Gesunde Arbeitsbedingungen hängen sehr stark von den Rahmenbedingungen in einem Unternehmen ab – dazu gehört auch eine gesundheitsförderliche Unternehmenskultur, die es den Beschäftigten ermöglicht gesund und leistungsfähig zu bleiben. Darüber hinaus sollten die Beschäftigten aber auch Kompetenzen zur Förderung ihres eigenen, individuellen Gesundheitsverhaltens erwerben können. Da Belastungen in der Freizeit prinzipiell die gleichen Auswirkungen haben, wie Faktoren, die im Zusammenhang mit der Arbeit auftreten, sollten sich mögliche Interventionen sowohl auf einen gesundheitsförderlichen Arbeits- als auch Lebensstil beziehen. Arbeitgebende sollten ihre Beschäftigten dazu befähigen, relevante Gesundheits- und Sicherheitsanforderungen umzusetzen sowie ihre Gesundheitskompetenz zu stärken.

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Gerade in Sachen Gesundheit ist die persönliche Information oft die wirkungsvollste. 64,2% der Mitarbeitenden verfügen über eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz (Hurrelmann et al., 2020).
Deshalb gewinnt dieses Thema in einer von Digitalisierung geprägten Arbeitswelt eine zunehmende Bedeutung. Infolgedessen ist die Entwicklung und Förderung von Gesundheitskompetenz eine zentrale Voraussetzung dafür, dass Beschäftigte neue Belastungen bei der Arbeit bewältigen können, bzw. lernen damit umzugehen. Arbeitgebende sollten in einem angemessenen Rahmen ihre Beschäftigten dazu befähigen, mehr Verantwortung für die eigene Gesundheit und die Arbeitssicherheit zu übernehmen. Hier sind Programme, getreu dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ ein gutes Mittel und zugleich eine besondere Form der Wertschätzung der Arbeitgebenden gegenüber den Mitarbeitenden, da er die entsprechenden Voraussetzungen in Form von verhältnis- und verhaltenspräventiven Maßnahmen zur Verfügung stellt.

Die Umsetzung gestaltet sich jedoch häufig schwierig und stellt die BGM Verantwortlichen bzw. Beauftragten vor einige Hürden, besonders dann, wenn es um die Erreichbarkeit und den Zugang aller Mitarbeitenden zu den verschiedenen Angeboten geht.

Eine Möglichkeit diese Zugangswege zu erleichtern, ist der Aufbau eines Expert*innen-Netzwerks innerhalb des eigenen Unternehmens mit Einbeziehung der Mitarbeitenden. Entsprechende Multiplikator*innen-Schulungen können Mitarbeitende vor Ort mit dem Wissen und Können ausstatten, für ihre Kolleg*innen im Standort Initiator, Motivator und Ansprechperson für unterschiedlichste BGM-Themen zu sein.

Rolle und Aufgabe von Gesundheitsbotschafter*innen allgemein:

  • Direkte Ansprache der Mitarbeitenden und damit auch Mitarbeitende, die den Zugang zu den gesundheitsförderlichen Angeboten noch nicht gefunden haben.
  • Information über Gesundheitsthemen und -maßnahmen innerhalb des Unternehmens.
  • Kommunikation in zwei Richtungen: Lots*innen für das BGM, die die Mitarbeitenden über BGM Angebote, BGM-Ansprechpersonen und interne Anlaufstellen informieren und wertvolle Feedbackgebende aus der Belegschaft für die BGM-Verantwortlichen.
  • Steigerung der BGM-Akzeptanz auf der Seite der Belegschaft
  • Integration der Beschäftigten aus anderen Kulturen, die das betriebliche Angebot an Gesundheitsleistungen oft nicht kennen oder nicht richtig verstehen.
  • Gesundheitsbotschafter*innen in der Rolle des Ergonomie-Coaches (individuelle Einstellung und Nutzung der vorhandenen Arbeitsmittel, Aufzeigen praxisnaher Ausgleichsübungen am und um den Arbeitsplatz herum usw.)

Gesundheitsbotschafter*innen in der Rolle des Ergonomie-Coaches

Höhenverstellbare Schreibtische, ergonomisch angepassten Stühlen und rücken- und gelenkschonenden Arbeitsgeräten sind bereits in vielen Unternehmen vorhanden. Erfahrungen zeigen aber, dass die reine Bereitstellung dieser Möglichkeiten nicht immer erfolgreich bzw. ausreichend ist. Die richtige Einstellung und entsprechend alltagsgerechte Nutzung der Arbeits- und Hilfsmittel ist erforderlich, um damit eventuellen arbeitsplatzbezogenen Belastungen entgegen zu wirken oder diesen vorzubeugen.

