Die Online-Kurse für die Massen wirbeln die akademische Welt gehörig durcheinander. Jeder kann daran teilnehmen, sofern er über einen Internetzugang verfügt. Für Moocs gelten keine Grenzen, keine Schulabschlüsse und keine Klassenunterschiede, denn die Teilnahme ist kostenlos möglich. MOOCs sind prominent. Unter dem Namen „edX“ lehren das Massachusetts Institute of Technology (MIT) und die Harvard University, auf der Hochschul-unabhängigen Plattform Udacity bietet der ehemalige Stanford-Professor Sebastian Thrun zusammen mit Kollegen MOOCs an. Auf der Plattform Coursera schließlich kann man sich in Vorlesungen und Kurse von Hochschulen wie Stanford und Princeton oder der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) einschreiben. Auch das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam gehört zu den Anbietern von MOOCs. Mit der ersten hochschulübergreifenden deutschsprachigen Plattform geht jetzt opencourseworld.de an den Start.

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Foto von Austin Distel

Qualifizierung und Recruiting mit Moocs

Experten wie Gary W. Matkin von der University of California sehen in MOOCs nicht nur Vorteile für den Zugang zur akademischen Lehre sondern auch für Unternehmen. Diese könnten MOOCs zum Beispiel für das Recruiting nutzen, wenn sie selbst in Zusammenarbeit mit Hochschulen Kurse anbieten und entwickeln. Auf diese Weise sei es möglich, künftige Bewerber und ihre Entwicklung sehr früh zu beobachten und diese an sich zu binden. Gleichzeitig könnten Kursinhalte auch für die Weiterbildung in Unternehmen genutzt werden oder Mitarbeitern die Gelegenheit gegeben, sich im Rahmen von MOOCs fortzubilden und ein Hochschulzertifikat zu erwerben. Das sieht auch Professor Dr. Dr. August-Wilhelm Scheer, ehemaliger Bitkom-Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender der Saarbrücker IMC AG, die opencourseworld.de betreibt.

Die Angebote sind für Mitarbeiter in Unternehmen vielleicht sogar noch interessanter als für Studierende, denn sie können plötzlich akademische Kurse besuchen, die vorher allein schon aufgrund von Zeitrestriktionen nicht besuchbar waren. Zudem sind die Angebote zunächst kostenfrei, es sei denn, man wünscht ein Zertifikat als Nachweis, dann sind dafür entsprechende Zertifikatsgebühren zu entrichten, die den Betreibern, Hochschulen und Dozenten die Kosten decken“, so Professor Scheer im Interview.

Dass es dabei nicht nur um IT-Themen sondern auch um die sogenannten „Soft Skills“ gehen kann, zeigen zwei Kursangebote „Learn how to lead“ und „Business Process Management“, die auf www.opencourseworld.de ab Mitte Januar laufen und für die Absolventen ein Zertifikat der Universität Saarbrücken erwerben können. Die Kurse dauern jeweils sechs Wochen und sollen Einsteigerwissen zum Thema vermitteln.