Sie heißen www.coursera.org, www.udacity.com oder www.iversity.org und mancher ist der Ansicht, es sind die „Universitäten des 21. Jahrhunderts“. Ihr Angebot: Kurse in Programmierung, höherer Mathematik und ähnlichen Fächern, an denen man sich über das Internet überall auf der Welt beteiligen kann, ohne an einer Universität eingeschrieben zu sein. Das Angebot kostet zudem wenig oder ist ganz umsonst, oft sind sogar abschließende Prüfungen und Zertifikate möglich. Ursprüngliche Intention der Initiatoren, darunter der Deutsche Sebastian Thrun, war es, auf diese Weise Menschen weltweit Zugang zu höherer Bildung zu ermöglichen. Mit hunderttausenden Teilnehmern rund um den Globus kann man das als durchaus gelungen bezeichnen.

A group of friends at a coffee shop
Foto von Brooke Cagle

Auch die großen amerikanischen Universitäten von  Harvard bis Stanford bieten bereits Massive Open Online Courses (MOOC) an. Vor fünf Monaten führte das Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.) mit MITx eine eigene Open Source Online Lernplattform für diesen Bereich ein, jetzt gibt es mit edX ein Angebot, zu dem sich die Universitäten Harvard und Cambridge zusammengetan haben und das ihnen jeweils eine Investition von 30 Millionen Dollar wert ist. Stanford überraschte kürzlich mit einem eigenen „Vice Provost for Online Learning“ und ist eine Partnerschaft mit Coursera eingegangen.

Bewerber soll MOOCs erforschen

Jetzt meldet sich mit Bill Gates einer der großen Wohltäter des offenen Lernens für alle zu Wort. Gates, der mit seiner Stiftung bereits das Online-Angebot der  Khan-Academy unterstützt, will wissen, ob MOOCs auch dafür geeignet sind, Einsteigerwissen für College-Studenten zu vermitteln. Universitäten und Colleges wurden von der Stiftung aufgefordert, sich mit ihren Einsteigerangeboten für insgesamt zehn zu vergebende Spenden im Wert von jeweils bis zu 50.000 Dollar zu bewerben.

Die Stiftung will anhand der Kurse zum Beispiel feststellen, welche Studenten am meisten von einem MOOC profitieren und welche Inhalte sich am besten für diese Kursform eignen. Außerdem sollen Erkenntnisse gesammelt werden, wie Lehrer Studenten in diesen Kursen unterstützen können, insbesondere wenn ihnen Selbstlernkompetenzen fehlen. Man sei vorsichtig optimistisch, dass die Kurse eine Möglichkeit für ärmere Studenten darstellen, ein Studium zu absolvieren, auch wenn sie nebenbei arbeiten müssten, so Josh Jarrett, Deputy Director of Postsecondary Success der Bill and Melinda Gates-Stiftung im „Chronicle of Higher Education“. Dennoch sei es wichtig, diese Fragen genau zu beantworten, bevor das Thema weiter vorangetrieben wird.

Experten sehen auch Vorteile für die amerikanischen Universitäten. Ihnen liefen schon jetzt die Kosten davon. Die Infrastruktur für Online-Studenten zu pflegen und aufrecht zu erhalten kostet weniger, als einen ganzen Campus zu unterhalten. Und ganz umsonst werden sie ihre Kurse und Prüfungen zu guter Letzt auch nicht abgeben.

Veranstaltungstipp:

Einer der Vorreiter für technologiegestütztes Lernen für alle ist der indische Professor Sugata Mitra. Mit seinem Hole-in-the-Wall-Projekt hat er in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts gezeigt, wie die Technik Bildung in die Welt der Ärmsten bringen kann. Anlässlich der Zukunft Personal in Köln vom 25. bis 27. September erhält er dafür den Leonardo – European Corporate Learning Award 2012 in der Kategorie „Crossing Borders“. Was man aus solchen Projekten für das Lernen im Unternehmen mitnehmen kann, darum geht es beim Leonardo Forum – Beacon Projects am Dienstag, 25. September, ab 14 Uhr auf der Professional Learning Europe im Congress Centrum Ost der Messe Köln.

www.professional-learning.de