Hier können qualifizierte Ergonomie-Coaches bei der Einstellung und Nutzung der vorhandenen Arbeitsmittel helfen und auch praxisnahe Ausgleichsübungen am und um den Arbeitsplatz herum aufzeigen. Dabei unterstützen Konzepte, die langfristig sicherstellen, dass Angebote zur ergonomischen Gestaltung des Arbeitsplatzes konsequent genutzt und so Teil des Arbeitsalltages werden.

Gesundheitsbotschafter*innen für Maßnahmen im Home-Office/digital

Ein wichtiger Aspekt im Sinne der Wertschätzung ist es, dass die Mitarbeitenden erkennen und wahrnehmen, dass diese Angebote auch für das digitale Arbeiten in Anspruch genommen werden können:

Beispiele für Maßnahmen sind:

  • Ergonomie Coaching mit Videoanalyse
  • Ausgleichsübungen individuell zusammengestellt
  • Individuelle Ernährungstipps (Rezepte und Informationen, auch familientauglich)
  • Entspannungsübungen (Augenentspannung, Rückenübungen, PMR usw.)
  • Zeitmanagement (Spielregeln Erreichbarkeit und Pausenmanagement)
  • Unterstützung und technischer Support für das digitale Barriere Management
  • Optimierung der Verhältnisse (Ausstattung mit Arbeitsmitteln)
  • Soziale Kommunikation (regelmäßiger Austausch) sicherstellen

Gesundheitsbotschafter*innen als „Balance Coach“

Der Balancecoach ist Expert*in für Stressbewältigung und Selbstmanagement und wird explizit darin geschult, seinen Kolleg*innen im Umgang mit Stress am Arbeitsplatz zu helfen und sie mit Tipps für den Arbeitsalltag zu unterstützen. Stress lässt sich nicht immer vermeiden, aber man kann lernen, damit umzugehen und ihn unter Umständen sogar für sich zu nutzen.

Die Themen sind dabei so vielfältig wie die Stressoren am Arbeitsplatz: Ob Zeit- & Leistungsdruck, Arbeitsunterbrechungen, ständige Erreichbarkeit oder Freizeitstress durch Freunde und Familie – der Balancecoach lernt neben den Grundlagen der Stressentstehung für alle Themen, Belastungen zu erkennen und entsprechende Bewältigungsstrategien an seine Kolleg*innen zu vermitteln. Vor allem eine Ansprechperson bei akuten Spitzen in der Arbeitsbelastung zu haben kann für die Belegschaft eine wichtige Stütze sein.

Nutzen für das Unternehmen

  • Verbesserte BGM-Kommunikation
  • Steigerung der BGM-Akzeptanz
  • Wertvolle Rückmeldungen aus der Belegschaft
  • Mitarbeiterorientierte und bedarfsgerechte Steuerung des BGM ́s
  • Integration der Beschäftigten aus anderen Kulturen, die das betriebliche Angebot an Gesundheitsleistungen oft nicht kennen oder nicht richtig verstehen.

Fazit

Gerade in Sachen Gesundheit ist die persönliche Information oft die wirkungsvollste. Zu Gesundheitsbotschafter*innen werden Menschen aus den Mitarbeiterreihen ausgebildet, die ein persönliches Interesse, ein gutes Gespür für Gesundheitsthemen mitbringen und auch als Vorbild fungieren. Gemeinsam mit dem BGM-Verantwortlichen tragen sie dazu bei interaktiv die Gesundheitsförderung und den Gesundheitsgedanken ins Unternehmen zu tragen und , gerade auch bei Unternehmen mit Niederlassungen oder Zweigstellen flächendeckend in Umlauf zu bringen.

 

Gesundheitsexperte im Betrieb – Förderung der psychosozialen Gesundheit

Mit dem BSA-Lehrgang „Gesundheitsexperte im Betrieb – Förderung der psychosozialen Gesundheit“ werden Sie dazu qualifiziert, Konzept zur Förderung der psychosozialen Gesundheit in einem Unternehmen aufzubauen, in die Unternehmensstruktur zu implementieren und systematisch weiterzuentwickeln.

Weitere Informationen:
bsa-akademie.de/gexer