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Entwickler:innen spielen eine Schlüsselrolle im Unternehmenserfolg. Für langfristige Bindung und Produktivität braucht es jedoch eine Arbeitsumgebung, die Freiheiten, Autonomie und technologischen Fortschritt fördert.

Software ist die Grundlage für die meisten technologischen Fortschritte. Deshalb spielen Softwareentwickler und Softwareentwicklerinnen heutzutage eine zentrale Rolle in einem Unternehmen, denn sie besetzen die Schlüsselposition für die Weiterentwicklung von Produkten oder Prozessen. Die Bedeutung der Softwareentwicklung zeigt sich besonders in der IT-Branche, in der weltweit etwa 28 Millionen Entwickler:innen einen Umsatz von rund 700 Milliarden Dollar erwirtschaften. In Deutschland beträgt das Marktvolumen knapp 39 Milliarden Euro.

Die hohe Bedeutung der Entwicklungsteams sorgt dafür, dass viele Unternehmen einen kontinuierlichen Bedarf an Neueinstellungen haben. Doch der Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte hat sich deutlich verschärft. Die Rekrutierung ist kostspielig und zeitaufwendig: Unternehmen benötigen laut einer Studie der Linux-Foundation durchschnittlich fünfeinhalb Monate, um offene Positionen zu besetzen. Besonders besorgniserregend ist die hohe Fluktuation: Zwei von fünf neu eingestellten Mitarbeitenden verlassen das Unternehmen bereits innerhalb der ersten sechs Monate.

Unternehmen müssen daher gezielt in die Entwicklungsabteilungen investieren und eine innovationsfreundliche Arbeitsumgebung schaffen. Sie können damit Talente anziehen und Fluktuation verhindern. Doch wie sehen solche zukunftsorientierten Unternehmensstrukturen aus? Aller Erfahrung nach sind drei Merkmale besonders wichtig: flache Hierarchien und agile Teams, die Möglichkeit zur cross-funktionalen Zusammenarbeit und eine technologieorientierte Unternehmenskultur.

Entscheidungsautonomie durch flache Hierarchien

Softwareentwicklung ist kein typischer „9-to-5“-Job, sondern erfordert recht große Freiheitsgrade, damit die Entwickler:innen kreative und innovative Lösungen schaffen können. Flache Hierarchien begünstigen die schnelle Entscheidungsfindung und fördern die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden. Ein Kernprinzip ist hier die Entscheidungsautonomie: Alle können eigene Entscheidungen treffen, solange relevante Stakeholder informiert und die Entscheidungen transparent dokumentiert werden. Damit können die Entwicklerteams direkt auf Anforderungen reagieren und innovative Lösungen entwickeln, ohne durch bürokratische Prozesse ausgebremst zu werden.

Hinzu kommt die Nutzung von agilen Methoden wie SCRUM oder Kanban. Sie sind inzwischen ein Standard für die Softwareentwicklung und strukturieren die Zusammenarbeit in kleinen, flexiblen Teams. Diese können kontinuierlich an Produkten oder Features arbeiten und erreichen damit eine iterative Anpassung der Software. Die Aufteilung in kleinere, überschaubare Aufgaben erlaubt schnelle Rückmeldungen und eine effiziente Arbeit. Darüber hinaus hat Agilität auch wirtschaftliche Vorteile: Unternehmen sind in der Lage, schneller auf sich ändernde Marktbedingungen und Kundenbedürfnisse zu reagieren.

Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die crossfunktionale Zusammenarbeit zwischen Entwicklung, Produktmanagement und anderen Unternehmenseinheiten. In solchen Teams kommen unterschiedliche Mitarbeitende aus verschiedenen Fachbereichen zusammen. Bewährt hat sich der Ansatz, diese Teams wie ein internes Startup zu organisieren – als Wertschöpfungsteams, die eigenverantwortlich agieren und sich auf konkrete Geschäftsziele konzentrieren.

Ein wichtiger Aspekt, der vor allem außerhalb der IT-Branche verstärkt berücksichtigt werden muss, ist eine technologieorientierte Unternehmenskultur. Ein solches Arbeitsumfeld zeichnet sich dadurch aus, dass technologische Anforderungen und Möglichkeiten frühzeitig in die Planung einfließen. Mehr noch: Entwicklungsteams sind auch aktiv in strategische Entscheidungen eingebunden, sodass die heutzutage notwendige technische Expertise ebenfalls in den Führungsebenen vertreten ist. Und so ganz nebenbei fördert diese Vorgehensweise auch das Engagement der Entwickler, da sie nicht lediglich ausführende Techniker sind.

Globale Zusammenarbeit erfordert flexible Tools

Die hier beschriebenen Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit von Entwicklern sind in jeder Größenordnung sinnvoll – vom kleinen mittelständischen Unternehmen mit nur wenigen Entwicklern bis hin zum international aufgestellten Konzern, dessen Entwicklerteams über mehrere Kontinente verteilt sind. Je weitläufiger die Unternehmensstrukturen, desto aufwendiger ist jedoch die Kommunikation.

