Leseprobe

Machen wir uns nichts vor. Wenn wir insbesondere auf die westlichen Nationen schauen, kommen wir nicht um die Feststellung herum, dass die Umstände wahrscheinlich noch nie so günstig waren, um erfolgreich und glücklich zu sein. Wir haben ausgezeichnete Bildungseinrichtungen, die auch für Personen zugänglich sind, die wenig finanzielle Mittel haben. Wir haben ein exzellentes Gesundheitssystem, das es uns ermöglicht, ein langes Leben zu führen. Wir haben alle nur erdenklichen Versicherungen, die uns auch in schwierigen Lebensumständen absichern. Und wir haben die Möglichkeit, zwischen einer Vielzahl von Wegen zu wählen, und sind nicht nur auf einen oder zwei berufliche Wege beschränkt, wie es noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war. Viele Menschen müssen erst wieder Urlaub in einem Entwicklungsland, auf einem anderen Kontinent machen, um sich dieser Tatsachen bewusst zu werden, und viele reisen entsprechend demütig in ihr westliches, reiches und sicheres Land zurück. „Wir haben es schon gut“, das ist ein Satz, den man dann meistens hört. Allerdings nur zwei Wochen lang, dann ist das bei vielen auch schon wieder vergessen und die Aufmerksamkeit schweift zu dem neuen Auto des Nachbarn oder der Beförderung des Kollegen, der es doch viel besser hat als wir selbst.
Der Autor schafft mit der Kombination geschichtlicher Erlebnisse einerseits und Hintergrundwissen andererseits einen interessanten Rahmen – und die ersten 100 Seiten sind schnell gelesen. Diese Kombination ist jedoch gleichzeitig die Herausforderung im Leseprozess, da der Inhalt in den Geschichten verschwimmt und somit die Stringenz beeinflusst. Leider erst nach Abschluss eines Kapitels eröffnet der Autor die Kernfrage zu diesem. Eine kurze Zusammenfassung pro Kapitel mit den Eckpunkten wäre für den Leser wünschenswert und würde eine einfache Suche beim Nachschlagen erhöhen. Der Schreibstil ist sehr ansprechend und die gute Gliederung unterstützt den Lesenden.
In der Mitte des Buches verstärkt der Autor den Bezug auf die Praxis und zeigt dem Lesenden mit einfachen Beispielen und Fragen Möglichkeiten auf, seinen sogenannten persönlichen „Thinking Style“ zu beeinflussen und so seine Resilienz weiterzuentwickeln. In der Umsetzung der verschiedenen Möglichkeiten hätte ich mir einen grafischen Überblick gewünscht, denn oft sagt ein Bild mehr als 1.000 Wörter.
Die Methoden und Hintergründe sind einfach anzuwenden und stärken mit einfachen Mitteln den Blickwinkel auf das Thema Resilienz.
Im Schlusskapitel widmet sich der Autor einer Resilienzanalyse von Steve Jobs. Diese geht über 15 Seiten und ermöglicht das zuvor erworbene Wissen zur Resilienz in einer Art Coach/Trainer-Sicht zu betrachten und somit eine weitere Rollenperspektive, die der Führungskraft als Coach/Trainer zu stärken.
Zusammenfassend bietet dieses Buch eine kompakte Aufarbeitung rund um das Thema Resilienz und vermittelt die wissenschaftlichen, oft komplexen Zusammenhänge verständlich. Das Qualifikationsprofil des Autors versprach einen höheren Bezug auf den wirtschaftlichen Kontext, im Buch jedoch bezieht er sich stärker auf die Einzelperson. Der Band bietet konkrete Möglichkeiten zur Weiterentwicklung seiner Resilienz und gibt Tipps für den persönlichen Alltag. Als Zielgruppe sehe ich eher Personen, welche die Möglichkeiten der Resilienz im privaten Umfeld anwenden möchten. Der Inhalt des Buches ist sehr gewichtig, die Umsetzung in der Praxis hängt von der Leichtigkeit jedes Einzelnen ab. Es ermöglicht eine gute Ausgangsplattform für dieses wichtige Thema und lässt sich auch als persönliches Coaching-Buch einsetzen.
Abschließend möchte ich einen Satz des Psychologieprofessors Klaus Grawe zitieren, der in diesem Buch einen wichtigen wissenschaftlichen Fokus einbringt. „Die Frage, ob und welche Grundbedürfnisse erfüllt sein müssen, damit es uns als Menschen gut geht, ist eine solche Frage, die uns sehr persönlich angeht."
