EIN AVATAR ALS TALENT-SCOUT

WIE KÜNSTLICHE INTELLIGENZ HR UMKREMPELT UND WO SIE AN IHRE GRENZEN STÖSST

Der Mensch wird gebraucht. Nachdem sich der Pulverdampf des Freuden-Feuerwerks zu den neuen Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz verzogen hat, klopfen Experten im Technologie-Bereich KI auf ihre Chancen und Grenzen hin ab. Die nüchterne Erkenntnis des Roundtables mit HR-Tech-Core-Anbietern: Es gibt heute schon einige Prozesse im HR-Bereich, bei denen KI helfen kann. Aber entscheiden muss am Ende immer der Mensch – allein mit Blick auf die Gefahren und Risiken. Das gilt auch für das Recruiting. Natürlich kann KI allen Beteiligten Arbeiten abnehmen und den Bewerbungsprozess schneller und effizienter machen. Aber das ist es auch. Denn selbst bei einfachen Textarbeiten mit einer Anwendung wie ChatGPT haben wir festgestellt: Tolle Vorlagen, enorme Unterstützung – aber 1:1 übernehmen lassen sich die Ergebnisse nicht. Es braucht immer noch die Kreativität eines Menschen, der Vorschläge der KI in die endgültige Form bringt und sie steuert.

PROMPT WEINFLASCHE
photo, product shot, a bottle of fine red wine,
placed on a patterned cloth, tuscany, italian
landscape with vineyards and olive trees, early
summer evening, golden hour, warm and
timeless mood, earthy pastel color palette,
delicate clouds, chamonix 45f-2, analog large
format camera, kodak porta 400, color film
–ar 4:5 –style raw

Wehe, wenn sie losgelassen. Gerade KI-Experten sehen Gefahren, wenn KI wirklich kreativ wird und autonom handeln könnte. Bisher bewegen sich frei zugänglichen Anwendungen auf dem Niveau von Machine Learning. Das heißt: Programme werden trainiert und verarbeiten genau das, wofür sie trainiert wurden. Das Potenzial geht aber darüber hinaus. Und spätestens hier muss der Gesetzgeber aktiv werden, damit am Ende nicht der Mensch schaden nimmt. In New York und dem Rest der USA ist das bereits geschehen – und es ist interessant, welche Regelungen dabei herausgekommen sind. So bleibt der Avatar als Talent-Scout wohl noch einige Zeit lang Fiktion. Wie gesagt: Der Mensch wird gebraucht.

PROMPT TRAUBEN
photo, extreme close-up, low angle, hands
carefully inspect dark purple wine berries in a
vineyard in tuscany, surrounded by small hills,
sunlight straight into the lens, olive gardens in
the background, early summer evening, golden
light, warm mood, earthy pastel color palette,
chamonix 45f-2, analog large format camera,
kodak porta 400, color film –ar 4:5 –style raw

/IMAGINE BILDGESTALTUNG DURCH AI

„Hey, stell dir vor …“ So in etwa sieht der nonchalante Einstieg einer jeden Unterhaltung mit dem künstlichen Assistenten aus, wenn es darum geht, einen kreativen Gedanken in kürzester Zeit bildlich darzustellen. Ob das Ergebnis den Erwartungen entspricht, hängt von einigen Variablen ab, doch irgendetwas kommt immer dabei heraus – und ganz spaßbefreit ist es auch nicht. Die Rede ist natürlich von einem AI-Bildgenerator. AI = Artificial Intelligence = Künstliche Intelligenz (KI). Und hier im speziellen von Midjourney, der es ermöglicht, bemerkenswerte Bilder durch simple Texteingabe zu erstellen. Eigentlich beginnt das Gespräch mit „/imagine“, einem command. Und die danach folgende Aufforderung nennt sich konsequenterweise prompt, die durch einen oder mehrere parameter verfeinert werden kann, und sollte. All das spielt sich auf dem Discord Server von Midjourney ab, als Chat mit einem bot, der durch einen command aktiv wird, welcher unter anderem auch /blend, oder /describe heißen kann, aber begnügen wir uns hier mit dem wichtigsten. Dem Teil, durch den Bilder über Texteingabe generiert werden, der spannendste, mitunter auch skurrile, hier und da mal etwas verzweifelnde Part. Ein einzelnes Wort wie Bergdorf, führt schon zu interessanten Ergebnissen, wenn man denn ein Bergdorf sehen möchte, egal in welchem Stil, ob als Lichtbild oder Illustration, Lithografie oder Comic. Zielt man auf ein Foto ab, sollte das im prompt erwähnt werden, so wie der spontane Wunsch, dass das Bergdorf ein Weingut sein soll und in der Toskana liegt. Die AI basiert auf großangelegten Sprach- und Diffusionsmodellen und verfeinert ein anfänglich uneindeutiges FarbFormen-Rauschen zu immer klarer definierten Teilstücken, unterstützt von den deskriptiven Informationen im prompt.

