Bei einem Bewerbungsgespräch bewerben sich z.B. mehrere Berufsanfänger auf eine Stelle. Einer von ihnen hat möglicherweise sehr gute Zeugnisnoten und weiß viel über das Arbeitsgebiet.

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Foto von ThisisEngineering RAEng

Warum kann es trotzdem sein, dass der Arbeitgeber sich für einen anderen Bewerber entscheidet, dessen Notendurchschnitt wesentlich schlechter ist und der nicht soviel Fachwissen mitbringt?

Die Antwort liegt in dem persönlichen Eindruck, den der zweite Bewerber auf den Arbeitgeber gemacht hat, in der Art, wie er gesprochen und zugehört hat, welche überzeugend war.
Emotionale Intelligenz ist in allen Berufsfeldern erforderlich, wo eine Begegnung oder Zusammenarbeit mit Menschen stattfindet.

Beim Umgang mit Kunden ist die Emotionale Intelligenz für den Erfolg ausschlaggebend, denn jeder Kunde möchte normalerweise, dass man ihm Wertschätzung und Verständnis entgegen bringt, auch wenn seine Gefühle nichts mit dem Kauf an sich zu tun haben. Wird diese Erwartung nicht erfüllt, weil der Verkäufer ungeduldig oder gleichgültig auf seine Fragen reagiert, wendet sich der Kunde vielleicht an eine andere Firma.

Ein Lehrer, der die Schüler ohne Emotionale Intelligenz unterrichtet und versucht, ihnen lediglich Fakten zu vermitteln, wird von seinen Schülern wohl kaum akzeptiert werden. Er wird für sie kein Vorbild sein und seine Worte werden ihnen nicht in Erinnerung bleiben.

Aber auch im kreativen Bereich, in der Kunst- oder Musikszene, ist Emotionale Intelligenz von Bedeutung, damit das entstandene Werk die Menschen anspricht, ihre Herzen berührt und einen Eindruck bei ihnen hinterlässt. Viele Musiker haben z.B. bekanntlich ein Talent, die Gefühle ihrer Fans zu beeinflussen.

Hier beginnt die Arbeit zunächst bei den eigenen Gefühlen, die erkannt und zum Ausdruck gebracht werden sollten. Der nächste Schritt ist es, eine Brücke zu den anderen Menschen zu schlagen, sie mit einzubeziehen und für das eigene Werk zu begeistern. Gelingt dies nicht, bleibt das kreative Schaffen eben eine „brotlose Kunst“.

Emotionale Intelligenz kann aber auch auf negative Weise eingesetzt werden, um andere zu manipulieren und dadurch Vorteile zu erzielen. Ein gutes Beispiel hierfür sind bestimmte Werbeslogans, bei denen u.a. durch Musik die Gefühlsebene der Verbraucher angesprochen wird.
Umgeben Sie sich mit Menschen, die eine positive Grundeinstellung haben und Ihnen ein Vorbild sein können. Vor allem aber pflegen Sie einen guten Kontakt zu sich selbst. Je besser Sie sich selbst verstehen, desto leichter wird es Ihnen fallen, Ihre Emotionen zu steuern. Sie selbst haben die Wahl, ob Sie einem Gefühl folgen wollen oder nicht!

Um einen inneren Abstand zu Situationen zu gewinnen und mit Stress besser umgehen zu lernen, können Sie z.B. Achtsamkeit und Meditation praktizieren.

Außerdem ist es hilfreich, Seminare und Fortbildungen zu besuchen, die den Umgang mit eigenen und fremden Emotionen zum Thema haben, z.B. Gesprächsführung nach Carl Rogers. Diejenigen, mit denen Sie zusammen arbeiten, werden bald den positiven Wandel bei Ihnen bemerken.

Sie werden dann mehr Wertschätzung erhalten, weil Sie selber rücksichtsvoller und bewusster mit den Gefühlen Anderer umgehen. Dadurch wird sich auch Ihr Selbstbewusstsein steigern.
Für den Erfolg im Berufsleben ist es wichtig, dass Sie ein gewisses Maß an Freude und Begeisterung für Ihre Tätigkeit empfinden. Nur dann wirken Sie überzeugend auf Andere.

Entwickeln Sie eine Vision für ihren beruflichen Weg, überlegen Sie, auf welche Weise Sie gerne einen Beitrag in der Welt leisten möchten! Durch diese Art der Selbstmotivation werden Ihre Emotionen dem Erfolg nicht mehr im Weg stehen, sondern diesen unterstützen und antreiben.

 
Wie können Sie Ihre Emotionen so steuern, dass sie Ihnen helfen, bestimmte berufliche Ziele zu erreichen?

Sie können ihre Emotionen konstruktiv nutzen und sie auf ein längerfristiges Ziel richten, z.B. berufliches Vorankommen in einer Firma und ihr Verhalten daran orientieren. Das bedeutet, dass Sie nicht gleich emotional reagieren, sondern spontane Reaktionen auch mal zurückstellen, um Ihr Ziel zu erreichen.

Wenn Sie z.B. sehen, dass Ihr Chef gerade viel Stress hat, werden Sie versuchen ihn trotz seiner schlechten Stimmung so gut wie möglich zu unterstützen, denn Sie wollen gerne weiterhin für ihn tätig sein. Das Interesse an der gestellten Aufgabe überwiegt dann und spornt Sie und auch andere dazu an, mitzuarbeiten.

Wenn Sie erfolgreich sein wollen, ist es zunächst notwendig, einen Abstand zu den eigenen Emotionen zu gewinnen. Nur dann sind Sie in der Lage, Ihr Gegenüber wirklich wahrzunehmen und sein Verhalten zu verstehen. Die mehrfache Weltmeisterin im Kickboxen, Lucia Rijker, erreichte nach eigener Aussage bei den Wettkämpfen eine solche Konzentration, dass sie den jeweils nächsten Schlag ihres Gegners vorausahnen und sich davor schützen konnte. Diese Art der Wahrnehmung zu entwickeln und zu schulen ist auch für Sie möglich, wenn Sie nicht zu sehr in den eigenen Emotionen verhaftet sind.

Auf längere Sicht hilft es jedoch nicht, die eigenen Emotionen lediglich zu verdrängen. Besser ist ein empathischer Umgang damit. Zunächst einmal sollten Sie lernen, ihre Gefühle zu akzeptieren und sie in eine positive Richtung zu lenken.

Eine Mitarbeiterin war z.B. eines Tages nicht in der Lage, ihre Büroarbeit zu erledigen, weil eine unerklärliche Traurigkeit sie überwältigte. Kurz darauf stellte sich heraus, dass es einen Grund für ihre traurige Stimmung gab – ein sehr wichtiger Mitarbeiter hatte ganz plötzlich beschlossen, die Firma zu verlassen. Da sie ihre eigene Reaktion seltsam fand, nahm sie Kopfschmerz-Tabletten und Antidepressiva, um sich besser zu fühlen. Damit wurden ihre Emotionen jedoch nur betäubt.

Wäre sie in der Lage gewesen, ihre Gefühle nicht als nebensächlich abzutun, hätte sie beispielsweise ihre Zeit und Empathie dazu nutzen können, eine Abschiedsfeier zu organisieren. Dann hätten alle Betroffenen noch einmal mit dem Mitarbeiter über seine Entscheidung sprechen können, um seine Beweggründe zu verstehen. Anschließend wäre sie dann wieder fähig gewesen, effektiv weiter zu arbeiten.