Quelle: personal manager Zeitschrift für Human Resources Ausgabe 2 März / April 2013
Herausforderungen im Leben verlangen nach einer stetigen persönlichen Weiterentwicklung und Orientierung. Viele Menschen haben Angst, Veränderungen, Krisen und Problemstellungen nicht bewältigen zu können. Die Eigenschaften Flexibilität, Anpassungsbereitschaft, Arbeitsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit werden heutzutage zunehmend bis ins hohe Alter verlangt. Ein professioneller Umgang mit privaten und beruflichen Herausforderungen fördert die Zielerreichung und die Lebensqualität. Die persönliche Resilienz kann für viele ein Schlüsselfaktor dabei sein. Dieses Buch behandelt wissenschaftlich und praxisorientiert den Themenbereich Resilienz in einer sehr leicht verständlichen Art und Weise. Doch nun einmal zu den Details.
Mit 224 Seiten ist es ein sehr handliches Buch und die Buchfarbe sticht im Bücherregal gleich einmal heraus. Das Inhaltsverzeichnis ist klar gegliedert und weckt mit anregenden Überschriften das Interesse am Lesen. Für den Autor Denis Mourlane ist es die erste Bucherscheinung. Laut seines Qualifikationsprofils ist sein Wissen in dem Bereich Resilienz auf einer soliden Basis aufgebaut. Bei der Wahl des Buchtitels könnte man sich philosophisch die Frage stellen: „Was ist der Unterschied zwischen den wirklich Erfolgreichen und den Erfolgreichen?“ Leider erhält diese Frage keine Antwort. Das Literaturverzeichnis verspricht aber eine gut fundierte Analyse des wissenschaftlichen Hintergrundes.
Im letzten Teil des Buches analysiert er den verstorbenen Apple-Gründer Steve Jobs anhand der angeführten Resilienzfaktoren. Da Jobs eine sehr extreme Persönlichkeit hatte, die wahrscheinlich nur sehr selten anzutreffen ist, und der Innovator laut der Analyse des Autors auch einige der wesentlichen Resilienzfaktoren nicht aufwies, hat dieses Beispiel jedoch nur wenig Nutzen für den Leser. Hier wäre die Auswahl einer bekannten Persönlichkeit, die die beschriebenen Resilienzfaktoren erfüllt und damit eine Vorbildwirkung hat, wohl geeigneter gewesen. Die Erläuterungen der theoretischen Erkenntnisse in Verbindung mit den praktischen Beispielen aus dem Erfahrungsschatz des Autors machen das Thema auf jeden Fall gut verständlich. Zur Dokumentation seiner Argumentation reiht der Autor allerdings sehr viele lange Zitate und Ausschnitte aus anderen Texten aneinander. Dies hemmt mitunter den Lesefluss des Buches ein wenig. Da aufgrund des verstärkten Wettbewerbsdrucks und zunehmender Arbeitsbelastung das Thema Resilienz für Personalverantwortliche sehr aktuell erscheint, ist das Buch sicher eine sehr gute Lektüre, um den nötigen Überblick zu bekommen. Personalmanager können durch die Lektüre einen Blick für Resilienz bei Mitarbeitern und Führungskräften entwickeln. Die Erkenntnis, dass Resilienz auch erlernbar ist, eröffnet zudem die Möglichkeit, gezielte Trainings und Coachings anzubieten, um die Resilienz der Belegschaft oder ausgewählter Gruppen im Unternehmen zu erweitern.
Sehr anschaulich sind die Beispiele, die der Autor zur Untermauerung seiner Thesen verwendet. Einerseits erklärt er die notwendigen Skills anhand von bekannten Personen aus der Geschichte und der Gegenwart. Zusätzlich verwendet der Psychologe und Systemische Coach auch Fallbeispiele aus seiner eigenen beruflichen Tätigkeit in Konzernen und aus dem Managementcoaching. Damit sind die Beispiele und Darstellungen sehr nachvollziehbar für den wirtschaftlichen Kontext und die aktuellen Herausforderungen, denen sich viele Unternehmen sowie Führungskräfte und Mitarbeiter stellen müssen. Zusätzlich gibt Mourlane sehr praktische Tipps, wie jeder einzelne seine persönliche Resilienz steigern kann. Die konkreten Anregungen und Anleitungen kann jeder Leser für sich nutzen, auch Personalverantwortliche, Trainer und Coachs in ihrer Arbeit mit anderen. Nach jedem Kapitel regt er den Leser zum Nachdenken über die eigene Resilienz an, indem er noch einmal die Kernfrage des Kapitels wiederholt.