Alle Welt orientiert sich derzeit an den Neurowissenschaften.
Das hat mit dem Fortschritt durch Bildgebende Verfahren zu tun. Man kann jetzt z.B. live beobachten, dass für eng fokussiertes Zielorientiertes Steuern (Typ Rennfahrer) weniger Hirn gebraucht wird als für aufmerksames Wahrnehmen einer lebendigen Umwelt.
Können wir von solchen Anschauungen eigentlich profitieren?

six white sticky notes
Foto von Kelly Sikkema

Vor ein paar Jahren orientierten wir uns an der neuen Biologie, davor an der neuen Physik, speziell an der Kybernetik. Daneben interessierten uns die Sprachwissenschaften, die Philosophie oder die Psychologie, je nachdem, wo gerade was Interessantes diskutiert wurde.

Und wirklich: Vieles was heute den systemischen Ansatz ausmacht, haben wir in diesen Diskussionen entwickelt. Ich denke zum Beispiel an Kommunikation als Kopplung lebender Systeme, an die nicht-instruktive Interaktionen, weil lebende Systeme keine trivialen Maschinen sind, dass Komplexität erfordert, mit dem prinzipiell Unkontrollierbaren umgehen zu lernen, daran, dass der Beobachter Beteiligter und Schöpfer seiner Wirklichkeiten ist, weshalb wir Metakommunikation und Kybernetiken höherer Ordnungen brauchen. Und schließlich mahnten uns Ludwig Wittgenstein, Carl Gustav Jung und Milton Erickson schon länger, dass es bei Kommunikation um Sprachspiele und deren Zusammenhänge, um letztlich nicht rational begreifbare Tiefendimensionen von Wirklichkeit geht.

Und so hören auch wir mit Interesse von Spiegelneuronen, denen wir Empathie und Modellernen verdanken. Es gibt mehr Neuronale Verbindungen in unserem Kopf als Sterne im Weltall, was frappierende Leistungen erklärbar macht. Wir erfahren Neues darüber, wie Gehirn und Körper in Sachen Gesundheit und Leistung zusammenspielen und dass wir uns bis ins höchste Alter mental erneuern können. Viel Inspiration für unser Feld. Nicht alles kommt uns wirklich neu vor, doch neue Bilder für bewährte Ansichten liefern zusätzliche Legitimation, sind daher gesellschaftlich wirksam und gestalten Zukunft mit.

Sicher: Auch Gutes kann übertrieben werden. Die Begeisterung für neue Lehren führt leicht zur Überschätzung ihrer Bedeutung für das Ganze. Vielleicht braucht es aber auch diese „jugendliche Begeisterung“, damit frischer Wind aufkommt. Es wird sich dann schon einfügen. Dialoge auf Augenhöhe zwischen Wissenschaftlich denkenden Praktikern und praktisch denkenden Wissenschaftlern können uns weiterbringen und das systemische Feld anreichern.

In zwei Wochen ist es wieder soweit: Die 3. Tagung des forum humanum “Mensch & Organisation – Spielräume schaffen, Gestaltungsräume nutzen” findet am 27./28. Februar 2009 wieder im Ausbildungszentrum der Heidelberger Druckmaschinen AG in Wiesloch statt. http://www.forum-humanum.eu/fh/content/view/90/2/

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Herzlich, Bernd Schmid

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