Wenn ich Stellenangebote studiere, zählt „Teamfähigkeit“ zu einer der meistgenannten Voraussetzungen. Eine Anforderung, bei der die meisten von sich behaupten, sie mitzubringen. So einfach diese Voraussetzung auch erscheinen mag, was heißt teamfähig bzw. wann und vor allem wie ist man ein perfektes Team? Darüber gibt es nämlich die verschiedensten Auffassungen.

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Foto von Annie Spratt

So hat sich Oliver Dange, Partner der Personalberatung Heidrick & Struggles, unter 1200 Führungskräften umgehört, um herauszufinden, wie dream teams sein müssen. Der studierte Chemiker und Hobbypsychologe kommt zu dem Ergebnis, dass Teams dann besonders erfolgreich funktionieren, wenn die Teammitglieder sich ähneln. „Erfolgreiche Teams bestehen aus Klonen” ist sein Fazit. Die sprichwörtliche Aussage „Gegensätze ziehen sich an” scheint auf erfolgreiche Teamarbeit demnach gar nicht zuzutreffen.

Wie verträgt sich diese These aber mit dem Erfolgsprinzip Diversity Management? Diversity verbindet den ganzheitlichen Ansatz, die Unterschiede der Mitarbeiter als Chance für das Unternehmen zu verstehen, weil man davon ausgeht, dass erst die Teams bestehend aus unterschiedlichen Mitarbeitern kreativ, innovativ und ergebnisorientiert arbeiten. Demnach wird erst ein Teammix aus Männern und Frauen, Jung und Alt, Einheimischen und Ausländern, Extrovertierten und Introvertierten, Organisierten und Chaoten gemeinsam und konstruktiv das Maximum für das Unternehmen erreichen. Kann eine derartige Durchmischung zu einer ernst gemeinten Teamarbeit führen? Diesen Zweifel würde ich hegen, wäre da nicht die Beobachtung des britischen Forschers und Beraters Meredith Belbin, die einen Zusammenhang zwischen der Heterogenität der Mitglieder eines Teams und dessen Erfolg feststellt. „Eine Schafherde ist eine gute Gemeinschaft, aber ihre einzige Leistung besteht darin, Gras zu fressen,“ untermauert der Forscher Meredith Belbin seine Beobachtung. Ein erfolgreiches Team besteht bestenfalls aus neun verschiedenen Typen, ist er sich sicher.

Eine weitere Auffassung perfekter Teambildung, ist die, dass sich alle im Team gut verstehen und die so genannte Monokultur pflegen. Alle sind miteinander befreundet, haben die gleichen Interessen, das gleiche Alter und den gleichen Geschmack, kommen gemeinsam zur Arbeit und gehen gemeinsam wieder. Geballte Freundschaft birgt aber die Gefahr, ergebnisorientiertes Arbeiten aus den Augen zu verlieren, weil die Freundschaft wichtiger wird als die Aufgaben.

Meinungen und Untersuchungen zu perfekter Teambildung gibt es viele. Ob nun Unterschiedlichkeit in einem Team Konflikte, Missverständnisse und unproduktive Spannungen auslöst oder ausschließlich homogene Qualitäten das Team in eine Art Stillstand versetzen, eines ist wohl ganz sicher: Mangelnde Teamfähigkeit bringt einen Bewerber schon mal gar nicht weiter oder wird letztendlich zur Karrierebremse.