Daher ist es sinnvoll, moderne Tools für die synchrone und asynchrone Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg einzusetzen. Mit einer globalen Kollaborationsplattform auf Basis von Teams oder Slack können Unternehmen den Austausch zwischen internationalen Arbeitsgruppen vereinfachen. Vor allem der informelle Austausch ist wichtig, denn er sorgt dafür, dass die kulturelle Vielfalt zu einer Stärke des Unternehmens wird.

Dafür müssen jedoch einige Voraussetzungen erfüllt sein. So sind etwa flexible Arbeitszeitmodelle empfehlenswert, da sie sich leichter mit unterschiedlichen Zeitzonen in Einklang bringen lassen. Auch die Zusammensetzung der Teams ist wichtig: Es ist kaum möglich, dass eine Person gleichzeitig mit Kolleg:innen in den USA und in Asien produktiv zusammenarbeiten kann, die Spreizung der Zeitzonen ist in der Praxis ein großes Hindernis.

Erfolgreiche Integration internationaler Teams

Ein gelungenes Beispiel für die Integration eines internationalen Teams bietet die Übernahme von Rookout durch Dynatrace. Ziel der Akquisition war es, die bestehende Infrastruktur um leistungsstarke Debugging- und Observability-Funktionen zu erweitern und so eine Entwicklungsumgebung zu schaffen, die den Anforderungen globaler, cloud-nativer Anwendungen gerecht wird.

Besonders wichtig war dabei, das israelische Team in die bestehende Struktur zu integrieren, ohne dessen Autonomie und kreative Arbeitsweise einzuschränken. Dies wurde durch gezielt geschaffene Schnittstellen erreicht, an denen das Rookout-Team eigenverantwortlich agieren konnte. Gleichzeitig erhielt es Zugang zu den Ressourcen und der Unterstützung, die für eine reibungslose Zusammenarbeit mit den globalen Entwickler- und IT-Teams notwendig sind.

Angepasste Tools und Kommunikationsplattformen ermöglichten es dem Team, seine Arbeitsprozesse weitgehend beizubehalten, während klar definierte Koordinationspunkte sicherstellten, dass ihr Fachwissen direkt in die Unternehmensstrategie einfließen konnte. Dieses hybride Modell förderte die Innovationskraft und Agilität des Rookout-Teams und nutzte zugleich die Stärken der bestehenden Entwicklungsinfrastruktur. Das Ergebnis war eine Arbeitsumgebung, die Autonomie und Teamwork gleichermaßen stärkt und sowohl Produktivität als auch Zufriedenheit nachhaltig steigert.

Internationale Zusammenarbeit ist letztlich eine Frage der Organisation. So sollte ein Unternehmen auch über länderübergreifende Initiativen wie internationale Hackathons oder Innovationswettbewerbe nachdenken. Auch Austauschprogramme zwischen verschiedenen Standorten sind ein wesentliches Element der globalen Zusammenarbeit. Dadurch entstehen persönliche Kontakte, die sich positiv auf die Produktivität der Teams auswirken.

Selbstverantwortung für motivierte Softwareentwickler und Softwareentwicklerinnen

Zu einer entwicklerfreundlichen Arbeitsumgebung gehören ebenfalls die Rahmenbedingungen der Arbeit. So sollten die Teams eine möglichst hohe Selbstverantwortung haben. Viele Softwareunternehmen haben gute Erfahrungen mit Vertrauensarbeitsort und -zeit gemacht. Autonomie ist auch für Entscheidungen über den Arbeitsplatz und seine Ausstattung mit Entwicklungswerkzeugen sinnvoll. Zu einer entwicklerfreundlichen Arbeitsumgebung gehören eine Reihe von technologischen Voraussetzungen, zum Beispiel leistungsfähige Hard- und Software sowie die freie Wahl der Entwicklungsumgebungen.

Diese Wahlfreiheit ist auch für die Aufgaben der Entwicklungsteams sinnvoll. Passend zur Entscheidungsautonomie sollten die Teams die Möglichkeit haben, Weiterbildungen nach den eigenen Bedürfnissen auszuwählen und eigene Ideen verwirklichen zu können. Viele Innovationen entstehen nicht durch geplantes Vorgehen, sondern aufgrund der Verfolgung von oft spontanen Ideen. Ein Beispiel dafür ist die Praxis, den Entwickler:innen ein Zeitkontingent für eigene Projekte zu geben. Das können neue Produkte sein, aber auch Beiträge zu Open-Source-Anwendungen.

Die bisher geschilderten Rahmenbedingungen gehören zu einer maßgeschneiderten Personalstrategie für Tech-Teams. Sie sollte idealerweise in Zusammenarbeit mit den Entwickler:innen definiert werden und eine enge Kommunikation mit IT-Führungskräften umfassen. Dazu gehört auch ein Feedback-System, sodass die Arbeitsumgebung kontinuierlich verbessert werden kann. Eine solche, mit strategischem Weitblick geschaffene Arbeitsumgebung fördert nicht nur Motivation und Innovationskraft bei den Entwickler:innen und stärkt langfristig den Unternehmenserfolg. Unternehmen, die in solche Arbeitsbedingungen investieren, können die besten Talente gewinnen und langfristig binden – ein Gewinn für beide Seiten.