Die BMW-Nachwuchsprogramme wie die BMW-Berufsausbildung, das studentische Förderprogramm Fastlane oder das Direkteinstiegsprogramm Drive sorgen für einen kontinuierlichen Zufluss an Kompetenzen und externem Know-how. Darüber hinaus steigern Nachwuchsprogramme die Attraktivität als Arbeitgeber und tragen zu einer ausgewogenen Altersstruktur der Belegschaft bei.

people around table in cafeteria
Foto von AllGo – An App For Plus Size People

Im Jahr 2010 führt die BMW Group zwei neue Nachwuchsprogramme ein, welche die Gesamtlandschaft der Nachwuchsprogramme der BMW Group erweitern und stimmig ergänzen. Mit dem Bachelorprogramm SpeedUp werden technikbegeisterte Abiturienten und Schulabgänger mit Fachhochschulreife angesprochen. Die Programmteilnehmer erwerben mit einem Stipendium der BMW Group einen Bachelorabschluss und absolvieren parallel Praxiseinsätze. Das internationale BMW Group Graduate Programme für Trainees bildet herausragende Hochschulabsolventen (mit Bachelor-, Master- oder Promotionsabschluss) sowie Young Professionals für die spätere Übernahme von anspruchsvollen Aufgaben aus.

Weit mehr als die Hälfte der deutschen DAX-Unternehmen bieten derzeit Traineeprogramme als mögliche Einstiegsart ins Unternehmen an. Bei der BMW Group gab es bis in die 90er-Jahre ein internationales Traineeprogramm. Dann jedoch fiel die Entscheidung, jenes zu Gunsten des deutlich breiter angelegten Direkteinstiegsprogramms Drive einzustellen. Letzteres wird von allen Hochschulabsolventen nach ihrem Einstieg ins Unternehmen durchlaufen. Allerdings musste in der Zwischenzeit festgestellt werden, dass diverse Gründe, beispielsweise der steigende Bedarf an funktionsübergreifend ausgebildeten Nachwuchskräften sowie die Sicherung der Arbeitgeberattraktivität in allen relevanten Zielgruppen, dafür sprechen, ergänzend zum Direkteinstieg erneut ein internationales Traineeprogramm aufzulegen.

Komplexe Anforderungen

Das BMW Group Graduate Programme wird derzeit mit dem Slogan „Gehen Sie mit uns in Führung!“ beworben. Das aktuelle Programm soll veränderten Rahmenbedingungen Rechnung tragen und Nachwuchskräfte an die komplexer werdenden Anforderungen eines international agierenden Konzerns heranführen. Die Trainees werden funktionsübergreifend ausgebildet, sind aber von Beginn an einem späteren Zielbereich zugeordnet. Dadurch werden die zielgenaue Qualifizierung sowie die fachliche und soziale Integration bereits während des Programmablaufs sichergestellt.

Schon bei der Auswahl der Kandidaten liegt der Fokus auf einem Anforderungsprofil, das die Eignung für komplexe und internationale Aufgaben klar erkennen lässt. Die Kernanforderungen, wie beispielsweise Eigeninitiative, Veränderungsbereitschaft, Teamgeist und eine ausgeprägte Fähigkeit zur Selbstreflexion, spiegeln bewusst Parallelen zum Führungsmodell der BMW Group, dem Management Haus, wider. Weitere Voraussetzungen sind:

  • ein exzellenter technischer oder kaufmännischer Hochschulabschluss
  • mindestens sechs Monate relevante Praxiserfahrung (durch Praktika, Ausbildung, erste Berufserfahrung)
  • mindestens vier Monate relevante Auslandserfahrung (Studium oder Praxiserfahrung)
  • persönliches Engagement neben dem Studium oder außerhalb der Hochschule
  • Deutsch und Englisch fließend, idealerweise weitere Fremdsprachen
  • eigene Ideen und Visionen
  • scharfer analytischer Verstand
  • Leidenschaft für das Automobil
  • Eigeninitiative, Veränderungsbereitschaft, Teamgeist und Selbstreflexion

Während die oben angeführten Anforderungen für jeden Trainee ungeachtet des späteren Einsatzgebietes gelten, kommen fachbereichsspezifische hinzu. Letztere werden auf den benötigten Bedarf zugeschnitten und konkretisieren die Anforderungen, die ein Trainee für einen bestimmten Fachbereich mitbringen sollte. Darüber hinaus wird bei der Auswahl großer Wert auf eine ausgewogene Persönlichkeit gelegt, die sich in nachweisbarem sozialem Verantwortungsbewusstsein und in einer ausgeprägten Leistungsbereitschaft zeigt.

Um die geeigneten Kandidaten für das Programm herauszufiltern, findet nach einer Vorselektion der Bewerbungsunterlagen zunächst ein Telefoninterview statt. Dem schließt sich ein eineinhalbtägiger Auswahltag an, der sich aus verschiedenen Übungen ähnlich denen eines Assessment Centers zusammensetzt. Am Auswahltag nehmen neben Vertretern der Personalabteilung auch Vertreter aus den Fachbereichen teil (mittleres und oberes Management). Somit wird eine mehrdimensionale Überprüfung der fachlichen und sozialen Kompetenzen der Kandidaten sichergestellt.