Parameter wie „ar“ (aspect ratio bzw. Seitenverhältnis), „iw“ (image weight bzw. die Gewichtung eines Referenzbildes, dass per Bild-URL einbezogen werden kann), „weird“ (ja, Weirdness – das Unheimliche, Verrückte) und andere, stellen schließlich so etwas wie die Regler der Bildgenerierung dar, an denen man drehen kann. Mit der Zeit entwickelt man ein Gefühl dafür, welche Motive gut funktionieren und wo Hindernisse liegen, wann eine klare Bildreferenz nötig ist, Keywords angepasst und mit den parameters experimentiert werden muss. Jeder prompt lässt dabei 4 Einzelbilder entstehen, die jeweils erneut durch eine Schleife (version) gezogen werden können, und auch durch Auswahl von Bereichen regional angepasst werden können.

PROMPT PORTRAIT
photo, medium shot, italian married couple,
proud owners of a small winery in tuscany, in
the style of alec soth, casual outfit, small hills,
vineyards and trees in the background, summer
evening at golden hour, delicate clouds,
irradiated by the setting sunlight, earthy pastel
color palette, timeless mood, relaxed, tender
atmosphere, chamonix 45f-2, analog large
format camera, kodak porta 400, color film
–ar 4:5 –style raw

Es klappt sicher nicht immer so, wie vor dem innere Auge ausgemalt, und vor allem bei Details wie Händen oder Schriftzeichen, sollte man genauer hinschauen. Gewisse Guidelines verhindern außerdem die Darstellung von Aspekten wie Gewalt oder nackter Haut. Dennoch liefert die AI bemerkenswerte Grundlagen für Kreative, speziell wenn darüberhinaus mit der Adobe eigenen AI in Photoshop nachgebessert wird. Im Agenturalltag lassen sich diese neuen Tools schon jetzt hervorragend kombinieren und bergen nicht nur enormes Potenzial für Visualisierungsprozesse, sondern können auch schon bei der Ideenfindung als Inspiration dienen. Selbst die wahnwitzigsten Skizzen können überzeugend veranschaulicht und Projekte effizienter umgesetzt werden.

VORGEHEN BEI DER BILDGENERIEUNG MIT MIDJOURNEY

• Eingabe von „/imagine“ zur textbasierten Bildgenerierung. Der command „/describe“ hingegen lässt ein hochgeladenes Bild in Text aufschlüsseln und „/blend“ mehrere Bilder verschmelzen.
• Der prompt, also die Texteingabe, sollte detaillierte Informationen zum gewünschten Bild enthalten, wie Stil, Perspektive, Farbgebung, Licht, Charaktere, Verweise, Zeitraum, Technik, etc.
• Verschiedene Parameter steuern u.a. Seitenverhältnis, Stil, Streuung oder auch die Weirdness. Referenzen können als Bild-URL in den prompt eingebaut und durch den Parameter „iw“ gewichtet werden.
• Alternative Formulierungen und das Experimentieren mit Parametern und Referenzen sind unabdingbar. Erzeugte Bilder können dabei beliebig oft variiert und angepasst werden.
• Für eine Übersicht aller Features und Funktionsweisen sollte ein Blick in den User Guide von Midjourney geworfen werden.

PROMPT HAUS
photo, top shot, a small italian winery in
tuscany, surrounded by vineyards, forest areas
in the background, nostalgic and hazy, early
summer evening, golden and pink light, warm
mood, earthy pastel color palette, delicate
clouds, chamonix 45f-2, analog large format
camera, kodak porta 400, color film –ar 4:5
–style raw

Über den Autor Dennis Schnieber:

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