Retention: der unerkannte Standortvorteil Deutschlands

Seit gut eineinhalb Jahren ist ja in Europa, und damit meine ich ganz Europa, von Spanien bis Moskau sowie in den USA das Thema Recruiting, Talente finden und halten das bestimmende Thema.

Auch in Indien ist dies Thema Nummer eins. Vor diesem Hintergrund haben einige russische Firmen ihre Niederlassungen, z.B. in der Ukraine, stark ausgebaut, weil sie dort noch die nötigen „Human Resources“ gefunden haben. So traf ich letzte Woche übrigens auch eine indische Firma, die in der Ukraine 900 Mitarbeiter, hauptsächlich im Ingenieurbereich, beschäftigt, weil sie diese Kapazitäten so schnell in Indien nicht aufbauen könnten. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass ich immer wieder auf deutsche Personalleiter/innen treffe, die der Meinung sind: "Wenn die Recruiting Probleme noch stärker werden, werden wir nach Osteuropa ausweichen". Der Zug ist wohl schon abgefahren....

Vor diesem Hintergrund und gerade in den stark wachsenden Wirtschaftgebieten wie Russland und Indien sowie auch in weiten Teilen Osteuropas wird dieses Problem durch die hohe Fluktuation der Mitarbeiter noch verstärkt.

Dies führt außerdem zu einer Gehaltsexplosion, die in Indien z. B. 35-60% im Jahr ausmacht.

Ich bin fest davon überzeugt, dass dies ein bis jetzt absolut verkannter (HR-) Standortvorteil für Deutschland ist. In Deutschland ist die Wechselbereitschaft der Mitarbeiter erheblich geringer und bei der entsprechenden Aufgabe, Mitarbeiterführung und marktfähigem Gehaltsgefüge stellt dies im Vergleich zu anderen Ländern ein wesentlich geringeres (HR-)Risiko für Unternehmen dar.

Wenn man jetzt noch die Entwicklung hin zu einem Großteil an Wissensarbeit (Knowledge Workers) mit bedenkt, bei der sich die Machtstrukturen in Unternehmen von der Unternehmensleitung hin zu den (Köpfen) der Mitarbeiter verlagern, wird dieser Standortvorteil noch deutlicher.

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Foto von CoWomen