Grundsätzlich stellt die BMW Group Trainees in verschiedenen Unternehmensbereichen ein, darunter Forschung & Entwicklung, Produktion, Vertrieb und Marketing, Einkauf & Lieferantennetzwerk, Finanzen und Personal. Die Anzahl und die Bereichszuordnung der Trainees werden halbjährig vor jeder neuen Ausschreibung eines Jahrgangs strategisch aus der langfristigen Nachwuchsplanung abgeleitet. Am 1. April 2010 sind die ersten Trainees gestartet. Der Recruitingprozess für den nächsten Trainee- Jahrgang, der zum 1. Oktober 2010 starten wird, ist bereits angelaufen.

Leisten und Lernen

Das Traineeprogramm steht unter der Devise „Leisten und Lernen“, die sich wie ein roter Faden durch die 15-monatige Ausbildung zieht. Der Ablauf umfasst neben klassischen Elementen eines Traineeprogramms zusätzliche innovative Elemente, die zu einer funktionsübergreifenden, zukunftsorientierten und internationalen Ausbildung beitragen. (Abb. )

Der Trainee wird vor Programmstart einem Schwerpunktbereich zugeordnet. Ausgehend von den Anforderungen und Schnittstellen dieses Schwerpunktbereichs leitet sich die weitere Einsatzplanung ab. Nach dem fünfmonatigen Einsatz in der Startabteilung innerhalb des Schwerpunktbereichs erfolgt eine Entsendung an einen internationalen Standort, in der Regel in ein Produktionswerk in den USA, Großbritannien, Südafrika oder China. Im Anschluss wird der Trainee in einem Bereich eingesetzt, der inhaltlich auf den vorherigen Programmbausteinen aufbaut und einen weiteren Perspektivenwechsel auf den Schwerpunktbereich bietet. Der zweite Auslandseinsatz findet im Regelfall in einer Vertriebsregion im Ausland statt, etwa in einem Wachstumsmarkt wie China oder Indien.

Begleitend zu den funktionsübergreifenden Kernelementen absolvieren die Trainees ausgewählte Zusatzelemente, die das Verständnis für grundlegende und zentrale Prozesse und Aufgaben in der BMW Group schärfen. So absolviert jeder Trainee einen zweiwöchigen Produktionseinsatz. Dem schließen sich Einsätze in Bereichen an, die gezielt das Verständnis für die Kundenorientierung vertiefen, wie etwa der Verkauf oder der Kundenservice. Durch diese Einsätze wird gewährleistet, dass die Kundenorientierung, die eine zentrale Grundüberzeugung der BMW Group darstellt, von Beginn an integraler Bestandteil der Nachwuchsausbildung ist und entsprechend verinnerlicht wird.

Zudem beinhaltet das Traineeprogramm Off-the-Job-Elemente, die ergänzende, wichtige Lerninhalte vermitteln. So wird jeder Trainee durch einen erfahrenen Mentor aus dem mittleren Management begleitet, der bei fachlichen und persönlichen Fragen berät. Einen weiteren Baustein stellt ein gemeinsames Teamprojekt dar, in welchem die interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie das soziale Verantwortungsbewusstsein der Trainees geschärft werden. Networking- Veranstaltungen und Kaminabende fördern den übergreifenden und interdisziplinären Austausch und die Vernetzung der Trainees, beispielsweise auch zu Teilnehmern anderer Nachwuchsprogramme. Abgerundet werden die Off-the-Job-Elemente durch ein Trainingskonzept, das auf den drei Säulen Corporate Knowledge, Technical Expertise sowie Personal Skills basiert und von der Bildungsakademie der BMW Group durchgeführt wird.

Ausblick

Harald Krüger, Personalvorstand der BMW Group, hat die programmbezogene Mentorenschaft für das BMW Group Graduate Programme übernommen. In dieser Rolle nimmt er – selbst einst internationaler Trainee bei BMW – beispielsweise an Kaminabenden mit den Trainees teil. Damit wird die Bedeutung, die der Entwicklung von Nachwuchs bei der BMW Group beigemessen wird, unterstrichen. Anspruch und zugleich Herausforderung auf Unternehmensseite werden sein, den Trainees, die sich bewähren, geeignete Entwicklungsperspektiven anzubieten und den Erfolg des Programms kontinuierlich auszuwerten. Für den individuellen Erfolg allerdings, sich als geeignete Nachwuchskraft im Unternehmen zu etablieren, sind die Trainees selbst gefragt. Denn jeder einzelne trägt die Verantwortung dafür, die Devise des Programms, „Leisten und Lernen“, durch persönliches Engagement zum Leben zu erwecken.

Quelle: PERSONAL – Heft 06/2010