Bernd Schmids Blog – Mit sich selbst auf Du und Du

Schauplatz: Boule.
Mann, Patrick! Du stellst Dich mal wieder an! Sooo geht das! Konzentrieren, entspannen und los!
Sprach`s zu sich selbst und warf die Boule Kugel. Außer Patrick ist niemand auf dem Platz. Offenbar ist er sein eigener Coach und feuert sich „vom Spielfeldrand“ aus an.

Doch, wenn Patrick der Coach ist, wer ist dann eigentlich der andere, der spielt? Und hört der auf den Coach? Oder fühlt er sich genervt und trifft erst recht daneben?
Von meinem Freund Gunther kenne ich den Spruch: „Wer bin ich? Und wenn ja, wie viele?“
Wie? Tummeln sich da noch mehr in mir? Die wollen alle mitreden? Das gibt ja was!
Manchmal steht Patrick da, als würde er am Pranger stehen. Dann kann ich mir eine ganze Meute von Leuten vorstellen, von denen er innerlich umzingelt ist und die ihn alles heißen, nur nichts Gutes. In einem Mentalcoaching hat er sich mal näher angeschaut, wer da alles meint mitreden zu müssen. Manch einer oder eine von denen war von Gestern oder gar von Vorgestern, z. B. der gehässige Turnlehrer aus Klasse 7. Sicher ist der längst pensioniert und geht am Stock. Was will der denn noch? Und dass von denen eigentlich niemand soviel von Boule versteht wie Patrick, ist ohnehin klar. Doch wie die Widergänger tauchen die auf und mischen mit. Irgendwie sind die nicht so leicht loszukriegen.

Immerhin fand Patrick die Idee klasse, dass er doch wenigstens den Chor der Meckerer dirigieren könnte. Und schon stand er irgendwie anders da.

Überhaupt, wer da innerlich das Sagen hat und wie man sich darauf einstellt, ist hoch interessant. Mein Freund Gunther z.B. behauptet, in ihm tagt eine innere Konferenz, die alle Entscheidungen treffen würde. Er stellt dort Anträge und freut sich, wenn diese wohlwollend beschieden werden. Dann machen die auch mit und das Vorhaben kommt voran. Er allein gegen alle könne da nichts ausrichten, sondern er müsse sich mit denen arrangieren. Vielleicht hat er dafür weniger Probleme, wenn er mal eine Verabredungen sausen lässt. Schließlich hat die Konferenz überraschend dagegen entschieden.
Auch beim Sport stellt er Anträge an seinen Organismus. Einmal z.B. kündigte er an, laufen zu gehen und marschierte aus dem Haus. Fünf Minuten kam er zurück und bemerkte auf unsere fragenden Blicke: Antrag abgelehnt! Stattdessen war ein Sonnenbad angesagt.
Aber meistens kommt er mit diesen inneren Instanzen gut zurecht, denn er ist ziemlich erfolgreich und meist auch mit sich einig.

Aber ist das bei jedem so? Bei mir zumindest ist das alles irgendwie anders. Ich bin immer ich. Und ich bin von daher von allem direkt betroffen und für alles direkt verantwortlich. Ich kann mich nicht einmal, selbst wenn ich möchte, in verschiedene Leute aufspalten. Das hat mir zumindest in Selbsterfahrungsgruppen, die mit solchen Aufteilungen gearbeitet haben, gelegentlich Probleme bereitet. Ich kann mich zwar an Botschaften meiner Eltern erinnern und sicher beeinflussen mich solche noch, aber ich habe nicht das Gefühl, dass das jemand anderes ist. Ich bin immer irgendwie ich selbst, wenn auch in verschiedenen Varianten.

Beim Boule-Spielen z.B. merke ich schon auch, dass ich mal besser drauf bin und mal schlechter, dass ich mal keine Lust habe mich anzustrengen oder nicht in meine Kraft komme. Auch ich glaube nicht, dass ich meinem Organismus alles abverlangen kann, was ich mir gerade so toll vorstelle. Auch ich muss mich mit einer gewissen Demut ausrichten, damit sich die Kräfte versammeln und ich in einen Flow komme, wie man das heute so modisch ausdrückt. Auch bin ich immer mein Körper und mein Selbstgefühl ist in meinem Körper. Deswegen käme ich auch nie auf die Idee, auf mich selbst einzuhauen, wenn ich mich ärgere. Dafür tut es beim Zahnarzt auch mir weh und nicht meinem Körper. Doch kann ich mich immerhin wohin zurückziehen, wo ich abgelenkt bin und es nicht so merke.

Na, ja. Es zeigt sich mal wieder: Die Leute sind einfach wirklich verschieden und man muss für jeden die richtige Umgangsweise finden, auch jeder mit sich selbst.

p.s. Wie ist das eigentlich bei Dir/ Ihnen? Wir wissen so wenig darüber. Es wäre schön einige Beschreibungen zu bekommen an: meyer@isb-w.de.

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