Die Corona-Pandemie zwingt viele Beschäftigte in das Homeoffice. Nach der neuen Verordnung von Arbeitsminister Hubertus Heil vom Februar 2021 müssen Unternehmer in Deutschland überall dort, wo es möglich ist, Remote Work anbieten. Nach Paragraf 2 Absatz 4 der „SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung“ hat der Arbeitgeber den „Beschäftigten im Falle von Büroarbeit oder vergleichbaren Tätigkeiten anzubieten, diese Tätigkeiten in deren Wohnung auszuführen, wenn keine zwingenden betriebsbedingten Gründe entgegenstehen.“ Auch andere europäische Länder, darunter die Schweiz, verfahren so. Ein Umstand, der völlig neue Probleme in Zusammenhang mit betrieblichem Gesundheitsmanagement aufwirft.

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Foto von Agnieszka Boeske by unsplash

Motivierte und gesunde Mitarbeiter können einen maßgeblichen Einfluss auf die Wirtschaftskraft und den Erfolg eines Unternehmens nehmen. Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ist deshalb auch ein unverzichtbarer Bestandteil der Betriebsführung zu Coronazeiten. 

Aktueller Stand des Remote Work

Nach Angaben des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation in Deutschland, kurz IAO, deutet alles darauf hin, dass Arbeiten im Homeoffice auch künftig – nach Corona - zur neuen Normalität gehören wird. Unternehmer müssen deshalb auch neue Wege beim betrieblichen Gesundheitsmanagement beschreiten, wenn sie die Gesundheit ihrer Mitarbeiter nach Möglichkeit erhalten wollen. 

Nicht wenige Arbeitgeber werden damit vor erhebliche Probleme gestellt, weil weder sie noch ihre Mitarbeiter über nennenswerte Erfahrungen in Sachen Homeoffice verfügen, ein optimal angelegter Arbeitsplatz im Homeoffice eher zu den Ausnahmen gehört und zudem für die Umstellung nicht sehr viel Zeit blieb. 

Bei dem Bemühen, gesundheitsförderliche Verhältnisse und ebensolche Verhaltensweisen bei den Arbeitnehmern zu schaffen, ist die Flankierung durch das Betriebliche Gesundheitswesen von unschätzbarem Wert. Denn das längerfristige Arbeiten im Homeoffice unter suboptimalen Bedingungen bedeutet ein gesundheitliches Risiko.

Mitarbeiter wünschen sich Unterstützung

Vor allem anderen gilt in solchen Krisenzeiten, dass der Arbeitgeber nicht nur jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung steht, sondern von sich aus aktiv ist, sich zum Beispiel telefonisch bei den Mitarbeitern nach ihrer Arbeitssituation oder Verbesserungsbedarfen erkundigt. 

Denn der Wunsch der Arbeitnehmer nach Hilfestellung durch den Arbeitgeber, den Arbeitsalltag zuhause möglichst gesund zu gestalten, ist offenbar groß. Das zeigt eine Studie zweier Krankenkassen, an der über 1500 Beschäftigte teilgenommen haben. 

Als konkrete Unterstützungsmöglichkeiten benennen die befragten Arbeitnehmer Schulungen durch den Arbeitgeber zu den Themen 

  • gesunde Sitzhaltung
  • Ernährung und 
  • Bewegung im Homeoffice. 

Genauso spielen Aspekte wie der Wunsch nach einer deutlichen Differenzierung von Freizeit und Arbeit eine Rolle. 

Seitdem das Coronavirus auch die Arbeitswelt vom Unternehmen in das heimatliche Arbeits- oder Wohnzimmer gebracht hat, bieten vielerorts externe Beraterfirmen für die Beschäftigten im Homeoffice mittlerweile Online-Angebote an. 

Sie haben sich auf Gesundheitsförderung in Unternehmen spezialisiert und sind normalerweise in den Unternehmen aktiv. Den Lockdown überbrücken diese Dienstleister mit sogenannten Webinaren, mit Webmeetings oder auch mit Videoangeboten, mit denen Beschäftigten Entspannungs- und Bewegungsübungen, aber auch ergonomisches Basiswissen vermittelt wird. 

Remote Work: Arbeitsschutzgesetze geben Richtung vor 

Wenn auch künftig eine zunehmende Zahl von Arbeitnehmern ihrer Tätigkeit vom Homeoffice aus nachgehen, müssen Arbeitgeber auf die geänderten Anforderungen reagieren. Sie müssen beachten, dass das Arbeitsschutzgesetz Gefährdungsbeurteilungen nicht nur für den betrieblichen Arbeitsplatz kennt, sondern auch für das mobile Arbeiten. 

Daher ist es nur konsequent, wenn eine solche Gefährdungsbeurteilung auch für den heimischen Arbeitsplatz vorgenommen wird. So kann sichergestellt werden, dass sich auch aus der Arbeit im Homeoffice keine physischen oder psychischen Gefährdungen für den Arbeitnehmer ergeben. 

Aber worauf haben Arbeitgeber beim Gesundheitsschutz ihrer Mitarbeiter im Homeoffice genau zu achten?

