Ein Mann schaut auf einen Computer und telefoniert
Photo by Austin Distel

Was ist entscheidend bei einem Bewerbungsprozess? Welche Fehler begehen die meisten Unternehmen auf ihrer Karriereseite? Und was sind die häufigsten Blind Spots, die bei der Candidate Journey entstehen? In der 125. Folge der HRM Hacks ist die Forscherin und Studienleiterin Agnes Koller zu Gast und bespricht mit Alexander Petsch, wie man den blinden Flecken ausweichen kann.

Candidate Journey richtig gestalten

Um den Kandidatinnen eine angenehme Candidate Journey zu schenken, sollten Sie lernen, die Perspektive der Kandidaten einzunehmen. Dabei können Sie den Bewerbungsprozess selbst durchlaufen und schauen, wie dieser auf Sie wirkt. Wie funktioniert und sieht das Bewerbungsportal aus? Gibt es Probleme oder verläuft die Bewerbung reibungslos?

Bieten Sie zudem die Möglichkeit eines mobilen Bewerbungsprozess an? Es ist sinnvoll den Talenten die Möglichkeit zu geben, sich auch unterwegs mobil zu bewerben. Dabei erwähnt Agnes Koller, dass 90% der Unternehmen bereits mobiloptimiertes Bewerbungsformular besitzen, jedoch nur etwa 10% die Möglichkeit einer One-Touch-Bewerbung anbieten.

Zudem kritisieren beide, Agnes Koller und auch Alexander Petsch, das Assessment Center. Für sie sind ACs oftmals mit einem zu großen Stressfaktor verbunden. Hier sollte man darauf achten, dass man die Talente direkt zu Beginn abholt und umfassend begleitet. Agnes Koller rät zudem, dass Sie klar zu Beginn sagen, dass der AC dazu da ist, die eigene Leistung unter Beweis zu stellen. Damit können sich auch die qualifizieren und beweisen, die keinen 1,0 Abschnitt vorweisen können – denn viele Bewerber, besonders Quereinsteiger, können von so einem Assessment Center schnell abgeschreckt werden.

Konkrete Geschichten erzählen

Sie sollten zu viele Schlagwörter auf ihrer Webseite vermeiden und darauf achten, dass sie nicht zu allgemein gehalten sind. Hierbei nennt Agnes Koller Flexibilität am Arbeitsplatz als Beispiel. Jeder will ein flexibler Arbeitgeber sein. Ob dies im Endeffekt jedoch der Fall ist, ist eine andere Frage. Die einen Unternehmen verstehen darunter, dass der Arbeitgeber mal einen Tag im Monat von zu Hause aus arbeiten darf, die anderen verstehen eine völlige Flexibilität am Arbeitsplatz. Passen Sie die Informationen auf Ihrer Webseite an. Sie können sich zudem überlegen, was Ihr Unternehmen von anderen abgrenzt und wirklich besondere und außergewöhnliche Schlagwörter benutzen.

Ebenfalls essenziell: achten Sie darauf, dass Ihre Botschaften auf Ihrer Webseite zu Ihrem Handeln zusammenpassen. Es ist unprofessionell, dass man zum Beispiel flache Hierarchien angibt und sich dann als Unternehmen vier Wochen nicht meldet. Das verzögert die Candidate Journey enorm und rückt das Unternehmen aus Sicht des Bewerbers in ein schlechtes Licht.

Reflexion und Mindset

Seien Sich immer bewusst, wofür Sie Ihre Stelle ausschreiben und für wen Sie die Job Adds schalten. Transportieren Sie während der gesamten Candidate Journey die Frage, warum der Job, den Sie haben, ‚geil‘ ist und warum den jemand machen sollte. Machen Sie klar, warum ausgerechnet Ihnen die Bewerber ihre Lebenszeit schenken sollten.

Zur Person: Agnes Koller leitet die BEST-RECRUITERS-Studie seit Jahren mit Leidenschaft und Liebe zum Detail. Zudem lehrt sie Recruitment an der Fachhochschule Burgenland und referiert an unterschiedlichen weiteren Instituten, unter anderem der Executive Academy der Wirtschaftsuniversität Wien. Ihr wichtigstes Anliegen: ausgezeichneten Recruiting-Leistungen die Bühne zu bieten, die sie verdienen, und damit einen Beitrag zur sukzessiven Optimierung der Recruiting-Qualität in der D-A-CH-Region zu leisten.