Wir befinden uns in einer Phase, in der viele Unternehmen ihre Mitarbeiter schrittweise aus dem Homeoffice in den Betrieb zurückholen. Nur stellt sich die Frage, wohin wir zurückkehren. Denn weiterzumachen wie zuvor wird in vielen Fällen gar nicht so einfach möglich sein – und ist vielleicht auch gar nicht wünschenswert. Wie können wir die Rückkehr produktiv gestalten und die Erfahrungen aus der Zeit der rein virtuellen Zusammenarbeit nutzen?
Für die meisten Organisationen, Führungskräfte und Mitarbeiter waren die vergangenen Wochen sehr speziell und intensiv. Wenn ich mit Führungskräften und Mitarbeitern über diese Zeit spreche, dann reichen die Reaktionen von „Es hat viel besser funktioniert als gedacht“ über „es war so vieles möglich“ bis hin zu „es war nur schwer aushaltbar“ oder sogar „Ich sehe für mich keine Zukunft mehr bei meinem bisherigen Arbeitgeber.“
Die Gefühlslagen und Erfahrungen sind sehr unterschiedlich. Wir nehmen viele Erfahrungen aus der Phase des Lockdowns mit. So gibt es möglicherweise einiges, was wir gerne fortführen möchten. Anderes lassen wir hingegen gerne hinter uns. Viele sehen der Rückkehr zur Normalität mit gemischten Gefühlen entgegen. „Ist das nicht zu früh?“, „Werde ich mich vielleicht anstecken?“, „Was ist, wenn es einen zweiten Lockdown gibt?“ sind nur einige der Befürchtungen, die Mitarbeiter hegen.
Sechs Felder für die Reflexion der Rückkehr
Wenn Unternehmen jetzt zum „Normalbetrieb“ zurückkehren möchten, ist es enorm wichtig, ihre Mitarbeiter einzubeziehen sowie deren Erwartungen und Befürchtungen ernst zu nehmen. Führungskräfte und Personaler spielen in diesem Prozess eine ganz zentrale Rolle. Denn sie können und sollten mit den Mitarbeitern die Rückkehr reflektieren. Dafür eignen sich die folgenden Reflexionsfelder.
1. „Organisatorisches“ Gestalten
2. Erwartungen an Arbeitsformen und -modelle sowie Kompensation
3. Erlebte Führung und Zusammenarbeit
Viele Teams haben in den vergangenen Wochen virtuelle Zusammenarbeit und Führung in der Praxis erprobt und dabei vieles gelernt. Es ist daher wesentlich, die folgenden Fragen für sich selbst sowie mit dem Team und den wesentlichen Kooperationspartnern zu reflektieren und dafür bewusst Zeit zu investieren:
4. Wirtschaftliche Situation des Unternehmens
In manchen Organisationen vermittelt die Unternehmensleitung in wöchentlichen Informationsveranstaltungen Botschaften wie „Wir stehen sehr gut da”. Gleichzeitig gibt es klare Vorgaben zum Urlaubsabbau bis Jahrensende oder zu eingeschränkten Prämienmöglichkeiten. All diese Aspekte haben ihre Berechtigung. Aus Sicht der Mitarbeiter ist es nur wesentlich, dass sie das große Bild verstehen und es nachvollziehen können.
5. Auswirkungen auf mein Aufgabengebiet
6. Digitale Kompetenz des Unternehmens
Ausblick
Im Speziellen das letzte Reflexionsfeld veranschaulicht die Sehnsucht nach Sicherheit, die viele von uns haben. Diese Sicherheit wird es allerdings aus jetziger Sicht nicht geben – ganz nach dem Sprichwort „Nichts ist so konstant wie die Veränderung.” Daher sind für Personaler und Führungskräfte die Erkenntnisse aus dem Changemanagement, den verschiedenen Motivationsansätzen und auch aus der Traumabewältigung sehr hilfreich.
Zusammengefasst braucht es in der Phase der Rückkehr den laufenden Dialog mit den Mitarbeitern. Bleiben Sie im Gespräch! Zeigen Sie Wertschätzung und Anerkennung, indem sie die Beiträge, Bedenken und Ängste Ihrer Mitarbeiter ernst nehmen. Gerade jetzt braucht es eine Personalarbeit und Führung, die Vertrauen stiftet.