Ergonomie gehört zum Gesundheitsschutz dazu

  1. Büromöbel: Oft entspricht das Mobiliar im Heimbüro nicht den ergonomischen Kriterien im Sinne des Arbeitsschutzes. Hier ist das Unternehmen gefragt, den Beschäftigten Lösungen anzubieten. 
  2. Bewegung: Eine weitere Erkenntnis, die durch die Pandemie und die sich dadurch ausbreitende Heimarbeit gewachsen ist: Unter Corona leidet auch die regelmäßige Bewegung. Der Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad entfällt genauso wie die Betriebssportangebote oder der regelmäßige Besuch von Fitness-Studios in Zeiten des Lockdown. Hier könnten zum Beispiel Bewegungsübungen oder gemeinschaftliche Gymnastikeinheiten mit den Kollegen über Skype einen gewissen Ausgleich schaffen. 
  3. Individuelle Lösungen: Wenn sich aber Remote-Arbeit im Betrieb als langfristiges Arbeitsmodell etablieren soll, muss der Arbeitgeber für seine Mitarbeiter einen ergonomischen Homeoffice-Arbeitsplatz einrichten. Dabei muss im Sinne des Arbeits- und Gesundheitsschutzes auch den individuellen Bedürfnissen der Beschäftigten Zuhause Rechnung getragen werden. Das gilt ebenfalls für die digitale Ausstattung des Heimbüros, denn Bildschirmarbeit kann bekanntlich zu massiven gesundheitlichen Belastungen führen. 

Im Homeoffice auf gesunde Ernährung achten

Fällt das tägliche Mittagessen beim Italiener um die Ecke oder in der Kantine während der Arbeitspause aus, greifen viele Mitarbeiter gerne zu Fastfood-Gerichten. Sie schieben eine Tiefkühlpizza in den Ofen oder aber sie essen gleich gar nichts. Das kann mehrere Gründe haben, zum Beispiel fehlende Kochkenntnisse oder den Zeitdruck. 

Das sollten Arbeitgeber nicht auf die leichte Schulter nehmen. Denn es ist eine Tatsache, dass sich die tägliche Ernährung nicht nur auf die Konzentration und geistige Leistungsfähigkeit auswirkt, sondern auch widerstandsfähiger gegen Erkrankungen und Stress macht. 

Zum betrieblichen Gesundheitsmanagement vieler Firmen gehört deshalb die Förderung von gesunder Ernährung dazu. Deshalb sollten Mitarbeiter im Homeoffice vom Unternehmen für das Thema sensibilisiert werden: Zum Beispiel mit passenden Rezepten, die in der Pause leicht und schnell gekocht werden können oder generellen Ernährungstipps, die über das Intranet verbreitet werden können. In diesem Zusammenhang spielen auch regelmäßige Pausen eine Rolle, die von den Mitarbeitern eingehalten werden sollten. 

Hilfen bei der Trennung von Beruflichem und Privatem

Auch das beklagen viele Arbeitnehmer, die sich im Homeoffice befinden: Die mangelnde Abgrenzung zwischen beruflichen und privaten Anforderungen. Es ist eben nicht immer möglich, mit dem weinenden Kind auf dem Schoß konzentriert bis zum Feierabend Akten zu bearbeiten. 

Nur einer der Gründe, warum es vielen Mitarbeitern die Abgrenzung zum Privaten schwerfällt, und sie im Ergebnis deutlich länger arbeiten als im Büro. Ein Spagat, der sich über einen längeren Zeitraum besonders auf die psychische Gesundheit von Arbeitnehmern auswirken dürfte. 

Hier sind nicht nur eindeutige Vereinbarungen zwischen dem Unternehmer und den Beschäftigten über die Arbeits- und Pausenzeit geboten, sondern ebenfalls feste Termine für Besprechungen und anderweitige Kommunikation. 

Pensum flexibel einteilen

Mitarbeiter sollten außerdem die Möglichkeit haben, ihr Pensum möglichst flexibel einteilen zu können. Hilfreich ist dabei auch, Zeiträume zu vereinbaren, in denen der Arbeitnehmer nicht erreichbar ist. 

Gleichwohl sollte betriebliches Gesundheitsmanagement während Corona auch Elemente wie Achtsamkeit und Entspannung aufgreifen. Die Pandemie führt bei Arbeitnehmern zu vielen Unsicherheiten wie etwa die Angst um den Arbeitsplatz oder finanzielle Probleme durch Kurzarbeit. Generell beobachtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass gerade der Psyche in den vergangenen Monaten zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt werde. Angst und Sorgen führten häufig zu seelischen Erkrankungen oder würden bereits bestehende verschlimmern. 

Die Corona-Pandemie und mit ihr die größere Verbreitung von Remote Work stellt Arbeitgeber vor ganz neue Herausforderungen. Glücklicherweise gibt es aber Mittel und Wege, auf diese neuen Anforderungen zu reagieren und den Mitarbeitern die Umstellung auf Remote Work zu erleichtern.