Überprüfen Sie ihre Haltung. Tendieren Sie dazu, Ihr Licht unter den Scheffel zu stellen und Ihre Ideen sehr spät oder gar nicht zu teilen? Oder gehen Sie grundsätzlich davon aus, die richtige oder bessere Lösung zu haben und stellen diese in den Mittelpunkt der Kommunikation? Hier das richtige Maß zu finden, wird auch die Haltung dazu beeinflussen, inwieweit Kooperation sich lohnt. Sobald wir verstehen, dass eine multiperspektivische Sichtweise in der Regel sowohl zu verträglicheren als auch zu nachhaltig besseren Entscheidungen führt, hören wir auf, den Ertrag von Kooperation rein materiell zu betrachten. Es fällt uns leichter, Zeit und Aufmerksamkeit zu investieren, ohne sofort auf den Outcome zu schielen und uns von der Frage ablenken zu lassen, ob sich unser Invest auch wirklich lohnt.
Kooperationen sind dann besonders erfolgreich, wenn die Ziele und Erwartungen der Beteiligten frühzeitig klar definiert werden, eine gemeinsame Vision entwickelt und in regelmäßigen Abständen evaluiert wird, ob die Zusammenarbeit noch diesen Vereinbarungen entspricht. Ist das nicht der Fall, braucht es den Mut, diese Abweichung anzusprechen, die daraus entstehenden Konflikte zu bewältigen und die Zusammenarbeit wieder auf die richtige Bahn zu bringen.Unterm Strich braucht es also sowohl weibliche als auch männliche Fähigkeiten, damit Kooperation gelingt.
Obwohl die Studie zeigt, dass Männer dazu neigen, ihre eigenen Fähigkeiten zu über- und die ihrer Kollegen zu unterschätzen und sie sich deshalb häufiger für Einzelarbeit entscheiden, zeigt sich auch, dass Männer sehr wohl kooperieren können. Nämlich dann, wenn es sich für sie lohnt. In einem Versuch durften die Beteiligten wählen, ob sie im Team oder alleine arbeiten möchten. Deutlich mehr Frauen als Männer entschieden sich für die Teamarbeit. Im nächsten Schritt führten die Wissenschaftler eine Belohnung für exzellente Teamarbeit ein und erhöhten sie Schritt für Schritt. Bei 10 % gab es Gleichstand, das heißt die Zahl der Männer, die sich unter diesen Umständen für Teamarbeit entschieden, erreichte ungefähr das gleiche Niveau wie bei den Frauen.
Um erfolgreich zu kooperieren, müssen wir die Grundhaltung pflegen, dass unser eigener Beitrag genauso wichtig ist, wie der der anderen Teammitglieder. Dabei sollten wir nicht in die Falle der Expertengläubigkeit treten. Gerade der frische oder unkonventionelle Blick eines Anfängers oder einer fachfremden Person kann Fallen aufzeigen oder neue Kreativität entfachen. Die Studenten in unserem zu Beginn geschilderten Praxisbeispiel schlugen den Einsatz einer Signal-Technik vor, die man in Parkhäusern nutzt, um freie und besetzte Parkplätze anzuzeigen. Das System hat die Nutzung des vorhandenen Raumes so verbessert, dass auf den Neubau vorläufig verzichtet werden kann. Das Logistiklager von Herrn Lange wurde als Best Practice Beispiel für alle Unternehmensstandorte definiert und Herr Lange steht vor der Geschäftsleitung ziemlich gut da.
Kooperativ zu sein, gilt eindeutig als weibliche Charaktereigenschaft. Das bestätigten John Gerzema und Michael D’Antonio, die Autoren des Buchs „The Athena Doctrine“, in einer Befragung von 32.000 Menschen in 13 Ländern weltweit. Sie baten die Teilnehmer 125 Charaktereigenschaften als männlich, weiblich oder neutral einzuordnen. Kooperativ zu sein, wurde als weibliche Tugend eingestuft. Tatsächlich belegen auch zahlreiche andere Studien, dass die Frauen häufig bevorzugen, in Teams zu arbeiten – während die meisten Männer bevorzugen, eigenverantwortlich zu handeln. Bemerkenswert ist, dass in Gerzemas und D’Antonios Studie weitere 32.000 Menschen gefragt wurden, welche Eigenschaften sie mit der „idealen modernen Führungskraft“ verbinden. Kooperativ zu sein, gehört danach zu den zehn wichtigsten Charakterstärken einer zeitgemäßen Führungskraft. Haben männliche Führungskräfte jetzt ausgedient? Sicher nicht. Vielmehr ist dies ein starkes Zeichen an Unternehmen, welches Arbeitsklima sich sowohl Männer als auch Frauen wünschen und welche Verhaltensweisen Führungskräfte in den Vordergrund stellen müssen, um diesen Erwartungen gerecht zu werden.
Kooperativ zu sein, erzeugt nicht nur ein besseres Arbeitsklima. Kooperation ist der Nährboden für Kreativität und Innovation. Nur durch die kooperative Zusammenarbeit aller Beteiligten können die immer komplexer werdenden Aufgabenstellungen erfolgreich bewältigt werden.
Wenn wir unsere Kooperationsfähigkeit verbessern möchten, beginnt das bei der inneren Haltung. Die Gründe, warum Frauen Kooperation dem Wettbewerb vorziehen, geben uns da wertvolle Hinweise. Die Wirtschaftswissenschaftler Peter J. Kuhn und Marie-Claire Villeval haben sich damit ausführlich beschäftigt. In ihrer 2013 erstellten Studie fanden sie heraus, dass Frauen durchschnittlich weniger Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten, dafür aber mehr Vertrauen in die Fähigkeiten ihrer Kollegen haben. Frauen gehen also natürlicherweise davon aus, dass in einem kooperativ geprägten Umfeld ihre Ergebnisse durch die Zusammenarbeit mit anderen potenziert werden. Die Frage, inwieweit sich das für sie materiell lohnt, steht dabei im Hintergrund. Das lässt sich auch gut mit der Realität abgleichen. Frauen sind im Non-Profit-Bereich deutlich überrepräsentiert und im Finanzbereich oder in den Führungspositionen großer Unternehmen eher unterrepräsentiert.