IBM werde die Übernahme des in New York an der Börse notierten Unternehmens zu einem Preis von 1,3 Milliarden Dollar voraussichtlich im vierten Quartal diesen Jahres abgeschlossen haben, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung. 

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Foto von Valeriy Khan

Daten sammeln, auswerten, nutzen und gemeinsam damit arbeiten, das ist schon jetzt eine der Spezialitäten von IBM. Mit dem Kauf von Kenexa will das Unternehmen die eigene Technik um eine Recruiting- und Talent-Management-Plattform ergänzen und seine führende Position im Bereich Social Business und HR Business Services sichern und ausbauen. Kenexa verfüge über eine einzigartige Kombination von cloud-basierter Technologie und Consulting-Services. Mit der Kombination eigener Angebote und Kenexas Lösungen werde es Kunden erstmals möglich sein,  Projekt-Teams aus Mitarbeitern mit jeweils genau passenden Kompetenzen zusammenzustellen und  zu schulen.

Der Kunde sei der wahre Gewinner dieser Transaktion, zeigte sich Kenexa-Chef Rudy Karsan überzeugt. Die Kombination von Kenexa und IBM sei unvergleichbar, man könne Lösungen anbieten, die von der Strategie über die technologische Plattform bis zu Service Dienstleistungen reichen. Kenexa ist nach eigenen Angaben in 21 Ländern weltweit aktiv und hat rund 2.800 Mitarbeiter sowie mehr als 8.900 Kunden.

Nach SAP, das Unternehmen übernahm den Talent-Management-Anbieter Successfactors, und Oracle, das Taleo schluckte, war für  Analysten der IBM-Kenexa-Deal eine logische Folge. Laut Josh Bersin von Bersin & Associates ist Kenexa neben Taleo die führende Recruiting- und Talent-Management-Plattform und verfüge ebenso über ein führendes Learning-Management-System. Außerdem sei es die Nummer Zwei auf dem Markt für Mitarbeiter-Assessments, einem Markt, der bereits heute über eine Milliarde Dollar wert sei und der stark wachse. Kenexa hätte einen guten Zugang zu den HR-Verantwortlichen vieler Unternehmen, der IBM fehlen würde. Mit Kenexas Angebot könne IBM seine Position im globalen HR- und Talent-Management-Markt weiter ausbauen.

Für Mike Cooke vom Beratungsunternehmen Brandon Hall ist vor allem die Kundensicht wichtig.  Die Kunden sollten wissen, welche Investitionen IBM in die Technologie und Kenexa plane und ob das Unternehmen weiterhin auch unabhängig von IBM operieren könne, um unter anderem seine vielen kleineren und mittelgroßen Kunden zu bedienen. Schließlich sei es wichtig zu wissen, wie IBM die Mitarbeiter und das Management-Team von Kenexa halten und motivieren wolle.

Eine weitere Perspektive bringt Brian Sommer vom Informationsdienst ZDNet ins Spiel. Seiner Ansicht nach hat IBM erkannt, dass eine ökonomische Wertschöpfung in Unternehmen nur stattfindet, wenn Social Media, Analysetools und das Humankapital gemeinsam genutzt werden, um Geschäftsprozesse zu verändern. HR-Software-Anbieter und -Berater würden ihre Aufmerksamkeit zu sehr auf die eigene Technologie richten. Das sei ein Grund, warum ihre Ansprechpartner in Unternehmen lediglich aus dem HR-Bereich kommen. IBM dagegen würde zeigen, wie man mit der passenden Technologie gleich ein ganzes Geschäftsmodell verändern könne, und nicht nur die Personalentwicklung. Wenn es nach Sommer geht, findet mit der Übernahme ein Paradigmenwechsel statt, wie HR-Software in Zukunft verkauft werde. Ob es IBM gelänge, HR-Software damit auch für CEOs interessant zu machen, stünde noch in Frage. Sicher sei dagegen, dass der neue Ansatz von Beratungsunternehmen wie zum Beispiel Accenture schnell aufgenommen werde.

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