two woman sitting by the window laughing
Foto von Christina @ wocintechchat.com
Die zentrale Frage sei, so Herkersdorf, wie können virtuelle Welten morgen nutzbar gemacht werden, wenn sie, anders als heute, flexibler sind und adaptiv gestaltet würden? Wenn sie auf der virtuellen Plattform einen Handlungsraum und ein Set von Interaktionen hätten und es zudem möglich sei, mehr oder weniger beliebige Datenformate von der Kennzahl bis zum 3D-Modell zu importieren, um diesen Handlungsraum zu befüllen und dort verschiedene Dinge zu tun? Als Konsequenz wäre dieser Raum nicht mehr zwingend als ein Bereich zu verstehen, in dem man sich nur treffen würde oder im Sinne eines virtuellen Klassenraumes nur lernte und der auf diese Anwendung fixiert wäre, sondern der für ganz unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit wie zum Beispiel in Projektteams zur Verfügung stünde.

Virtuelle Welt als natürliches Handlungsumfeld

„Bis zu einem gewissen Grad ist es die Weiterentwicklung des zweidimensionalen virtuellen Klassenraums“, räumt Herkersdorf ein und weist auf die Vorteile der Weiterentwicklung hin. „In einer 3D-Repräsentanz mit all ihren räumlichen Möglichkeiten, wo ich die anderen Personen sehen kann und auch mitbekommen, wie sie agieren und worauf sie ihre Aufmerksamkeit richten, habe ich ein viel natürlicheres Handlungsumfeld und kann mich länger konzentrieren.“ Zusätzliche Funktionen wie die Möglichkeit, 3D-Objekte zu importieren, zu vergrößern oder zu bearbeiten und dafür einen automatisierten Workflow zu haben, erweitern zudem die Einsatzszenarien vom klassischen Meeting, über Training und Coaching oder E-Learning bis hin zur Zusammenarbeit von Designteams, die an 3D-Objekten arbeiten.

„Der Anspruch, den wir an dieses Produkt haben, ist sicherlich im ersten Wurf nicht vollständig einzulösen“, meint Herkersdorf, denn dieser „erste Wurf“ soll bereits im ersten Halbjahr 2011 präsentiert werden. „Aber unser Anspruch heißt ja auch nicht, ich konzentriere mich darauf, ein bestimmtes Datenformat importieren zu können, sondern Datenformate importieren zu können.“ Das kann eine Powerpoint-Präsentation sein, ein CAD-Datensatz oder ein Gebäude und im Extremfall sogar ein Abschnitt einer bestimmten Landschaft.

Vielfältige Einsatzszenarien

Tatsächlich kommt das Interesse für das neue Produkt nicht aus speziellen Branchen, sondern eher verschiedenen Bereichen eines Unternehmens. „Wir sehen uns jetzt damit konfrontiert, dass aus den völlig unterschiedlichsten Bereichen heraus Resonanz da ist. Besonders interessant sind natürlich die Bereiche, die bislang immer gesagt haben, für sie sei E-Learning nicht geeignet oder man könne es nur schlecht einsetzen“, stellt der Unternehmer fest. Das sind neben Themen wie Unternehmensführung und Geschäftsprozesse oder das Training von Soft Skills auch die Abbildung von Geschäftsprozessen und Unternehmenskennzahlen.

„Von den wirtschaftlichen Kennziffern verstehen vielleicht die Controller im Unternehmen noch etwas, aber die operativen Abteilungen, für die diese Kennzahlen große Bedeutung haben, oft genug schon nicht mehr.“ Die Visualisierung in 3D-Modellen könne weiterhelfen, diese Bedeutung besser zu vermitteln. Wenn man die Realität, wie in solch einem virtuellen Raum möglich, rein aus Daten gestalte, könne man sie dem jeweiligen Zweck entsprechend manipulieren, beschreibt Herkersdorf. Räumen können ebenso abweisend oder freundlich gestaltet werden wie Interaktionen in bestimmten Schwierigkeitsgrade abgestuft.

Bekannt geworden ist Tricat vor allem durch seine Projekte für die Polizei. Die trainiert zum Beispiel die Verfolgung von Straftätern mit dem Hubschrauber und die Zusammenarbeit von Boden- und Lufteinsatzgruppen schon länger nicht mehr live vor Ort, sondern in virtuellen Umgebungen des Ulmer E-Learning-Anbieters.

www.tricat.net

Sie finden Tricat auf der Zukunft Personal in Halle 2.2, Stand T.30E.

Artikel: Gudrun Porath