Planspielforum Zukunft Personal

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Foto von bruce mars

Unter dem Titel „Hard Facts & Soft Skills – Kompetenzerwerb mit Planspielen“ veranstaltet der deutschsprachige Fachverband für Planspiele SAGSAGA gemeinsam mit dem Zentrum für Managementsimulation (ZMS) der DHBW Stuttgart am 12. Oktober in Köln erstmals das „Planspielforum Zukunft Personal“. Das Forum ist Teil der „Professional Learning Europe (PLE)“, dem neuen Kongress für E-Learning, Wissensmanagement und Personalentwicklung, und der Zukunft Personal, Europas größter Messe für Personalmanagement.

Neben Programmpunkten zu Planspielen auf der Messe Zukunft Personal, wie einer Podiumsdiskussion der SAGSAGA, ist im Rahmen des Planspielforums auf dem PLE-Kongress eine Kombination von Fachvorträgen am Vormittag und mehreren parallelen Workshops am Nachmittag geplant.

Weitere Informationen und Programm: www.planspielforum.de

16 weiße und 16 schwarze Figuren versuchen jeweils den König des Gegners so anzugreifen, dass dieser nicht mehr entkommen kann. Schach kennen viele als strategisches Brettspiel, kämen aber wohl kaum auf die Idee, darin einen Ursprung von Planspielen zu sehen.

Die Entstehung des Schachspiels und verwandter Strategiespiele, wie das Kampfspiel Chaturanga, wird schon auf circa 1000 v. Chr. datiert. Die dabei zugrundeliegende Idee, strategisches Denken zu schulen, ist bis heute erhalten geblieben. Das Planspiel soll es den Teilnehmern darüber hinaus ermöglichen, gemeinsam in einer komplexen, fiktiven aber realitätsnahen Umwelt zu handeln und Erfahrungen zu sammeln. Meist werden hierfür konflikt- oder problemhaltige Situationen entworfen.

Die Entwicklung des Planspiels vollzog sich lange Zeit im militärischen Umfeld: Aufbauend auf der Urform des Schachs wurden ab Mitte des 17. Jahrhunderts sogenannte Kriegsspiele für die Ausbildung von Offizieren entwickelt. Im Laufe der Zeit entstanden zwei Richtungen: Strenge Kriegsspiele mit umfangreichen Regeln, Tabellen, Formeln und Begrenzungen sowie freie Kriegsspiele mit einem Minimum an Regeln und Berechnungen. Erst ab circa 1950 entstanden die ersten Planspiele für die zivile Nutzung.

Auch bei heutigen Planspielen lassen sich diese beiden Formen unterscheiden: die „Rigid Rule Games“ und die „Free Form Games“. Während betriebswirtschaftliche Planspiele meist zur ersten Form zählen, entsprechen beispielsweise politische Planspiele tendenziell der zweiten. In Unternehmen werden Planspiele hauptsächlich dazu eingesetzt, die Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz der Mitarbeiter zu erhöhen. Sie eignen sich auch für die Potenzialanalyse oder dazu, das menschliche Handeln zu erforschen.

Die Methode: Simulation – Rollen – Spiel

Die Planspielmethode setzt sich vor allem aus drei Komponenten zusammen: Simulation, Rollen und Spiel. Die Simulation als modellhafte Abbildung der Realität ist der Kern der Methode. Mit ihrer Hilfe ist es möglich, reale Begebenheiten und Zusammenhänge nachzuvollziehen, transparent zu machen und sie einem Lernprozess zur Verfügung zu stellen. Über die verteilten Rollen werden die Teilnehmer in die Simulation eingebunden und interagieren zudem untereinander.

Die dritte Komponente ist das Spiel. Es ermöglicht dem Teilnehmer, die Simulation aktiv zu beeinflussen und im Spielverlauf die Auswirkungen der eigenen Entscheidungen zu erfahren. Erst durch die Spielkomponente kommt es laut Walter Rohn, dem „Vater der deutschsprachigen Planspielforschung“, zu einer Dynamisierung des Modells.

