In unserem heutigen HRM Podcast zum Thema “Lern-Hacks in Unternehmen” dürfen wir Dr. Thomas Tillmann als Gast begrüßen. Er wird uns über Strategien erzählen, wie Unternehmen ihre Mitarbeiter an eine Kultur des Lernen heranführen können und welche Rahmenbedingungen hierfür notwendig sind. Und er wird im Gespräch mit Alexander Petsch, dem Gründer des HRM Instituts, erklären, warum die Verantwortung des Lernprozesses letztlich doch beim Einzelnen liegt.
Thomas Tillmann berät seit 15 Jahren Unternehmen und Organisationen bei der Umsetzung ihrer Lern- und Weiterbildungsstrategien. Seine Kundenliste liest sich wie das Who is who der deutschen Wirtschaft – darunter Siemens, Deutsche Telekom, Henkel oder Daimler. Vor dem Sprung in die Selbstständigkeit war Thomas Tillmann unter anderem fünf Jahre Senior Associate bei McKinsey & Company.
Dem Lernen in Unternehmen liegt nach Ansicht von Thomas Tillmann auch ein hausgemachtes Missverständnis zugrunde. Und das läge an dem Begriff Personalentwicklung. “Der verleitet zu der Annahme, die heißt so, weil sie das Personal entwickelt.” Und das sei natürlich nur teilweise richtig. Vielmehr seien Lernprozesse etwas, die ganz stark vom Einzelnen ausgingen, sagt der studierte Literaturwissenschaftler. “Ich werde nicht belernt, sondern ich lerne selbst.” Und genau an diesem Punkt sollten Unternehmen und Organisation umdenken, sich von Strukturen der Vergangenheit lösen. “Wir müssen das Lernen neu sortieren”, sagt Thomas Tillmann. Antworten auf Fragen finden wie: “Wer hat welche Funktion in Bezug auf Lernen?”, “Welche Rahmenbedingungen haben wir dafür?”, “Mit welcher Einstellung gehen wir das an?”
Zutrauen der Mitarbeiter in ihre Entwicklungsmöglichkeiten fördern
Der Kern von Thomas Tillmanns These ist aber die Verschiebung der Verantwortung auf den Einzelnen. “Selbststeuerung und Eigenverantwortung sind etwas ganz Entscheidendes. Andere können für das Lernen den Rahmen schaffen, aber am Ende geschieht dieses Lernen durch mich im Kopf.” Lange Zeit sei das Thema zu sehr an HR delegiert worden, meint Thomas Tillmann. Da seien Mitarbeiter in irgendwelche Programme gesteckt und mutmaßlich weitergebildet worden. “Das hat aber nie überzeugend funktioniert.” Im Zuge der digitalen Transformation dränge sich das Thema Lernen zunehmend in den Vordergrund. Und da Arbeitsprozesse immer spezifischer werden, seien große Weiterbildungsgruppen, wie wir sie aus der Vergangenheit kennen, nicht mehr zeitgemäß. Zu den Hauptaufgaben des HR gehöre es daher, Mitarbeitern “Orientierung zu geben, ihnen mit Anregungen zur Seite stehen, wie ihr Lernen gelingen kann”.
Das A und O des selbstbestimmten Lernens ist für Thomas Tillmann die Relevanz. “Wenn ich die Relevanz eines Lernverhaltens klar vor Augen habe, kann ich auch mit defizitären Medien oder Trainern gut lernen.” Umgekehrt verhalte es sich ähnlich. Daher sei es wenig erfolgsvorsprechend, wenn Mitarbeiter von HR in Programme gesteckt würden, die nicht auf Initiative des Einzelnen zurückgingen. “Das können noch so aufwendig produzierte Kurse sein”, sagt Thomas Tillmann, “wenn die Mitarbeiter da reingepusht werden, stellt sich diese Relevanz nicht ein”. Vielmehr sollten sich Personal darauf konzentrieren, bei ihren Mitarbeitern Zutrauen in die eigenen Entwicklungsmöglichkeiten zu fördern. “Wir unterschätzen, wie viele Menschen dahingehend ein sehr skeptisches Selbstbild von sich haben”, sagt der Lernexperte. Dies lasse sich mit einfachen Strukturen und Methoden, wie beispielsweise dem “Lern-Cockpit” erreichen.
Das Gelernte schnell in den Alttag einfließen lassen
Führungskräften rät Thomas Tillmann mit gutem Beispiel voranzugehen. Wie etwa im Fall jenes Vorstands, der ein solches Lern-Cockpit, angereichert mit einem Video, gegenüber den Mitarbeitern öffentlich machte. “Darin gab er ganz offen zu Protokoll, was er in diesem Jahr zu lernen gedenke, aus welchen Gründen und mit welchen Methoden”, sagt Thomas Tillmann. Bei den Mitarbeitern sei das hervorragend angekommen. “Die fanden das hochinteressant. Das ist ein einfacher Impuls, Lernkultur weiterzuentwickeln.” Dennoch sei dieser Vorstand noch immer ein Ausnahmefall, sagt Thomas Tillmann. “Das Lernen von Führungskräften ist eine völlige Black Box in den Unternehmen. Da lässt sich keiner reingucken.” Dabei sei das eine hervorragende Möglichkeit, Reflexionen über diese Lernprozesse im gesamten Unternehmen in Gang zu bringen.
Lernen sollte auch nicht ausschließlich als rein kognitiver Prozess stattfinden, sagt Thomas Tillmann. Das sei ermüdend und der Motivation wenig zuträglich. Vielmehr sollte der Lernprozess mit spielerischen und emotionalen Elementen angereicht werden. Im günstigsten Fall könne das Gelernte schnell in den täglichen Arbeitsablauf einfließen. “Das ist die Crux von überkommenden Lernprogrammen in Unternehmen”, sagt Thomas Tillmann, “die sind zwar inhaltlich oft gut gemacht, aber danach stellt sich der Mitarbeiter die Frage, was er denn jetzt damit anstellen könne”. Unternehmen und Mitarbeiter rate er, schon frühzeitig damit anzufangen, Gelerntes Schritt für Schritt im Arbeitsalltag nutzbar zu machen.
Zur Person:
Thomas Tillmann studierte zunächst Literaturwissenschaft an der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Nach dem Abschluss stieg er bei McKinsey & Company ein. Nebenbei promovierte er an der Humboldt-Universität in Berlin. Thomas Tillmann berät mit seiner Firma ABC Tillmann seit 15 Jahren Unternehmen und Organisationen bei der Umsetzung ihrer Lern- und Weiterbildungsstrategien. Seine Kundenliste liest sich wie das Who is who der deutschen Wirtschaft – darunter Siemens, Deutsche Telekom, Henkel oder Daimler. Vor dem Sprung in die Selbstständigkeit war Thomas Tillmann Senior Associate bei McKinsey & Company.
Viele weitere Hacks als Checkliste oder das gesamte Interview als Podcast oder Text: Learn-Hacks für Unternehmen mit Dr. Thomas Tillmann (Episode #26) – HRM.de
Kontakt zu unserem heutigen Podcast-Gast Dr. Thomas Tillmann: Thomas Tillmann – HRM.de
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Viel Spaß mit dieser Podcast-Folge.