Durch die unterschiedliche Informationsstrukturierung in Deutschland und China gibt es bezüglich Gesprächspausen grundverschiedene Vorgehen bzw. Ansichten. In Deutschland werden die wichtigsten Informationen oft im ersten Drittel eines Vortrags/einer Präsentation platziert. Dadurch haben die Zuhörer den Rest der Rede Zeit, sich eine passende Aussage, Meinung oder Antwort zu überlegen. 

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Foto von Green Chameleon

In China findet man häufig ein vollkommen konträres Vorgehen: Die wichtigsten Informationen werden oft an den Schluss einer Präsentation oder eines Redebeitrags gesetzt. Aufgrunddessen gilt es für die Zuhörer, dem Beitrag bis zum Ende ganz genau zu folgen. Demzufolge ist es in China nicht unüblich, dass nach dem Ende eines Redebeitrags eine kurze [Gedanken-]Pause benötigt wird, um das Gesagte zu überdenken und es zu interpretieren. Die längeren Pausen geben Ihrem chinesischen Gegenüber auch die Chance, darüber nachzudenken, wie eine heikle/schwierige Antwort möglichst indirekt/höflich formuliert werden kann.

Gesprächspausen von bis zu 60 Sekunden sind deshalb in Gesprächen in China durchaus zu finden. Sie werden teilweise sogar bewusst eingesetzt, um ausländische Gesprächspartner – welche diese langen Pausen aus der eigenen Kommunikation nicht kennen – zu verunsichern.

Lassen Sie sich also durch längere Gesprächspausen nicht beunruhigen, denn verbale Zurückhaltung ist in der Volksrepublik durchaus eine Tugend; sie dient der Konzentration und dem Nachdenken. Insbesondere Personen in einer höheren Hierarchieposition ist es oft wichtig, ein Gespräch zu führen bzw. zu leiten. Dabei nutzen sie Gesprächspausen auch aus, um so hierarchische Unterschiede zu zeigen.

Für Deutsche wirkt Gesprächszeit ohne Gespräch schnell als Zeitverschwendung, viele werden unruhig oder unterbrechen sogar die Pause. Schließlich herrscht in Deutschland eher ein gleichzeitiger Sprechwechsel vor, sprich: Zwischen den Redeanteilen von 2 Gesprächspartnern gibt es oft gar keine Pause. Das Gespräch nach westlichen Vorstellungen voranzutreiben, würde auf Seiten Ihres chinesischen Gegenübers jedoch unter Umständen als negativ wahrgenommen werden. Unser Tipp: Bleiben Sie ruhig, schweigen Sie einfach mit und bauen Sie neue Konzentration auf. Mitunter hilft es beispielsweise sehr, im Kopf bis 10 zu zählen, bevor man den eigenen Redeanteil beginnt. Sie geben Ihrem chinesischen Gegenüber dadurch den gewünschten Raum für eigene Gedanken.

Im nächsten Artikel werde ich abschließend auf das Thema „Produktpräsentationen in China“ eingehen. Falls Sie es bis dahin nicht erwarten können, finden Sie nähere Informationen auch auf unserer China-Trainings-Seite.