrag über die Entwicklung des E-Learnings seit ihren Anfängen bis in die moderne Zeit gesprochen. Er stellt dar, welche Hypes und Rückschläge hinter der Branche liegen, aber auch, wie sich Lernen und Lehren im digitalen Kontext transformieren.

www.youtube.com

Didaktik-Check | Bestandteil des
Lehrwerkes „Mediendidaktik“

Begleitend zu seinem Standardwerk hat Prof. Dr. Michael Kerres ein Begleitweb aufgebaut, welches zusätzliche Materialien zum Buch bietet; darunter auch einen Didaktikcheck. Mit diesem können Lehrende und Bildungsanbieter ein Didaktik-Konzept erstellen können. Das Programm prüft mögliche Schwachstellen und gibt Empfehlungen zur Verbesserung.

mediendidaktik.uni-due.de

Gesamtes Begleitweb zum Fachbuch „Mediendidaktik“

mediendidaktik.uni-due.de