Neben Gastgeberin Prof. Dr. Jutta Rump (geschäftsführende Leiterin des Instituts für Beschäftigung und Employability – IBE) gab es ein Wiedersehen mit Thomas Sattelberger (Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Deutschen Telekom AG), Karl-Heinz Stroh (Personalvorstand der Praktiker Bau- und Heimwerkermärkte Holding AG) und Randolf Jessl, Chefredakteur vom Personalmagazin, in der Rolle des Moderators. Als Schlüsselredner bot die Veranstaltung diesmal Dr. Wolfgang Clement (Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit a.D.) und Hans-Carsten Hansen (Personalchef BASF) auf. Zu den weiteren Diskutanten auf dem Podium zählten Theo Scholtes, Leiter Personal der Bitburger Braugruppe GmbH, und Jürgen Heindl (Vorstandsvorsitzender Progroup AG).
Lernfähigkeit bewiesen
Eine philosophisch anmutende Einführung in das Thema leistete Prof. Dr. Hans-Ulrich Dallmann. „Die Moderne ist geprägt von multiplen Gleichzeitigkeiten“, erklärte der Präsident der Fachhochschule. Es sei eine paradoxe Aufgabe für das Personalwesen, sich durch Denken, Handeln und Planen in der Gegenwart zu verorten. Den Zuhörern blieb wenig Zeit, über diese Worte zu räsonieren, denn Ex-Minister Wolfgang Clement holte sie mit seinem Überblick über die Wirtschaftslage umgehend auf den Boden der Tatsachen zurück. Die Situation ist ernst, doch Unternehmen hätten jetzt ihre Lernfähigkeit bewiesen, lautete seine Kernbotschaft: „Sie haben vorsichtiger und umsichtiger reagiert als jemals zuvor in meiner Erinnerung“, lobte Clement. „Offensichtlich haben sie aus früheren Krisen gelernt, dass der Wettbewerb weitergeht.“
Auf eine andere Lektion verwies Karl-Heinz Stroh: „Wir haben gelernt, dass wir verlorenes Vertrauen nicht einfach zurückkaufen können“, erklärte der Praktiker-Personalvorstand. Die Entscheidung, die Belegschaft der Bau- und Heimwerkermärkte durch die Einführung von Kurzarbeit zu halten, brachte dem Unternehmen allerdings harsche Kritik von Seiten eines Mitbewerbers ein. „Wir haben im Handel Neuland betreten“, räumte Stroh ein. Doch warum sollte dort ein Instrument verpönt sein, welches in anderen Branchen Arbeitsplätze sichert?
Unter anderem durch Kurzarbeit – wenn auch nur zu einem sehr geringen Teil – sowie Umschichtungen und Kürzungen bei der Zeitarbeit hat der Chemieriese BASF das Arbeitsvolumen für seine Mitarbeiter in der Region erhalten. „Die Krise ist praktisch ohne Spuren an unserer Stammbelegschaft vorbeigegangen“, erklärte Personalchef Hans-Carsten Hansen nicht ohne Stolz. Sein Haus setze auf die Doppelstrategie, akut und konsequent zu handeln und zugleich auf soziale Ausgewogenheit und Verlässlichkeit gegenüber der Stammbelegschaft zu achten. Mit dem „Kompass der Sozialpartnerschaft“ sei es machbar, die „dialektischen Pole“ zu vereinigen, erklärte Hansen mit Blick auf den Titel der Gesprächsrunde.
Personaler leisten „Elefantenarbeit“
Jenseits aller Dialektik: Müssen Personaler derzeit ausbaden, was andere verbockt haben? Inspiriert von Dave Ulrich brachte Moderator Randolf Jessl die Schuldfrage aufs Tapet. Die Krise sei von Menschen gemacht und folglich auch von Menschen lösbar, zitierte Jessl den „Säulenheiligen“ der Personaler und leitete daraus die Frage „Sind sie nur Opfer oder vielleicht auch Täter?“ ab. „Da hat der Dave Ulrich einen Riss in seine Säule bekommen“, wetterte Thomas Sattelberger. Als Verursacher sei HR nur ein kleines Mäuschen, aber in der Bewältigung ein Elefant, stellte der Personalvorstand Telekom mit gewohnter Leidenschaft fest. „HR ist ein klassischer Reparaturbetrieb.“
Weil Vertrauen in das System verloren ging, sei Personalarbeit heute schwieriger, habe aber mehr Gewicht, befand Theo Scholtes. Als positiven Nebeneffekt wertete der Personalleiter der Bitburger Brauereigruppe, dass gut geführte mittelständische Unternehmen jetzt zu neuem Ansehen kämen. „Alle Welt schaut darauf, wie wir in der Krise mit unserem Personal umgehen“, verwies auch Prof. Jutta Rump auf die große Rolle, die HR derzeit in der öffentlichen Wahrnehmung spiele. Erstmals nähmen Personaler das Spannungsfeld zwischen akutem Handeln und perspektivischem Denken wahr und nutzten die Krise zum Innehalten, zum Nachdenken und zur Neuorientierung. „Sie sehen die Chancen, die sie ihnen bietet.“ Das zeige auch folgender Satz, den sie in jüngster Zeit sehr häufig gehört habe: „Sie glauben gar nicht, was alles möglich ist, wenn man offen und ehrlich miteinander umgeht!“