Im Englischen gibt es kein genaues Pendant zum Begriff des Planspiels. Der Bedeutung des deutschen Planspiels kommen die Begriffe „gaming simulation“ oder „simulation game“ am nächsten. Das anglo-amerikanische „Simulation and Gaming“ ist ein gängiger Überbegriff, unter dem neben der Methode des Planspiels auch beispielsweise sogenannte Serious Games oder Lernspiele im Allgemeinen subsumiert werden.

Planspiele integrieren Themen und Methoden

Die Themen, zu denen es Planspiele gibt, sind heute unbegrenzt. Nach Schätzung des Fachverbands SAGSAGA sind derzeit zwischen 1.500 und 2.000 verschiedene Unternehmensplanspiele auf dem deutschsprachigen Markt im Einsatz. Die Varianten reichen von klassischen General-Management-Planspielen über solche zu einzelnen Unternehmensbereichen wie Marketing oder Logistik bis hin zu spezifischen Einzelfragestellungen wie Changemanagement oder den Umgang mit Unternehmensfusionen.

Planspiele gibt es aber nicht nur mit wirtschaftlichem Inhalt, sondern beispielsweise auch zu politischen, psychologischen, pädagogischen und soziologischen Fragestellungen. Für den Einsatz von Planspielen im Human Resource Management lohnt sich daher ein Blick „über den Gartenzaun“: Sowohl bei der Entwicklung als auch der Durchführung können Personalverantwortliche von Planspielen mit anderem fachlichen Hintergrund lernen – beispielsweise das Trainieren interkultureller Kompetenz von zunächst politisch ausgerichteten Europa-Planspielen.

Die Entwicklungen der Planspielmethode sind schon immer mit allgemeinen technischen Innovationen verknüpft. So wurden Errungenschaften wie der Taschenrechner, der Computer und das Internet durch Hersteller gewinnbringend integriert. In letzter Zeit gewinnt nun auch das Web 2.0 zunehmend an Bedeutung. Bei computerbasierten Planspielen steht meist der Umgang mit oder das Handeln in komplexen Situationen im Fokus.

Die Hersteller entwickeln auch sogenannte haptische Formen. Diese basieren auf einer anderen Idee und Zielsetzung: Durch die plastische Abbildung, beispielsweise von finanziellen Ressourcen in einem Produktionsprozess, und die Möglichkeit selbst „einzugreifen“, werden Vorgänge transparent und nachvollziehbar, so dass die Teilnehmer sie besser verinnerlichen können.

Gerade dieser Variantenreichtum der Planspielmethode erleichtert stetige Innovationen, erfordert aber auch intensiven und aktiven Austausch über Erfahrungen mit Planspielen, deren Einsatz und Entwicklung. Systematische und interdisziplinäre Forschung ist dabei unabdingbar.

Literaturverzeichnis

Dörner, Dietrich (2001): Die Logik des Mißlingens. Strategisches Denken in komplexen Situationen. 14. Aufl. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt (rororo-sience).

Geuting, Manfred (1992): Planspiel und soziale Simulation im Bildungsbereich. Frankfurt am Main: Lang (Studien zur Pädagogik, Andragogik und Gerontagogik, 10).

Gust, Mario; Klabbers, Jan (2008): Unterschiede zwischen offenen und geschlossenen Planspielen. In: Blötz, Ulrich (Hg.): Planspiele in der beruflichen Bildung. Auswahl, Konzepte, Lernarrangements, Erfahrungen. Aktueller Planspielkatalog 2008. Multimedia-Publikation. 4., überarbeitete Auflage. Bielefeld: Bertelsmann (Schriftenreihe des Bundesinstituts für Berufsbildung), S. 58–67.

Hitzler, Sebastian (2009): Vorab-Produktevaluation eines computerunterstützten Planspiels. Welche Möglichkeiten und Grenzen eröffnet das Planspiel “Paul’s Island” für einen Einsatz in andragogischen Trainingsmaßnahmen? Saarbrücken: VDM Verlag Dr. Müller.